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Handwerk mit Hightech
In einer Zeit, in der Technologie sich rasant verändert, bleibt bei der Thate GmbH eines konstant: die Leidenschaft für präzise Metallverarbeitung. Gegründet 1951 von Alfred Thate, hat sich das Unternehmen in Preetz als führender Zulieferer für Präzisions- und Tiefziehteile etabliert. Mit Kunden wie Siemens Energy, Airbus und BMW fertigt Thate maßgeschneiderte Metallkomponenten, die weltweit in anspruchsvollen Anwendungen eingesetzt werden.
In der Produktionshalle der Thate GmbH herrscht geschäftiges Treiben. Das rhythmische Surren der Maschinen mischt sich mit dem Klirren von Metallteilen, die auf Arbeitsflächen gelegt werden. Die Luft riecht leicht nach geschliffenem Stahl, während grelle Funken durch den Raum sprühen, wenn ein Laser mit präziser Zielgenauigkeit über ein Werkstück gleitet. Jens Weimann steht am Rande der Halle und beobachtet konzentriert, wie ein Mitarbeiter mit ruhiger Hand und einem Joystick ein metallisches Rundstück in die Maschine führt. Es ist der erste Schritt eines Prozesses, der Jahrzehnte perfektioniert wurde. Der Mann am Joystick lenkt das Werkstück millimetergenau, während die Maschine sachte beginnt, es zu formen. Jeder Handgriff ist durch jahrelange Erfahrung geschult, jede Bewegung einstudiert. „Das ist der Moment, in dem das Metall lebendig wird“, sagt Weimann leise und seine Augen leuchten vor Begeisterung.
Hier, im Herzen von Preetz, wird nicht einfach nur Metall verarbeitet – hier wird Metallkunst erschaffen. Was auf den ersten Blick wie Routinearbeit aussieht, entpuppt sich als hochkomplexer Vorgang, bei dem traditionelles Handwerk auf modernste Technologie trifft. Geschäftsführer Jens Weimann beschreibt das Kerngeschäft bildhaft: „Umformen ist fast wie Töpfern – nur mit anderem Material.“ Dieses traditionsreiche Umformverfahren, Metalldrücken, blickt auf eine über 300-jährige Geschichte zurück und ist eines der ältesten bekannten Verfahren zur Metallverarbeitung. Früher wurde die Kraft des Wassers genutzt, um Kannen oder Gefäße zu formen. Heute setzt Thate modernste Techniken wie Lasertechnologien ein, um exakte, rotationssymmetrische Teile aus Edelstahl, hitzebeständigen und leichten Metallen zu fertigen. Dabei werden Wandstärken von 0,3 bis 15 mm bearbeitet.
Mit 60 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 6 Millionen Euro im Jahr 2023 gehört Thate zu den führenden Unternehmen in dieser Nische. Ein herausragendes Merkmal ist die Kombination aus Handarbeit und automatisierten Prozessen: Die erste Umformung eines Werkstücks erfolgt mit Gefühl und Erfahrung von Hand, wobei Mitarbeitende die Maschine mit Joysticks steuern. „Die Maschine lernt sozusagen, wie die Drückrolle das Metall strecken und stauchen muss“, erklärt Weimann. Danach wird der Vorgang automatisch wiederholt – das Ergebnis: präzise, kundenspezifische Metallteile.
Thate beliefert heute mehr als 120 Kunden, darunter renommierte Namen wie Nordex, Bang & Olufsen und Designa. Jeder Auftrag ist einzigartig, denn das Werkzeug, auf das geformt wird, ist immer speziell für den jeweiligen Kunden entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit Siemens Energy, bei der Thate bei der Entwicklung einer Schaltkammer beteiligt war. Besonders stolz ist das Unternehmen darauf, dass „in jedem Airbus ein Stück aus Preetz verbaut“ ist – von Atemfiltern bis hin zu Toilettenspülkästen.
Die Bedeutung von Präzision und handwerklichem Können wird auch durch die Firmenphilosophie unterstrichen: „Die Identifikation mit den Produkten ist wichtiger als die höchste Produktivität durch Arbeitsteilung. Wir arbeiten Hand in Hand – an den Werkzeugen und im Miteinander“, so Weimann. Diese Unternehmenskultur, gepaart mit modernster Technik, hat Thate zum Finalisten beim „Großen Preis des Mittelstands“ gemacht.
Doch der Erfolg bringt auch Herausforderungen mit sich. Trotz des Wachstums und der steigenden Nachfrage kämpft Thate mit infrastrukturellen Problemen. „Unsere Kunden sitzen größtenteils hinter der Elbe“, erklärt Weimann und kritisiert die mangelhafte Anbindung des Gewerbegebiets an die B 76 und die Autobahnen A 21 und A2 0. Er sieht die Erweiterung des Gewerbegebiets als notwendig an, allerdings mangelt es an den richtigen Verkehrsverbindungen. „Ich würde mir Preetz heute nicht noch einmal als Standort aussuchen“, sagt Weimann offen. Ein alternativer Standort wie Büdelsdorf wäre aufgrund der besseren Verkehrsanbindung vorteilhafter.
Auch der Fachkräftemangel bereitet Sorgen. Thate hat traditionell von den großen Kieler Betrieben profitiert und deren Auszubildende übernommen. Doch die Zeiten ändern sich. „Wir wollen zukünftig ausbilden, um eigene Fachkräfte zu binden“, erklärt Weimann. Damit will das Unternehmen die Weichen für die Zukunft stellen, um weiterhin innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trotz dieser Herausforderungen blickt Thate optimistisch in die Zukunft. Mit der Fähigkeit, auch extreme Umformbereiche abzudecken, setzt das Unternehmen Maßstäbe in der Präzisionstechnik. „Unsere Kunden motivieren uns, ständig in neue Bereiche vorzustoßen und so ihren technischen Vorsprung zu sichern“, sagt Weimann. So bleibt das Unternehmen nicht nur fest in der Vergangenheit verankert, sondern gestaltet aktiv die Zukunft der Metallverarbeitung mit.
Autorin: Julia Romanowski
Veröffentlicht: November 2024
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