Straßenbauprojekte

"Die Terminplanung hat Bestand"

Hilft die Autobahnreform, wichtige Verkehrsprojekte im Norden endlich voranzubringen? Im Interview sprechen Klaus Franke, Direktor der gerade eröffneten Niederlassung Nord der Autobahn GmbH des Bundes, und Bernd Rothe, Bereichsleiter der Projektmanagementgesellschaft Deges, über die A 20, die A 21 und die Rader Hochbrücke.
Herr Franke, wie weit ist die neue Niederlassung Nord mit der Personalrekrutierung? Sind Sie bereits so arbeitsfähig, wie es die Aufgabe verlangt?
Klaus Franke: Wir haben bislang eine sehr gute Übernahmequote beim Personal von mehr als 80 Prozent. Die große Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen, die bei den Ländern für Fernstraßen zuständig waren, wechseln gemäß ihrer Aufgabe zu uns in die Autobahn GmbH, was mich sehr freut. Wir sind damit arbeitsfähig, und wir werden auch am 1. März 2021, wenn der Betriebsdienst zu uns kommt, arbeitsfähig sein.
Das wichtigste Straßenbauprojekt in Schleswig-Holstein ist der Weiterbau der A 20. Ist der vor einigen Monaten von Ihnen, Herr Rothe, vorgestellte Zeitplan noch aktuell? Kann die wichtige Unterelbequerung auch realisiert werden, wenn noch nicht alle anderen Bauabschnitte Baurecht haben?
Bernd Rothe: Die vorgestellte Terminplanung hat weiter Bestand. Dies gilt gerade für jene Bauabschnitte, die sofortigen Verkehrswert bringen. Das sind die Verbindung der bestehenden A 20 zur A 7 und der Abschnitt "Elbquerung" bis zur A 23. Der Bauabschnitt 8, der neue Elbtunnel, ist natürlich im Zusammenhang mit dem darauffolgenden Bauabschnitt 7 bis zur A 23 zu sehen. Aber wenn wir für diese beiden Abschnitte Baurecht erlangen, können wir fristgerecht 2022 zu bauen beginnen – vorausgesetzt, es gibt keine neuen Klagen gegen die Planfeststellung, die vor Gericht Bestand haben.
Für den Ersatz der Rader Hochbrücke gibt es einen fest vereinbarten Zeitplan mit einem Baubeginn ab 2023. Wie groß ist die Gefahr von Verzögerungen?
Rothe: Gerade bei diesem Projekt sehe ich keine großen Unwägbarkeiten. Natürlich weiß man nie, welche unvorhergesehenen Herausforderungen sich bei Planung und Bau ergeben. Aber die Erfahrung zeigt, dass wir immer eine Lösung gefunden haben, auch komplexe Bauprojekte fristgerecht umzusetzen.
Der Weiterbau der A 21 Richtung Süden von der A 24 bis zur A 39 kommt nicht voran. Laut Bundesverkehrswegeplan (BVWP) könnten aber wenigstens die Planungen schon laufen, da der Abschnitt im "Weiteren Bedarf mit Planungsrecht" eingestuft ist. Warum wird bei dieser wichtigen Verbindung für die Metropolregion Zeit verschenkt?
Franke: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gut daran tun, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Wir müssen zunächst die Verlängerung der A 39 auf den Weg bringen, um eines der Projekte umzusetzen, die im BVWP als "vordringlich" vermerkt sind. Herr Rothe hat eine Vielzahl von Projekten im Norden, die geplant und umgesetzt werden müssen, und wir als Niederlassung übernehmen von den Ländern viele Projekte, die zwingend mit Tempo "weiterlaufen" müssen. Das gilt aber auch für die Erhaltung und für Brückenersatzneubauten. Um diese laufenden Projekte müssen wir uns als Erstes kümmern, damit es keine Verzögerungen gibt. Wenn diese Maßnahmen im richtigen "Fahrwasser" liegen, werden wir parallel neue Planungen anschieben. Alles auf einmal anzustoßen, ist mit den vorhandenen Kapazitäten, gerade auch denen der freien Wirtschaft, nicht möglich.
Interview: Martin Krause
Veröffentlicht am 2. April 2020