Kiel/Borsfleth: Ordnungshelfer

Profis fürs Aufräumen schaffen Ordnung im Leben

Es erfordert Disziplin, Durchhaltevermögen und Zeit, um Ordnung zu schaffen – zuhause, im Home Office und auch im Firmenbüro. Viele Menschen sind damit überfordert und suchen die Hilfe von professionellen Coaches. „Aufräumen und Ausmisten hilft, Dinge klarer zu sehen und Ordnung im Leben zu schaffen“, erzählt Adriana Szymanska, die mit ihrem Kieler Unternehmen Runa Ordnungscoaching Privatleute und Unternehmer berät. Auch Heike Andersen aus Borsfleth bei Brunsbüttel unterstützt Kunden, die ohne professionelle Hilfe von außen im Chaos versinken würden.
Für die meisten gehört Ordnung ganz selbstverständlich zum täglichen Leben dazu, sie können ihr Leben intuitiv „ordnen“ und damit ein harmonisches Umfeld schaffen. Doch aus vielen verschiedenen Gründen kann es sein, dass Menschen Dinge nicht loslassen können: belastende Lebensumstände, der Hang zum Sammeln und Horten oder auch schlicht Zeitmangel bei Vielbeschäftigten. „Ich schaue mir zuerst das Umfeld zuhause an und mache mir einen Eindruck von der Lebenssituation. Denn es reicht ja nicht, einmalig aufzuräumen. Meist sind nachhaltige Veränderungen im Leben und in den Gewohnheiten nötig“, berichtet Adriana Szymanska, die mit ihrem Ordnungsservice Auswege aus dem persönlichen Chaos anbietet.
Großen Augenmerk legt sie auf das Konsumverhalten: „Je kleiner der Input ist, desto weniger muss ich mich später mit dem Aufräumen und Aussortieren beschäftigen.“ Dabei gehe es ihr darum, dass der Kunde lernt, selbstkritisch seinen Konsum zu analysieren. Dies sei der Anfang von einem Prozess, um langfristig Ordnung ins Leben zu bringen. „Eine Kundin von mir – eine Unternehmerin mit drei Kindern und großem Haus – war aus Zeitmangel überfordert, Ordnung zu halten. In diesem Fall heißt die goldene Regel: Weglassen und Abläufe vereinfachen“, erläutert die 40-Jährige. „Muss ich ständig sauber machen und die Klamotten bügeln? Die Antwort lautet: nein.“ Viel sei gewonnen, wenn man sich von seinem Perfektionsanspruch verabschiede. „Eine Faustregel lautet: Besser erledigt als perfekt.“

Was kann weg, was bleibt?

Ein wichtiges Thema auch bei Unternehmern sei das Aufbewahren von Papieren, erzählt die Ernährungswissenschaftlerin mit einer Zusatzausbildung zum Aufräumcoach. „Ich berate die Kunden, wie lange sie aus steuerlichen Gründen Dokumente aufbewahren müssen und wie man Platz spart, indem man Papiere digitalisiert.“ Bei Privathaushalten könne etwa 80 Prozent der Unterlagen aussortiert werden, diesen Service übernimmt Adriana Szymanska auf Wunsch für die Kunden. Komplizierter werde es aber bei Erinnerungsstücken wie etwa Fotoalben. Diesem emotionalen Teil sollte man beim Aufräumprozess ganz zum Schluss widmen, rät die Kielerin.
Besondere Probleme lösen müssen Menschen, die im Home Office arbeiten – ein Trend, der seit der Corona-Pandemie bis heute anhalte, hat die Beraterin festgestellt. „Sie haben manchmal kein eigenes Arbeitszimmer. Dann muss man schauen, welche Möbel, Aufbewahrungssysteme und Hilfsmittel sinnvoll sind. „Viele Leute arbeiten am liebsten in der Küche, weil es hier am gemütlichsten ist. Ich mache das tatsächlich auch – mit einem Laptop, den ich schnell vom Esstisch wegräumen kann“, verrät die Ordnungsexpertin.

„Alles braucht seinen festen Platz“

Darüber hinaus sollte man einige goldene Regeln beachten, um schnell und unkompliziert Ordnung zu schaffen:
  • Die Zwei-Minuten-Regel: Alles, was ich unter zwei Minuten erledigen kann, mache ich sofort – etwa die Online-Überweisung, das Wegräumen der Kaffeetasse.
  • „Keinen Gang umsonst“: Wenn ich in den 1. Stock hochgehe, kann ich gleich etwas mitnehmen. Das Gleiche beim Gang in den Keller.
  • „Jeder Gegenstand braucht seinen Platz“: Schlüssel und Portemonnaie, Sonnenbrille und Aktentasche können so schnell gefunden werden.
  • „Müll gehört in den Mülleimer“: Er sollte sofort entsorgt werden.
Zum Thema Ordnung sei sie zufällig gekommen, erzählt die Kielerin. „Um dem unbewussten Konsum etwas entgegenzusteuern, habe ich 2015 das Glückslokal mitgegründet und mit dem Kieler Kreisel Tauschpartys organisiert.“

Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen

Feng Shui gehört wie für Adriana Szymanska auch für Heike Andersen aus Borsfleth in der Elbmarsch zur Lebenseinstellung, wenn es um das Neugestalten und Einrichten von Räumen geht. Mit ihrer Firma „Atmotivation“ befasst sie sich etwa mit der Verschönerung von Sozialräumen in Firmen, in denen die Mitarbeitenden ihre Pausen verbringen. 2020 gründete sie das Sixty Silver Ordnungsteam. „Mein Kundenstamm reicht kleinere Unternehmen, die Hilfe beim Ordnen der digitalen und analogen Ablage brauchen bis hin zu Menschen, die psychische Probleme haben und mit dem Aufräumen überfordert sind.“
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Heike Andersen weiß, worauf es ankommt. © www.ClassicCarPhotos.de
Manchmal finde sie Wäschekörbe mit Dokumenten vor, die sie nach einem bestimmten System übersichtlich ordne. „Ich habe auch Kunden, die ihre Korrespondenz nicht öffnen. Für sie übernehme ich diese Aufgabe in regelmäßigen Abständen und schreibe einen Plan etwa für dringende Banküberweisungen oder Behördenkontakte.“ So organisiere sie praktisch das Leben für diese Menschen. Hilfe biete sie häufig auch älteren Kunden, die ihr großes Haus aufgeben und sich von vielen Dingen trennen wollen. „Ich begleite sie vom Aussortieren des Haushaltes bis zur Neugestaltung der neuen Wohnung – am liebsten mit Inspirationen aus dem Feng Shui“, erzählt Heike Andersen. Egal welche Aufgaben sie lösen soll: Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gehören zum Job einer Ordnungsexpertin stets dazu.

Autor: Joachim Welding

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