IHK zu Lübeck: Erfolgsbeispiele IHK-Politikberatung

Wirtschaft durch Ehrenamt gestalten

Die Zukunft eines Wirtschaftsraums positiv zu gestalten, funktioniert auch im Ehrenamt. Die beiden mittelständischen Unternehmer David Depenau und Olaf Eggers engagieren sich ehrenamtlich zum Wohle der Wirtschaft in der Region und der Menschen, die in ihr leben.
„Man kann nicht erwarten, dass der Staat alles für einen macht. Ich bin davon überzeugt, dass jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung übernehmen sollte – sei es im Sport, in der Kultur, im Sozialen oder der Kommunalpolitik“, sagt David Depenau, geschäftsführender Gesellschafter des Ferien- und Freizeitparks Weissenhäuser Strand. Erst vor wenigen Jahren erwarb Depenau einen Fußball-Jugendtrainerschein und trainierte die C- und D-Jugend eines Nachbarvereins. „Es gibt viele Menschen, die sagen, dass es sich aufgrund verkrusteter Strukturen in vielen Bereichen nicht lohne, ehrenamtlich aktiv zu werden. Aber das sehe ich anders. Solche Strukturen können nur durchbrochen werden, wenn Menschen hineingehen und mitarbeiten“, sagt das Mitglied des Rotary Clubs Oldenburg in Holstein, dessen Präsident Depenau im Clubjahr 2018/19 war.
Es gibt viele Menschen, die sagen, dass es sich aufgrund verkrusteter Strukturen in vielen Bereichen nicht lohne, ehrenamtlich aktiv zu werden. Aber das sehe ich anders. Solche Strukturen können nur durchbrochen werden, wenn Menschen hineingehen und mitarbeiten.
David Depenau
Vorstand im Fair Job Hotels e.V., Beiratsmitglied der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt und mit 16 Jahren Rekord-Vorstandsmitglied der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland e.V. – die Liste der Ehrenämter Depenaus ist lang. Über die Lübecker IHK-Vollversammlung gelangte Depenau in den Tourismusausschuss der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Hier kommt der 53-Jährige in Kontakt mit Entscheidern der Bundespolitik, was nicht nur seinem Unternehmen, sondern auch seiner Branche und der Region zugutekommt.
Das IHK-Netzwerk war es auch, das Depenau bei dem Aufregerthema der vergangenen zwölf Monate an der Küste Ostholsteins half: der von der Landesregierung geplante Nationalpark Ostsee. Die vom Umweltministerium forcierten Pläne trieben viele Unternehmer der Region um – unter anderem auch Olaf Eggers, Geschäftsführer der Eggers Druckerei und Verlag GmbH in Heiligenhafen: „Die Planungen zu einem Nationalpark Ostsee waren ein reines ideologisches Prestigeobjekt der federführenden Politiker“, erinnert sich Eggers. „Der Ostsee hätte der Nationalpark nichts gebracht, aber er hätte massive Auswirkungen auf die Menschen und Unternehmen an der Küste generiert.“ Depenau pflichtet Eggers bei: „Ein Nationalpark soll Intaktes bewahren und nicht Kaputtes wiederherstellen. Die Probleme der Ostsee sind vor allem die intensive Überdüngung und die Altlasten an Munition aus dem Zweiten Weltkrieg und nicht ein Badegast, der zu weit raus schwimmt oder ein Segelboot, das im Meer schaukelt.“ Die schädlichen Emissionen kämen nur zu zwei Prozent aus Schleswig-Holstein und auch hier nicht aus den Touristengebieten.
