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Perspektive der Häfen sichern
Die schleswig-holsteinischen Häfen stehen vor großen Herausforderungen. Das hat mit den regionalen Bedingungen und dem Zustand der Infrastruktur zu tun – wie dem der nautischen Zufahrten. Ein Beispiel dafür ist der Husumer Hafen.
Der Industriehafen in Husum
© www.grafikfoto.de/M. Staudt
Könnten die Frachtschiffe nicht mehr in den Husumer Hafen einfahren, müsste die Ware von Hamburg nach Husum mit Lkw über die Straße transportiert werden. „In diesem Szenario wäre die Umweltbelastung 35-mal so hoch“, sagt Tom Brodersen, Geschäftsführer des Schiffsmaklers Wilhelm E. F. Schmid GmbH und Mitglied der Interessensgemeinschaft Nordfriesische Inseln (IGNH). „Hinzu kommt, dass unsere Straßen für die zusätzlichen Massen an Gütern nicht ausgelegt sind.“ Die maritime Wirtschaft wird derzeit jedoch stark herausgefordert. Aktuell ist die Frachtschifffahrt in Husum auf einen Tiefgang von 3,8 Metern begrenzt. Zudem brauche es eine Ausnahmegenehmigung, die nur bis 4,2 Meter reiche. „Damit ist Husum längst nicht mehr zukunftsfähig. Um attraktiv für heutige Schiffe zu sein, braucht es einen Tiefgang von 4,7 Metern“, erklärt der Schiffsmakler. Zudem müsse die Infrastruktur modernisiert werden. Dazu gehöre auch, Spundwände, Dalben und Reibepfähle zu erhalten sowie Kaianlagen, Straßenzugänge und die Gleisanbindung wiederherzustellen.
Husum ist dabei nur ein Beispiel von vielen. „Für Häfen sind gute wasserseitige – sprich nautische – Zufahrten essenziell. In Schleswig-Holstein ist die Qualität dieser allerdings sehr unterschiedlich. Die Zuständigkeit, marktgerechte Wassertiefen vorzuhalten, liegt dabei je nach Gewässerabschnitt bei Bund, Land oder Kommunen“, sagt Dr. Jerome Stuck, Referent für Infrastruktur, Mobilität und Maritime Wirtschaft der IHK Flensburg. Er fährt fort: „In Husum sind Land und Bund zuständig – das erschwert die Sache. Es geht vor allem um umweltrechtliche Einschätzungen und Finanzierungsfragen.
Die Folgen für die regionale Hafenwirtschaft sind groß. „Wenn es nicht bald Verbesserungen gibt, werden die maritimen Unternehmen ihren Sitz in andere Häfen auslagern müssen und es werden keine Zukunftsinvestitionen am Standort vorangetrieben“, so Brodersen. „Zahlreiche Arbeitsplätze hängen an den Regionalhäfen. Hinzu kommen indirekte Arbeitsplatzeffekte und Abhängigkeiten.“ Die Landwirtschaft, Handwerksbetriebe und andere Zulieferer seien ebenfalls davon betroffen. Die IHK lässt die Beschäftigungs- und Wertschöpfungskette aktuell im Rahmen einer Studie untersuchen. Diese soll Informationen liefern, um den weiteren Dialog mit Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu unterstützen.
Ein erstes positives Signal für den Husumer Hafen gab es bereits: „Der Bund beteiligt sich an der Gewässerunterhaltungsmaßnahme in der Husumer Au mit 50 Prozent. Eine Regelung, die auf Initiative der IGNH vereinbart wurde", erklärt Brodersen. Jetzt fehle nur noch die Zusage des Landes. Weitere Maßnahmen seien dennoch unausweichlich. „Das Umschlagpotenzial ist da und wird weiterwachsen – nicht zuletzt durch die Energie- und Verkehrswende. Dafür müssen aber jetzt die Investitionen getätigt werden.“
Autorin: Joana Detlefs
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Joana Detlefs