Flintbek: Firmengärten

Meisterwerk der Natur

Es ist eine grüne Oase inmitten eines Gewerbegebiets: Der Firmengarten von Original LÖWE zeigt, wie durchdachte Gartengestaltung und nachhaltige Praktiken harmonisch miteinander verschmelzen können. Gärtnermeister Lars Mirold und Unternehmer Randolph Schröder berichten von ihrer Zusammenarbeit und ihrem Engagement für mehr Naturschutz im unternehmerischen Umfeld.
Weinreben auf fließenden Grünterrassen, Streuobstwiesen, Blühfelder und ein summendes Bienenhotel zwischen hohen Sträuchern – diese Szenerie erwartet mich beim ersten Schritt auf das Firmengelände von Original LÖWE in Flintbek bei Kiel. Ich treffe Randolph Schröder, Geschäftsführer des Familienunternehmens in dritter Generation. Sichtlich stolz ist der Unternehmer auf das, was er hier mit seinem Freund und Gärtnermeister Lars Mirold geschaffen hat. „Ich wollte einen Ort entwickeln, der nicht nur unser Produkt widerspiegelt, sondern auch die Werte, die wir vertreten – Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation“, sagt Schröder. 2019 zog er mit seinem Unternehmen in das Gewerbegebiet und konnte über einen knappen Hektar unbebautes Gelände verfügen. Einen professionellen Apfelanbau mit 1.000 Bäumen konnte Schröder sich vorstellen, doch erst das Gesamtkonzept inklusive Streuobstwiesen überzeugte. „Es ging darum, einen Garten mit Mehrwert zu schaffen. Das heißt weg vom Konformen, vom Gepflasterten und hin zu einem Naturraum eines Unternehmens, der gleichzeitig der Umwelt zugutekommt“, erläutert Lars Mirold.
Rund 70 Prozent der Menschen in Deutschland geben an, sich an grünen Orten länger aufzuhalten, so eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL). Im Kontrast dazu wachsen Gewerbeflächen und Städte rasant. Oft müssen vor allem Grünflächen den versiegelten Flächen weichen. Blühende Oasen wie bei Original LÖWE zeigen beispielhaft, wie Unternehmen vor diesem Hintergrund einen entscheidenden Beitrag leisten können, um Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wenn ein Firmengarten dann noch zum eigenen Produkt passt, schließt sich ein Kreis. „1923, als mein Großvater das Unternehmen gründete, produzierten wir die weltweit erste Amboss-Schere für Wein-, Obst- und Gartenbau“, erzählt Randolph Schröder. „Das war der Startschuss für unser Original LÖWE-Schneideprinzip, bei dem mit ziehender Klinge gegen eine feste Unterlage geschnitten wird. Heute gibt es unsere Scheren mit den orangefarbenen Griffen seit mehr als 100 Jahren, im Portfolio haben wir auch Angebote für Industrie und Handwerk – und in unserem Garten können wir alle Produkte im Einsatz zeigen und fotografieren“, freut sich der 56-Jährige.
Mit Lars Mirold ist er seit fast drei Jahrzehnten befreundet, ließ von ihm seinen Privatgarten gestalten. Die beste Voraussetzung für das Firmenprojekt, findet Randolph Schröder. „Lars hat ein Händchen für das Besondere. Zum Beispiel ist unser Gelände nicht flach gestaltet, sondern hügelig, inklusive kleinem Weinberg mit 99 Pflanzen. So wurde der Abraum perfekt genutzt.“ Ein langer Prozess war es bis zum kompletten Garten: Rund zwei Jahre vorher startete die Planung zwischen Randolph Schröder, Lars Mirold und Doris Schuster von der Obstquelle in Raisdorf. „Ich habe mehrere Pläne erstellt und abgestimmt, eine Verkostung der möglichen Obstsorten durchgeführt und anschließend die Pflanzung der Flächen, auf denen die Blühwiese und der Rasen zu finden sind, mitgestaltet”, beschreibt Doris Schuster, die sich mit ihrem Betrieb auf Streuobstwiesen spezialisiert hat. Gärtnermeister Mirold ergänzt zustimmend: „Frau Schuster hat die Bepflanzung sinnvoll geplant. Zum Beispiel hat sie Apfelbäume als Strauch, Mittelstamm und Hochstamm gepflanzt und wir haben dann eigenständig das Spalierobst in schmalen Beeten auf dem Parkplatz ergänzt“, erläutert Mirold.
