Holm: Tierisches Unternehmen

Auf den Wegen der Alpakas

An der Elbe sind sieben Alpakas die Fachkräfte von Kristina Lipski: Ihr ganz besonderes Unternehmen Elbpaka hat sie 2020 ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Geschäftspartnerin Nina Hartmann bietet sie Spaziergänge mit den Alpakas Paule, Emil, Lou, Hadschi, Frederick, Caramello und Karlsson in Holm und Wedel an und teilt ihre Begeisterung aus ihren Jahren der Alpaka-Liebe.
Sie wurde angesteckt mit dem Alpakafieber, erzählt Kristina Lipski, wenn sie gefragt wird, warum sie mit den Tieren aus Südamerika arbeitet. „Man sollte einem Alpaka nie zu tief in die Augen schauen, sonst läuft man Gefahr, sich zu verlieben!“, sagt sie. Bevor sie in Holm auf ihrer Weide eigene Alpakas hielt, versorgte sie einige Tiere in Pflege und lernte dabei die Grundlagen ihrer Haltung und die Bedürfnisse der Tiere kennen. Wer mit verschmusten Haustieren rechnet, könnte enttäuscht werden: „Alpakas sind Distanztiere“, erklärt Kristina Lipski. „Sie mögen es also nicht, angefasst und gestreichelt zu werden. Man sollte also nicht mit falschen Erwartungen an die Haltung eigener Tiere herangehen, immerhin schafft man sie sich für mindestens 20 Jahre an.“
Die von Natur aus neugierigen und scheuen Tiere wurden bereits vor rund 7.000 Jahren in Südamerika domestiziert, als Lasttier und als Lieferant für weiche, belastbare Wolle. Vorwiegend leben Alpakas auch heute noch in Peru, Bolivien und Chile. Aber auch in Europa werden die Neuweltkameliden zunehmend gehalten, als Nutz- oder Hobbytier. Ihr friedlicher Charakter begeistert auch Kristina Lipski: „Sie sind einfach zu niedlich, wenn sie sich ganz vorsichtig und vermeintlich unauffällig an einen heranwagen, um zu schnuppern. Für mich ist es immer wieder spannend zu sehen, wie sich das Verhältnis zwischen meinen Gästen und den Alpakas im Laufe eines Spaziergangs verändert.“
Eigentlich ist Kristina Lipski Zahntechnikerin, doch vor 15 Jahren musste sie ihren Beruf aufgrund einer Kontaktallergie aufgeben. Nach Jahren als Hausfrau und Mutter ist sie stolz auf sich, ihr eigenes Gewerbe familienorientiert und sehr persönlich aufgebaut zu haben und seit vier Jahren erfolgreich zu betreiben. Während sie ihre eigenen Tiere 2020 ausführte, traf sie immer wieder Menschen, die sie fotografierten, ansprachen, mitlaufen wollten. Die Idee für ihr Gewerbe war geboren: Spaziergänge mit den sanften Vierbeinern, die sogar in der tiergestützten Therapie in Europa eingesetzt werden. Der Amtstierarzt begutachtete Weide, Unternehmerin und Tiere, dann durfte sie gewerblich beginnen, Touren anzubieten. Und bunt gemischt ist der Kundenstamm, der sich heute für einen Ausflug mit den Tieren entscheidet. Meist seien es Frauen zwischen 25 und 60 Jahren, manchmal ein Junggesellinnenabschied, ein Treffen von Arbeitskollegen, aber auch Familien. Für Kindergeburtstage oder Spaziergänge mit „den Kleinen“ ist Lipskis Kollegin Nina Hartmann zuständig. Ihre drei Alpakas sind im Umgang mit Kindern echte Talente und verstärken das Team seit 2022. Sie kann die hohe Nachfrage nach Spaziergängen auffangen und auch Tagesmütter oder Kindergärten auf ihrer Weide in Wedel empfangen.
Ein Spaziergang, bei dem zwei bis vier Personen teilnehmen können, sei jedes Mal spannend: „Am Anfang sind viele Menschen total aufgeregt und müssen sich gleichzeitig an das langsame Lauftempo der Alpakas anpassen. Das ist in unserer hektischen Zeit eine große Herausforderung für manche.“ Nach kurzer Zeit können die Alpakas das Wesen der Menschen gut einschätzen und ihre Ruhe übertragen, berichtet die Unternehmerin weiter. „Am Ende sind meine Gäste immer selig und verlassen mit einem Lächeln die Weide – und einige buchen direkt einen neuen Termin, weil es ihnen so gut gefallen hat.“ Die strahlenden Gesichter der Gäste sind einer der Gründe, warum Kristina Lipski die Arbeit mit den Alpakas liebt: „Ich bin mit meinen Lieblingen zusammen, bin bei jedem Wetter an der frischen Luft und mache andere Menschen ganz offensichtlich glücklich mit dem, was ich tue!“
Wer Alpakas halten will, muss einige Vorschriften beachten: Die Tiere dürfen nicht allein gehalten werden, benötigen ab zwei Tieren mindestens 1.000 Quadratmeter Weidefläche (und 100 weitere Quadratmeter für jedes zusätzliche Tier) und einen zusätzlichen wetterfesten Unterstand. Der artgerechte Umgang ist Kristina Lipski enorm wichtig, vor allem im Hinblick auf die gewerbliche Nutzung der Tiere. „Meine Tiere machen nicht jeden Tag Touren. Es soll für sie nicht in Arbeit ausarten, sondern eine Abwechslung sein. Darum biete ich maximal vier Termine in einer Woche an. Und wir sind absolut persönlich – es kommen nur Gruppen zu mir, die sich untereinander kennen, wir duzen uns, kommen zu den tollsten Gesprächsthemen und am Ende bin ich genauso glücklich wie meine Gäste.“ Wenn das Wetter einmal nicht mitspielen will, findet Kristina Lipski mit ihren Gästen immer eine Lösung. Beispielsweise können Treffen auf der Weide stattfinden: „Ich erzähle alles Wissenswertes, es kann aus der Hand gefüttert werden und bei großer Hitze werden die Alpakas gebadet – ein Riesenspaß für alle Beteiligten.“
Die Unternehmerin kann auf einen zufriedenen finanziellen Erfolg blicken, auch für kompliziertere tierärztliche Behandlungen reichen die Mittel aus. Veränderungen oder mehr Werbemaßnahmen brauche sie daher nicht: „Ich baue darauf, dass meine Geschäftspartnerin Nina und ich weiterhin so prima zusammenarbeiten werden und alles weiter so problemlos läuft. Alle Tiere sollen ein langes, gesundes Leben bei mir haben.“

Autorin: Julia Romanowski