Erfindungen aus Schleswig-Holstein

Von Fax bis Echolot

Kommen Erfindungen nicht meistens aus den USA? Und wenn in Deutschland einmal eine Innovation entsteht, stammt sie dann nicht von hippen Entwicklern aus der Großstadt? So denkt wohl manch einer. Doch auch in Schleswig-Holstein wurden Produkte entwickelt, die es zu Weltruhm brachten.
Gleich die erste Erfindung ist aus der Geschichte der Kommunikation nicht mehr wegzudenken und steht heute noch in vielen Büros: das Faxgerät. 1956 entwickelte der Kieler Ingenieur Dr. Rudolf Hell das Kleinfaxgerät KF 108. Vier Minuten dauerte damals die Übertragung einer DIN-A5-Seite. Was in Zeiten von E-Mails und WhatsApp quälend langsam erscheint, war damals eine Revolution. Schnell nutzten viele Postverwaltungen das Fax zur Übertragung von Telegrammen - und schon bald eroberte es die Welt. Beim Toben und Spielen vergessen Kinder oft alles. Auf rutschigen Flächen wie Fliesen oder Parkett kommt es da schnell zu Unfällen. Das muss nicht sein, dachte sich der Luftfahrtingenieur Manfred Huber, als seine Tochter mit dem Laufen begann. So funktionierte er eine von ihm konstruierte Maschine zur Beflockung von T-Shirts kurzerhand um und brachte kleine Silikonpunkte auf Socken an. Damit waren die Antirutschsocken erfunden. 1987 brachte er mit seiner Firma Mahe in Nortorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde die Strümpfe auf den Markt.
Meilensteine der Nautik
Die Schleswig-Holsteiner sind ein Volk der Seefahrer. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Erfindungen aus diesem Bereich kommen. Die erste, der Kreiselkompass, stammt von dem Konstrukteur und Fabrikanten Hermann Anschütz-Kaempfe. Ab 1901 entwickelte er den Magnetkompass weiter. Der Vorteil: Der Kreiselkompass funktioniert unabhängig vom Erdmagnetismus und zeigt die astronomische Nordrichtung an. 1904 erprobte der Erfinder mit der Kaiserlichen Marine in Kiel seinen ersten Kompass in der Ostsee. 1907 folgte der erste Kreiselkompass der Welt, ein Jahr später wurde dieser auf dem Linienschiff SMS Deutschland verwendet. 1925 kam mit dem Kugelkompass die "nächste Generation" auf. Die optimierte Variante, der Drei-Kreisel-Kompass, ist neben GPS bis heute das wichtigste Navigationsinstrument auf Schiffen.
Eine weitere Entwicklung, die bis heute zum Einsatz kommt, ist das Echolot zur Messung von Wassertiefen. Auch dieses nautische Gerät stammt von einem Schleswig-Holsteiner, nämlich von Alexander Behm. Seit dem Untergang der Titanic arbeitete er an einem Ortungssystem für Eisberge, was schließlich das Sonometer zur Messung von Schallwellen hervorbrachte. Mit keinem Geringeren als Hermann Anschütz-Kaempfe tüftelte Behm weiter an der Erfindung. Nach dem Ersten Weltkrieg hielt dann das Behm-Lot, heute als Echolot bekannt, Einzug in die Seefahrt. Eine neuere Erfindung ist der Scuddy, ein Elektroroller, der einer Vespa ähnelt, allerdings rund 100 Kilo leichter ist. Seine Erfinder sind die Kieler Jörn Jacobi und Tim Ascheberg. 2009 begannen die beiden nach ihrem Studium mit der Herstellung. Heute werden die wendigen Roller in ganz Europa verkauft.
Andrea Henkel
Quelle: shz.de, Miriam Richter
Veröffentlicht am 2. Januar 2018