Mit dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb ist Lars Mirold seit 22 Jahren aktiv. 24 Mitarbeitende planen, bauen und pflegen Privat- und Firmengärten, immer fokussiert auf umweltfreundliche Gartengestaltung. „Die Erhaltung der Umwelt und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist unser Leitgedanke“, sagt er. „Deswegen sind wir zum Beispiel große Fans von Wildblumenwiesen, die wir auch bei Original LÖWE angelegt haben.“
Der Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere blüht an diesem Tag bei LÖWE in bunten Farben. Versteckt zwischen hohem Gras fügen sich zwei Bienenkästen in die Landschaft, ein nachhaltig praktizierender Imker kümmert sich um die Bienenvölker, berichtet Randolph Schröder. „Durch die Wiesen kommt das Leben wieder zurück, denn der Boden war vorher nahezu tot.“ Der Firmengarten wird ergänzt durch Rigolen, in denen das Oberflächenwasser versickern kann – vorausgedacht für Starkregenereignisse. Vorausschauend werden auch die Apfelbäume gepflegt, vollständig ohne Pflanzenschutz. Schröder erklärt: „Wir wollen keine schönen runden Äpfel für den Verkauf, sondern entweder für unsere Mitarbeitenden zum Verzehr oder zum Mosten. Die Pflanzen sind entsprechend anfälliger für Befall, vor ein paar Wochen habe ich händisch die Apfelgespinstmotten von allen Pflanzen gepflückt. Aber ich wollte es ausprobieren und es macht mir Spaß.“ So lange es möglich ist, möchte der Unternehmer seinen Garten pflegen, denn das Gebiet ist Erweiterungsfläche im Gewerbegebiet. Das bedeutet, dass es in Zukunft als Versiegelungsfläche ausgewiesen werden kann und Schröder verpflichtet ist, der Versiegelung nachzukommen. Doch davon lässt er sich heute noch nicht beeinflussen.
Denn das Konzept ist ganzheitlich gedacht, damit der Firmengarten in der Praxis funktioniert und gleichzeitig Mehrwert für die Natur bringt. Lars Mirold ist überzeugt, dass Firmengärten sich für viele Unternehmen lohnen, egal ob Neubau oder Bestandsbau – wenn es denn noch mehr Unternehmer wie Randolph Schröder gäbe. „Unser Fokus sind weiterhin Privatgärten und Aufträge aus öffentlicher Hand, zum Beispiel Blühwiesen für die Arbeitsämter“, bestätigt der 50-Jährige. „Dabei ist ein Firmengarten ein Aushängeschild für jedes Unternehmen. Ob Kieselbeete, Grünstreifen, Miniparks, jeder Beitrag ist wichtig, und Unternehmen wie meines können Lösungen anbieten.“
Rund 70 Kilometer entfernt hat Antje Kottich ihr Büro in Ellerhoop im Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein. Umringt von grüner Landschaft, Gewächshäusern und Lehrräumen für Auszubildende in den sieben gärtnerischen Fachrichtungen ist sie für den Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein aktiv. In diesem Verein sind in Schleswig-Holstein 122 anerkannte landschaftsgärtnerische Fachbetriebe, so wie Lars Mirold, organisiert. „Die Galabauer sind echte Vorreiter“, sagt Antje Kottich, während wir zwischen den Themengärten der Auszubildenden spazieren. „Sie sind die, die Gärten und Parks anlegen, Dächer und Fassaden begrünen. Sie stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, im gewerblichen und öffentlichen Raum Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.“
