Robotik im Gesundheitswesen

Emma und da Vinci

Leonardo da Vinci starb vor 500 Jahren, er steht für kühnes Denken und wahre Innovation. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein verbindet sich damit der Einsatz der roboterassistierten Chirurgie: Das "Da-Vinci-System" gehört zu den am weitesten entwickelten Verfahren. Und wie Roboter die Lebensqualität in der Pflege steigern, hat die Diakonie Altholstein erfolgreich erprobt.
​​​​​​​Das Uniklinikum (UKSH) verfügt über vier Da-Vinci-Operationssysteme - drei am Campus Kiel, eines in Lübeck -, von denen eines eine Dualkonsole hat. Daran können Chirurgen gemeinsam operieren oder trainieren. Bei der OP sitzen die Operierenden an einer Steuerkonsole. Von hier aus steuern sie die Instrumente, die sich an Roboterarmen befinden und über Fortkleinste Schnitte in den Körper eingebracht wurden. Das Operationsgebiet ist zehnfach vergrößert über ein dreidimensionales HD-Videobild zu sehen. Zusätzlich gibt es einen zwei- und einen vierfachen digitalen Zoom.
Die Handbewegungen der Operierenden werden "übersetzt" und können auf kleinstem Raum ausgeführt werden – in einer Präzision, die der menschlichen Hand nicht möglich ist. Am Campus in Lübeck arbeitet man seit 2017 im Bereich der minimalinvasiven uro-onkologischen Chirurgie mit der Da-Vinci-Technologie.
Als Hauptvorteile für die Patienten gelten ein kürzerer Krankenhausaufenthalt, eine schnellere Erholung, eine bessere Blutstillung während der OP, weniger Schmerzen, kleinere Narben. Als Forum für den fachlichen Austausch nahm 2015 am UKSH das Kurt-Semm-Zentrum für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie seine Arbeit auf. Der Dialog der Medizinerinnen und Mediziner liefert zudem wertvolle Erkenntnisse für Aus- und Weiterbildung.

Ethische Fragen

Vom Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Demenz-Wohngemeinschaft und Tagespflege der Diakonie Altholstein im Gustav-Schatz-Hof in Kiel-Gaarden. Hier ist regelmäßig einmal in der Woche Emma zu Gast: Sie singt mit den Menschen, spielt eine Runde "Memory", und gemeinsam mit ihr wagt mancher ein Tänzchen.
Das Besondere: Emma ist ein Roboter, entwickelt und programmiert von Hannes Eilers, Laboringenieur für Robotik an der Fachhochschule Kiel. "Wir haben von dem Roboter der Fachhochschule gelesen und überlegt, wie wir das für uns nutzen können", sagt Benjamin Seidel vom Diakonischen Werk Altholstein GmbH. Er betreut das Projekt. "Wir sind als Diakonie auf dem Feld der Digitalisierung sehr aktiv, haben Bereiche wie die Datenerfassung oder Dokumentation bereits umgestellt."
Im Zusammenhang mit der Betreuung von Menschen galt es, ethische Fragen zu diskutieren. Ein wichtiger Punkt ist, dass Emma "lernt", was die Endnutzer, also die älteren Menschen und die Pflegekräfte, sich im Alltag wünschen. Ihre Programmierung wird laufend aktualisiert. Die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter ist dem Stolz gewichen, Teil eines sinnvollen Fortschritts zu sein. Denn den Menschen wird und kann Emma nie ersetzen, aber sie kann unterstützend wirken. Und die Bewohner? Sie haben Emma einen Schal gestrickt.
Astrid Jabs
Veröffentlicht am 4. Juni 2019