Sowohl Eggers als auch Depenau ist es wichtig zu betonen, dass ihnen der Schutz der Ostsee wichtig sei. Für Depenau ist eine intakte Natur auch Grundvoraussetzung für den Erfolg seines touristischen Unternehmens. Für Eggers gehen Nachhaltigkeit und Wirtschaft Hand in Hand: „Ein guter Unternehmer verschwendet keine Ressourcen. Unser Betrieb wird zum Beispiel zu 75 Prozent aus Abwärme unserer Maschinen beheizt.“ Beim Nationalpark Ostsee sei der grundlegende Ansatz des Naturschutzes vollkommen richtig, aber die belehrende Hektik und das Instrument des Nationalparks hätten nichts bewirkt. Sinnvoller sei es, die bestehenden Gesetze ordentlich umzusetzen.
Mit diesen Argumenten schalteten Eggers und Depenau gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren und sogar Landtagsabgeordneten einer die Landesregierung tragenden Fraktion eine doppelseitige Anzeige in den Wochenendausgaben der Lübecker Nachrichten und Kieler Nachrichten. Auch der Tourismusausschuss der IHK und eine Resolution der IHK Schleswig-Holstein machten auf die Gefahren des drohenden Nationalparks aufmerksam. Letztlich verzichtete die Landesregierung auf weitere Planungen eines Nationalparks Ostsee – ein großer Erfolg auch für die ehrenamtliche IHK-Arbeit Depenaus und Eggers‘. „Ohne die IHK wäre es schwierig geworden – vielleicht hätten wir es auch nicht hinbekommen. Das IHK-Netzwerk war der Türöffner zu den richtigen Stellschrauben“, so Eggers.
„Als Chef einer Druckerei muss ich für unsere Kunden jeden Tag Lösungen finden“, sagt Eggers, der um die Jahrtausendwende gemeinsam mit weiteren Unternehmern, Politikern und Aktiven einen touristischen Masterplan für Heiligenhafen erarbeitete – natürlich ehrenamtlich. Die Übernachtungszahlen waren von 850.000 in den 1970er Jahren auf 450.000 Ende der 1990er gefallen. Es musste etwas passieren. Wer heute durch Heiligenhafen läuft, kann das etwas angestaubte Flair von vor 20 Jahren nicht mehr wahrnehmen. Neue Hotels und ein ganzheitlicher Ansatz für den malerisch gelegenen Ort haben die Übernachtungszahlen wieder steigen lassen und die Aufenthaltsqualität nachhaltig gehoben.
Das IHK-Netzwerk war der Türöffner zu den richtigen Stellschrauben.
Olaf Eggers
Als Mitglied im Industrieausschuss der IHK ist es Eggers vor allem ein Anliegen, die Energiewende erfolgreich zu begleiten: „Warum ist der Strom bei uns im Norden am teuersten, obwohl hier die Windräder stehen?“, fragt Eggers. „Die gesamte wichtige Energiewende krankt an überbordender Regulatorik. Wir müssen weg vom Verbotssystem und hin zu einem Anreizsystem. Jeder muss von der Energiewende und der Elektrifizierung des Individualverkehrs profitieren. Egal, ob ich im Mietshaus wohne oder eine Solaranlage auf meinem Eigenheim habe.“
Der Umweltschutz ist kein Feigenblatt für den Geschäftsführer der Druckerei, die für Kunden aus ganz Deutschland individuelle Drucklösungen kreiert. „Man kann nicht nur nehmen, man muss auch geben. Was hilft uns? Was hilft den Menschen in der Region? Wo können wir uns einsetzen?“, so der zweite Vorsitzende des Gewerbevereins Heiligenhafen. Seine Leidenschaft gilt dem Segeln und dem Küstenschutz an sandigen Küsten, wie sie an der schleswig-holsteinischen Küste anzutreffen sind. Nach jahrelangem Einsatz Eggers‘ und vielen Diskussionen in der Kommunalpolitik ersetzten 2016 erstmals strömungsdurchlässige Holzbuhnen zum Schutz des Strandes die bisherigen Steinbuhnen. Seitdem regeneriert sich der Heiligenhafener Strand auf natürliche Weise. „Darauf bin ich stolz“, sagt Eggers.
Jan Philipp Witt
Juli 2024