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Familie, Flexibilität und Fortschrittsglaube
Der Verpackungsspezialist Novapor ist in der vierten Generation familiengeführt, tritt häufig auf den Plan, wenn die Kunden nicht mehr weiterkommen, und lässt sich gerne auf Innovationen ein.
Die Verpackung von empfindlichen Dioden erfolgt im firmeneigenen, sterilen und staubbefreiten Reinraum.
© Jörn Arfs
„Früher waren es Äpfel, heute sind es Laser!“: Andreas Mühlenberg schaut bei diesem Satz fast so ungläubig drein, als könne er die eigene Erfolgsgeschichte noch immer nicht fassen. Dabei hat Novapor in den 66 Jahren eine Entwicklung vollzogen, die sich Trends nie verschlossen hat und fast kontinuierlich nach oben zeigte. Seit 2020 haben sich Belegschaft und Umsatz fast verdoppelt.
Begonnen hat alles 1958 in Kolmar bei Glückstadt mit dem Bau und der Dämmung von Kühlräumen und -hallen für den Obst-, Gemüseanbau und für Baumschulen. Mit dem für die Isolierplatten eingesetzten Styropor und anderen Schaumstoffen wurden dann nur noch Verpackungsmaterialien hergestellt. Heute ist die Einweglösung aus Styropor größtenteils durch nachhaltige, wiederverwendbare und mehrweggeeignete Schäume, Wellpappe und Holz ersetzt worden.
Seit 2022 sitzt der Spezialist für individuelle und serielle Verpackungs- und Transportschutzlösungen sowie für die Fabrikation technischer Industrie-Schaumstoffe in Kaltenkirchen. Ende 2024 kommen zu den 6.300 Quadratmetern mit Investitionen von 7,2 Millionen Euro noch einmal 2.000 Quadratmetern Fläche für Büros, Lager und Produktion hinzu.
Die Geschäftsführung von Novapor: Julian Mühlenberg, Jörg Mühlenberg und Andreas Mühlenberg (von links)
© Jörn Arfs
Zwar habe es schwer nachvollziehbare Verzögerungen bei Bauanträgen oder der Genehmigung von Internet- und Stromanschlüssen für die neue Firmenzentrale gegeben, sagt Andreas Mühlenbergs Sohn Julian, der in diesem Jahr in die Geschäftsführung gerückt ist. Sonst fallen die verbreiteten Klagen über die schlechten Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie bei der Firmenführung aber sehr verhalten aus. Die Wirtschaftsförderung in der Region sei bemüht, der Bürgermeister unterstütze, es fänden regelmäßig Start-up- und Azubi-Messen statt und einen Fachkräftemangel spürten sie nicht. Sie würden zwar einen speziellen Strompreis für die Industrie begrüßen, so der 34-jährige Junior-Chef. Doch die Energiekosten blieben auch wegen der Fotovoltaikanlage auf dem Dach, der Nutzung von Restwärme der Maschinen für die Heizung der Räume und ihrer energieeffizienten Bauweise überschaubar.
Novapor verkörpert sehr viel von dem, was Familienunternehmen zu Stützen der deutschen Wirtschaft gemacht hat. Die vierte Generation arbeitet an verantwortlichen Stellen im Betrieb und fördert mit innovativen Ideen das Wachstum der Firma. Bereits sein Vater habe zu ihm gesagt: „Probier´ das doch mal aus, vielleicht bringt es uns weiter“, erinnert sich der 61-jährige Andreas Mühlenberg. Diese Offenheit für neue Wege statt Bedenkenträgerei und viel Respekt und Vertrauen seien die Grundlagen ihrer „sehr gut funktionierenden Unternehmenskultur“. Ein Vorbild ist das nahe Dänemark, wo Novapor gewachsene Kontakte und eine Vertriebsstätte hat. Die Wertschätzung setzt sich im Umgang mit den 80 eigenen wie ausgeliehenen Mitarbeitern fort: Alle werden mit einem vierteljährlichen Newsletter persönlich angesprochen und über News wie die Anschaffung neuer Maschinen informiert.
Nur soviel Verpackung wie notwendig und so wenig Verschwendung von Ressourcen wie möglich.
Im Kundenkontakt setzt Novapor auf Schnelligkeit und Flexibilität. „Wir liefern nicht von der Stange, suchen individuelle Lösungen und kopieren nicht“, sind die Prämissen des Familienbetriebs. Zur Produktpalette gehören Schaumstoffeinlagen in Werkzeug- und Schutzkoffern für Drohnen der Bundeswehr und Beatmungsgeräte von Dräger. Oder Transportschutzhüllen und Kartonagen für die Gabelstapler von Jungheinrich und die Werkstoffe von Lufthansa Technik. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen: Ein Speziallabor simuliert in Tests die Schalldämpfung, Wärmedämmung oder Rüttelfestigkeit der Verpackungen.
Das Verpackungsunternehmen Novapor hat seinen Sitz in Kaltenkirchen im Kreis Segeberg.
© Novapor
Eine besondere Herausforderung unter den „über 1.000 Projekten im Jahr“ ereilte den Verpackungshersteller während der Coronakrise : Für leicht zerbrechliche Ampullen mit Impfstoffen musste Novapor innerhalb einer Woche 200.000 Verpackungen produzieren. Das hieß für die Beschäftigten: Urlaubssperre und Extra-Schichten über Ostern. Ähnlich anspruchsvoll war der Auftrag eines US-amerikanischen Lasertechnikkonzerns. Die Verpackung der extrem empfindlichen Dioden im Wert von je 250.000 Euro erfolgte im firmeneigenen, sterilen und staubbefreiten Reinraum.
Die Produktionshalle in Kaltenkirchen
© Novapor
Nachhaltigkeit steht bei den Unternehmenszielen ganz oben auf der Agenda. 2023 wurden 1.000 Kubikmeter Schnittreste der Schaumstoffe von Partnerunternehmen für Sportgeräte und Polstermatten wiederverwertet. Außerdem konnten 100 Tonnen Material regranuliert werden. Die Vision der Geschäftsführung lautet: „Nur soviel Verpackung wie notwendig und so wenig Verschwendung von Ressourcen wie möglich.“
Dr. Jörn Arfs
November 2024
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Benjamin Tietjen