Regionalmarketing

Kurze Wege und Klimaschutz

Regionalität ist ein Megatrend im Konsumbereich: Netzwerke wie "Feinheimisch" haben sich etabliert und Supermarktketten haben eigene Regionalmarken entwickelt - das Gütesiegel "Qualität aus Schleswig-Holstein" hat jüngst 50-jähriges Jubiläum gefeiert und ist immer noch gefragt. Was steckt hinter der Vorliebe für regionale Produkte?
Professor Dr. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel ist als Wissenschaftler mit dem Thema Regionalmarketing befasst und unterscheidet zwischen egoistischen und altruistischen Motiven: "Zu erstgenannten zählen das Bedürfnis nach Frische, Geschmack oder gesunden Inhaltsstoffen. Wird die Kaufentscheidung mit Blick auf den Klimaschutz durch kurze Transportwege, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Stärkung der Region getroffen, fällt das in den zweiten Bereich", erklärt er. Alle Befragungen zeigten einen starken Wunsch nach Regionalität. Das betrifft in erster Linie Lebensmittel, aber auch andere Produkte. So werden auch Ferienangebote mit dem Schleswig-Holsteiner Gütesiegel gelabelt. Zu den Kriterien, die bei den Bauernhöfen und Anbietern von Ferienwohnungen geprüft werden, gehören unter anderem ein effektives Qualitätsmanagementsystem, eine hochwertige Ausstattung, Angebote für Kinder und die Möglichkeit, am Landleben teilzuhaben. Nicht zuletzt muss die Verwendung eigens angebauter und selbst hergestellter Lebensmittel von sehr guter, naturreiner Qualität nachgewiesen werden.
Herkunftscodes
Für die meisten Verbraucher ist der Direktbezug vom Produzenten die Ausnahme. Die Verbraucher müssen sich anhand der Informationen am jeweiligen Artikel über die Herkunft orientieren können, um zu erkennen, welcher Grad an Regionalität tatsächlich vorliegt. Das gilt vor allem für die weiterverarbeiteten Artikel, aber auch für ursprüngliche Produkte. Um zum Beispiel nachzuvollziehen, woher Milch stammt, braucht es häufig einen zweiten Blick und die Möglichkeit, Herkunftscodes zu dechiffrieren. Hier Erleichterung zu schaffen, ist eine der zentralen Forderungen von Thiele: "Das muss für den Käufer einfacher nachzuvollziehen sein. Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft etablierte Regionalfenster-Siegel ist ein Mittel für eine transparente Kennzeichnung." Bei einer solchen Markierung werden auf einem Informationsfeld Herkunft und Verarbeitungsort der einzelnen Zutaten gut erkennbar aufgeführt.
Astrid Jabs
Veröffentlicht am 2. Januar 2018