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Geldtransfer in zehn Sekunden
Willkommen in der Echtzeitwelt. Was in der Kommunikation schon funktioniert, wird nun auch für den Zahlungsverkehr gelten: In Sekundenschnelle erfolgt die Belastung des Zahlers und die Gutschrift beim Zahlungsempfänger - und das 24/7/365, also jederzeit.
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Die Europäische Zentralbank hat Instant Payment (IP) als logisches Nachfolgeprojekt von SEPA für den gesamten Euro-Zahlungsverkehrsraum ins Leben gerufen und 2016 ein offizielles Regelwerk vorgelegt. Laut einer Befragung durch das Regensburger Forschungsinstitut ibi research halten Verbraucher das Verfahren für durchaus nützlich, aber vor allem bei Unternehmen ist IP gefragt. Gerade große Firmen gaben an, es unbedingt nutzen zu wollen.
Dr. Georg Wittmann von ibi research erklärt: "Bei einer Instant-Zahlung kann der Empfänger nach zehn Sekunden voll über den Betrag verfügen - auch am Wochenende, an Feiertagen oder nach 16 Uhr." Die hohe Zahlungssicherheit sei für viele Betriebe gerade bei weniger solventen Schuldnern ein wichtiger Pluspunkt. Ein Großteil der befragten Unternehmen möchte IP bei Großbeträgen nutzen. Aktuell sieht das Regelwerk maximal 15.000 Euro je Transaktion vor, bilaterale Vereinbarungen sind aber möglich. Weitere Vorteile: Eilüberweisungen sind nicht mehr nötig, Kredite können sofort verfügbar sein und Gehälter punktgenau gezahlt werden. Großunternehmen könnten ihren Cashflow optimieren. Zahlungspflichtige sehen zudem einen sinnvollen Einsatz bei Skontovorteilen. Wittmann: "Die Anwendungsfälle sind zahlreich, und ich gehe davon aus, dass an viele Fälle ad hoc noch gar nicht gedacht wird."
Infrastruktur aufbauen
Faktisch werde IP noch 2017 eingeführt, so Wittmann. "Auch wenn noch nicht alle Kreditinstitute das an ihre Kunden kommunizieren und es in voller Breite anbieten." Für die Banken sei die Umsetzung Herausforderung und Chance Denn sie müssten die Infrastruktur aufbauen, Schnittstellen schaffen und auch interne Prozesse anpassen: "Die Anforderungen im Regelwerk sind hoch. Eine garantierte Verfügbarkeit bedeutet beispielsweise auch, dass der Service besetzt sein muss, wenn etwas nicht funktioniert." Diese Kosten müssten rentabilisiert werden. Gleichzeitig bestehe aber die Forderung, dass IP möglichst nicht mehr kostet als andere Überweisungen. "Ich gehe davon aus, dass die Bepreisung noch sehr spannend wird", so Wittmann. Derzeit werden Modelle diskutiert, die im Monat eine bestimmte Zahl an freien IP-Zahlungen vorsehen.
Auf der anderen Seite sei IP ein neues Produkt, das die Banken innovativ vermarkten könnten. "Mit Instant- Zahlungen können sie Konkurrenten wie PayPal, die sich im Markt der sofortigen Transaktionen bewegen, etwas entgegensetzen. Denn das können die Anbieter nicht so schnell umsetzen, weil sie zwischengelagerte Systeme haben." Laut Studie wären Banken und Sparkassen für knapp 80 Prozent der Befragten Wunschanbieter von IP.
Die UniCredit, zu der auch die HypoVereinsbank gehört, ist eine der ersten Banken, die ihren Kunden im SEPARaum IP anbieten werden. "Zeitnah zum Go-live von Instant Payments im November 2017 können HypoVereinsbank- Kunden in ganz Deutschland die neue Zahlungsmethode nutzen", sagt Andreas Steuck, Leiter Firmenkundengeschäft in Schleswig-Holstein. Nach Markteinführung seien alle Firmen- und Privatkunden der HypoVereinsbank für Instant Payments erreichbar.
"Unternehmen profitieren vor allem von Liquiditäts- und Kostenvorteilen", so Steuck. Händler könnten mittelfristig besonders profitieren: "Beim Online-Einkauf geht die Bezahlung des Kunden sofort beim Händler ein. Dadurch können etwa digitale Güter sofort für den Kunden freigegeben oder Waren nach der Zahlungsbestätigung gleich losgeschickt werden", erklärt Steuck. Wittmann erwartet, dass IP zuerst als alternative Zahlungsmöglichkeit im ECommerce etabliert wird und der stationäre Handel folgt: "Denn auch Karten-, Smartphone- oder Smartwatch-Zahlungen werden 'instant'."
Andrea Scheffler
Veröffentlicht am 4. Oktober 2017
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