Auf drei Millionen Unternehmen in Deutschland kommen 6.300 Quadratkilometer versiegelte Fläche. Das ist zweieinhalb mal so groß wie das Saarland. „Was wäre, wenn all diese Unternehmen etwas Ausgleich leisteten?“, sagt Antje Kottich. „Nachhaltig gestaltetes Firmengrün bringt das Mikroklima voran, kann Überflutungen durch Regenwasser reduzieren, trägt zur Artenvielfalt bei, bindet CO2, schafft reinere Luft und ist zudem noch Imagegeber. Wer würde nicht gerne bei einem Unternehmen arbeiten, das mir einen Garten für Pausen, Aktivitäten oder sogar Obstfeste bietet?“ Um für mehr unternehmerische Verantwortung durch Ausgleichsflächen zu werben, ist der Verband in Schleswig-Holstein aktiv, aber auch der Bundesverband setzt sich mit verschiedenen Kampagnen zum Beispiel gegen Versiegelung und für mehr Firmengärten ein. Antje Kottich ist sicher, dass dies der richtige Weg ist. „Wir glauben, dass jedes Unternehmen etwas tun kann. Man muss hierfür ja auch nicht gleich seine gesamte Außenanlage neu gestalten, auch kleine Projekte können Großes bewirken!” Wer eine neue Halle baut, nennt Antje Kottich ein Beispiel, könne bei dieser gleich eine Dach- oder Fassadenbegrünung mit einplanen. Auch mehrere kleine oder größere naturnahe Flächen auf dem Firmengelände böten vielen Arten Nahrung und Lebensraum und bildeten außerdem wichtige „Trittsteine”, die Biotope räumlich miteinander verbinden. Auf diese Weise würden viele kleine Areale zu einem großen Natur-Netzwerk.
Zurück im Garten von Original LÖWE in Flintbek sagt Lars Mirold: „Der Mittelstand ist oft zögerlich, sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder weil es ein bürokratischer Aufwand ist, die Förderung eines Firmengartens zu beantragen. Für den Mittelstand und unsere Gärtnerzunft sollte es noch leichter werden, so nachhaltig zu handeln, wie wir es alle gerne tun würden.“
Weg von akkuraten, eckigen, betonlastigen Gebieten und hin zu organischen, geschwungenen, naturnahen Gestaltungen und Materialien, innen und außen: Randolph Schröder ist Vorbild mit seinem Garten. „Es ist wunderschön und außergewöhnlich, was wir hier haben. Wir werden durch den Garten sehr positiv wahrgenommen, von Kunden und von den 60 Mitarbeitenden. Ich denke zum Beispiel gerne zurück an unsere 100-Jahr-Feier zwischen den früchtetragenden Apfelbäumen im August – ein Highlight.“ Als „einmalig toll“ bezeichnet auch Lars Mirold das Projekt. „Es freut mich, dass alles so funktionierte, wie wir es uns vorgestellt haben, denn wir haben hohe Ansprüche an unsere gärtnerische Leidenschaft. Der LÖWE-Garten ist ein Beweis dafür, dass unternehmerischer Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können.“

Weitere Informationen

Auf dieser Webseite finden Sie eine Fachbetriebssuche, über die Sie einen Fachbetrieb in Ihrer Nähe finden können, der Sie bei der Gestaltung Ihres Firmengartens unterstützt. Und hier finden Sie weiterführende Informationen und können die Broschüre “Vielfalt in Ihrem Firmengarten” bestellen. Sie bietet auf 40 Seiten detaillierte fachliche Informationen über die zahlreichen positiven Auswirkungen eines artenreichen Firmengartens. Darüber hinaus zeigt sie verschiedenste Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten auf.

Die Unternehmer

Mehr über Original LÖWE und Randolph Schröder gibt es hier, Lars Mirold und seinen Betrieb können Sie hier kennenlernen und kontaktieren. Sie suchen nach einer Spezialistin für Streuobstwiesen? Doris Schuster können Sie hier finden.