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Digital, ökologisch, autonom
Die Häfen machen sich fit für die Zukunft, denn Warenströme nehmen zu. Die großen Themen heißen Automatisierung, Digitalisierung und ökologische Modernisierung.
Einfahrt nach Lübeck-Travemünde, im Hintergrund der Skandinavienkai
© Anders Björk
Michael Siemensens Bereich passt gerade so an die Wand seines Büros. Er arbeitet als Stratege bei der städtischen Hafengesellschaft Lübeck Port Authority (LPA) zwischen großformatigen Luftbildern, die Lübeck von oben zeigen. Zwischen roten und grünen Flecken windet sich als schwarzes Band die Trave, längs dazu reihen sich dunkelgrau die 17 Standorte des Lübecker Hafens auf. An der Travemündung liegt der Skandinavienkai, die größte Hafenanlage der Stadt, die gerade zwei neue Lagerhallen mit Lkw-Stellplätzen bekommen hat. Der Lübecker Hafen ist der zweitgrößte an der Ostsee, um Haaresbreite hinter Rostock.
Die LPA und die Lübecker Hafen-Gesellschaft, Pächter und Betreiber der Anlagen, bereiten sich auf mehreren Feldern auf die Zukunft vor. Zum Beispiel sollen Abläufe und Raum effizienter werden, weil es kaum Kapazitäten für ein Wachstum in der Fläche gibt. Das Thema ist Teil öffentlicher Diskussionen um die Ökobilanz des Hafens. Um diese zu verbessern, entstehen am Skandinavienkai zwei Landstromanlagen für Schiffe, und die ersten zwei Fähren nutzen statt Diesel Flüssiggas (LNG) als Treibstoff. „Diese Schiffe verbrennen keinen Stickstoff, Ruß oder Schwefel mehr und nur 30 Prozent des CO2 eines Dieselantriebs“, sagt Siemensen.
In der Hafenlogistik seien die Treibstoffe der Zukunft Ammoniak und Wasserstoff. „Wir wollen Wasserstoff hier produzieren und anwenden. Weil das aber noch sehr teuer ist, laufen dafür Förderanträge“. Großen Nachholbedarf sieht Siemensen bei den Warenströmen vom und zum Hafen: Nur ein Siebtel der Ware wird bisher auf der Schiene transportiert. Angesichts überfüllter Autobahnen müsse sich dieser Anteil deutlich erhöhen.
Lieferkette digitalisieren
Noch ist der Hafen wenig digitalisiert. Für die Lieferkette scheitere das beispielsweise an der mangelnden Bereitschaft der Hafennutzer, ihre Daten zu teilen. „Das wird sich aber ändern“, glaubt Siemensen. Spätestens 2025 werde es ein digitales Transportmanagement-System geben. Carlos Jahn, Leiter des Instituts für Maritime Logistik der Universität Hamburg, kennt einen weiteren Grund, warum viele Häfen noch kaum digital arbeiten: Die Installation eines solchen Warenmanagements sei aufwendig und teuer, und vielleicht führe ein anderer Hafen dann ein ganz anderes System ein. „Wir brauchen Standards.“
5G: schnelles Netz für die Häfen
Digital vernetzte Container, die von autonom fahrenden Transportern im Hafen bewegt werden: Dafür braucht es schnelles Internet. Die Hansestadt Lübeck plant deshalb, ihre Häfen mit einem 5G-Netz zu versorgen, und erforscht mit einer Konzeptförderung des Bundes Anwendungen für den superschnellen Mobilfunkstandard. In Kiel soll ab Ende 2021 ein 5G-Netz den Einsatz von autonomen Fähren im Hafen möglich machen.
Digital vernetzte Container, die von autonom fahrenden Transportern im Hafen bewegt werden: Dafür braucht es schnelles Internet. Die Hansestadt Lübeck plant deshalb, ihre Häfen mit einem 5G-Netz zu versorgen, und erforscht mit einer Konzeptförderung des Bundes Anwendungen für den superschnellen Mobilfunkstandard. In Kiel soll ab Ende 2021 ein 5G-Netz den Einsatz von autonomen Fähren im Hafen möglich machen.
Das sei eine Frage der Zeit: Schon in zehn Jahren, glaubt er, werden Karten anzeigen, wo sich welche Waren befinden, sodass Spediteure kürzer warten müssen, und die Prüfung von Frachtpapieren wird automatisiert sein. Künftig werden wahrscheinlich deutlich mehr Container unterwegs sein. In Lübeck erwarten die Stadtplaner einen Zuwachs auf 23 von heute 16 Millionen Nettotonnen jährlich. Ein Hauch von Science- Fiction lässt sich schon heute im Hafen von Hamburg-Altenwerder spüren. Dort löschen autonom fahrende Fahrzeuge, die mit Strom aus eigenen Windkraftanlagen angetrieben werden, die Ladung.
Friederike Grabitz
Veröffentlicht am 28. September 2020
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