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"Den Karren aus dem Dreck bekommen"
Die richtige Geschäftsidee, eine Firma gründen und mit Erfolg führen - nicht immer ist es so einfach. Manches aussichtsreich gestartete Unternehmen muss schwierige Phasen durchstehen. Dr. Axel Meyer von der Riftec GmbH in Geesthacht weiß, wie man aus solch einer Situation herauskommt.
Arbeit mit Aluminium bei Riftec
© Riftec
Als sich Axel Meyer und Alexander von Strombeck 2003 aus dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht heraus selbstständig machte, war alles perfekt. Die jungen Wissenschaftler arbeiteten damals gemeinsam in einer Forschungsgruppe, sammelten Erfahrungen mit innovativen Reibschweißverfahren. "Wir sahen wenig Zukunft in der Forschung, wollten lieber unternehmerisch tätig sein", sagt Meyer.
Mit dem Rührreibschweißen von Aluminium waren sie Vorreiter in der Branche. "Es lief alles toll, bis wir 2012 drei große Automobilaufträge bekamen, die gleichzeitig bearbeitet werden sollten", sagt er. Dafür holten sie sich neue Maschinen und Mitarbeiter. Doch die Aufträge platzten und irgendwann konnten sie Rechnungen und Gehälter nicht mehr zahlen.
Was dann passierte, erzählt Meyer ganz freimütig. Das eigene Scheitern und das seiner Kollegen. Die Machtlosigkeit, die schlaflosen Nächte und das Grübeln, wie man den Karren noch mal aus dem Dreck bekommen könnte. Darüber berichtete er auch 2017 bei der ersten fuckup N8 in Lübeck. In dem Format der IHK Schleswig-Holstein erzählen Unternehmer, wie es war, am Boden zu liegen und sich wieder aufzurappeln.
Keine Vorwürfe
Die Riftec-Geschäftsführer suchten schnell Hilfe bei einem Insolvenzanwalt. "Die Zeit bis zu dieser Entscheidung war am schlimmsten. Es war, als würde eine Wand auf einen zurasen", sagt der studierte Schiffbauingenieur. Geholfen hat ihm in der schweren Zeit der Rückhalt seiner Familie. "Es gab nie irgendwelche Vorwürfe. Es war immer klar, man geht als Unternehmer auch ein Risiko ein", so Meyer. Denn auch sein eigenes Kapital, das in der Firma steckte, war weg.
In den ersten sechs Monaten nach der Insolvenzeröffnung wurde geprüft, was noch zu retten war und welche Einschnitte bevorstanden - wie die Entlassungen langjähriger Mitarbeiter. "Es war eine extrem schwere Zeit für uns alle", sagt Meyer. Ein engagierter Insolvenzverwalter steuerte sie durch die Krise. In dieser Zeit kam auch der Punkt, an dem er komplett mit dem Unternehmen abschloss. Rückblickend ein befreiendes Gefühl, meint er.
In dieser Phase reiste Meyer viel herum, suchte Käufer und sprach mit Kunden und Wettbewerbern über die Schwierigkeiten.
"Ich bekam viel Feedback. Wenn man sich erst mal nackig macht und offen über Zahlen redet, fallen viele Zäune." Es war die richtige Strategie: Drei Monate nach der Insolvenz wurde Riftec von der österreichischen Hammerer Aluminium Industries Holding GmbH aufgekauft, die mit den alten und neuen Geschäftsführern Axel Meyer und Alexander von Strombeck die Geschäfte übernahm. Mittlerweile steht das Unternehmen wieder gut da, die Auftragsbücher sind voll. Axel Meyer ist sich sicher, dass die damalige Entscheidung, in das Unternehmen zu investieren, richtig war, ebenso wie sich Hilfe zu suchen und den Schritt in die Insolvenz zu machen. "So ärgerlich alles war, wir haben hart dafür gekämpft, weitermachen zu können."
Axel Meyer
© Riftec
Majka Gerke
Veröffentlicht am 4. Juli 2018
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Benjamin Tietjen