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Erfolgsfaktor Beratung
Neben einem schlagkräftigen Geschäftsmodell setzt eine Existenzgründung auch finanzielle Mittel voraus. Dies ist oft eine große Hürde für ambitionierte Gründer. Beratungsangebote und Förderinstrumente geben Start-ups Rückenwind - ebenso wie bestehenden Unternehmen, die etwa umbauen oder ihr Geschäft erweitern wollen. Die Wirtschaft stellt drei Unternehmer vor, die unterschiedliche Finanzierungen nutzen.
Auch Ehefrau Astrid arbeitet im Küchenhus von Frank Neubauer mit.
© Sven Geißler
Frank Neubauer aus Flensburg war mehr als 20 Jahre im Küchenverkauf tätig, bis er die Idee hatte, ein eigenes Küchenstudio zu eröffnen. Zunächst informierte er sich auf der IHK-Website über Ansprechpartner zum Thema Existenzgründung. Bei der IHK Flensburg ließ sich der gelernte Fernmeldeinstallateur beraten. Die Gründerexperten halfen, alle erforderlichen Unterlagen zusammenzustellen. "Das war eine super Hilfe, weil mir gesagt wurde, was die nächsten Schritte sein müssten und welche Unterlagen ich benötige", erzählt Neubauer.
Mit der ersten Bank, die er kontaktierte, kam kein Kredit zustande. Im zweiten Anlauf, bei einem anderen Institut, lief es besser. Ende 2013 beantragte Neubauer einen Gründerkredit in Höhe von 140.000 Euro bei der Commerzbank. Im Frühjahr 2014 konnte er sein Unternehmen eröffnen. "Das klappte dann alles sehr schnell", berichtet Neubauer freudestrahlend.
Das Küchenhus in Flensburg bietet derzeit 16 Ausstellungsküchen und einen Rundumservice. "Von der Beratung über den Einbau bis zur Installation der Geräte helfen wir weiter", so Neubauer. Mittlerweile beschäftigt der Küchenexperte neun Mitarbeiter. Auch Ehefrau Astrid ist ins Küchenhus mit eingestiegen und in der Organisation und Sachbearbeitung tätig. "Es lief so schnell so gut, dass sie den alten Job bei einer Versicherung kündigen konnte", erzählt Neubauer. Der Kaufmann ist mit der Entwicklung seines Unternehmens zufrieden: "Der Schritt in die Selbstständigkeit war absolut richtig."
Ebenfalls glücklich mit der Selbstständigkeit zeigt sich Birgitt Voss. Die Tourismusexpertin übernahm im April 2015 die Leitung des Busreisekontors Schleswig-Holstein mit Sitz in Heiligenhafen. "Ich habe schnell gemerkt, dass die Nachfrage für Busreisen in unserer Region derart groß ist, dass personelle Unterstützung notwendig sein wird", erzählt Voss. Da das Kapital fehlte, beantragte sie im Frühjahr 2015 einen Mikrokredit bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein. Beim ersten Versuch hatte die Geschäftsführerin kein Glück. 15 Monate später probierte sie es erneut und erhielt ein 25.000-Euro-Darlehen. "Meinen Businessplan habe ich mit dem Online-Portal IHK-Mentor erstellt, dadurch war ich gut vorbereitet. Es wird viel hinterfragt, was mir sehr geholfen hat", erzählt Voss. Auch die Beratung durch die Entwicklungsgesellschaft Ostholstein hat ihr geholfen: "Dort hat man mir den Tipp mit dem Mikrokredit gegeben", berichtet Voss.
Das Busreisekontor Schleswig-Holstein entwirft individuelle Busreisen.
© IBV
Das Busreisekontor Schleswig-Holstein erstellt individuelle Busreisen und bringt dabei Busunternehmen und die Anbieter in der Hotellerie und Gastronomie bei Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zusammen. "Wir gestalten das komplette Reiseprogramm für die Busveranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz und bringen den Kunden Schleswig-Holstein für Gruppenreisen näher. Wir sind immer bestrebt, eine besondere Reise anzubieten", sagt Birgitt Voss. Derzeit beschäftigt sie zwei Teilzeitkräfte. Mit der Auftragslage ist Voss zufrieden: "Wir konnten damals schon den Nachweis erbringen, dass die Idee tragfähig sein wird, und das zeigt sich nun auch", zieht die Unternehmerin eine erste Bilanz.
Nicht neu gründen, aber ihr Unternehmen erweitern will Familie Franz aus Eckernförde. Das Mango’s Hotel Seegarten KG plant seit mehreren Jahren einen Ausbau des Strandhotels. Dabei wird ein Extragebäude mit 30 weiteren Zimmern entstehen, ebenso ein Wellnessbereich. "Wir wollen durch den Ausbau wettbewerbsfähig bleiben und uns von der Konkurrenz abheben", sagt Geschäftsführer Henning Franz. Gemeinsam mit Tochter Claudia leitet er das Unternehmen, das bereits seit mehr als 30 Jahren im Familienbesitz ist.
Das Mango’s Hotel Seegarten der Familie Franz in Eckernförde
© Henning Franz
Für die Baumaßnahmen beantragte die Familie eine Unterstützung in einstelliger Millionenhöhe. Durch Förderung ihrer Hausbank, der Förde Sparkasse, der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein, der Investitionsbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau wird die Erweiterung des Hotelkomplexes nun umgesetzt. Auch die regelmäßige Beratung durch die IHK-Experten half bei der Planung und Umsetzung des Projekts. "Nun, nach knapp zweieinhalb Jahren Planung, läuft alles, sodass wir zum Ende des Jahres mit den Baumaßnahmen starten können", sagt Henning Franz. Rund ein Jahr wird der Bau dauern. Der Hotel- und Gastronomiebetrieb beschäftigt derzeit etwa 20 Mitarbeiter, dazu kommen während der Saison rund 20 Aushilfskräfte. Mit der Erweiterung will Familie Franz ihr Hotel noch attraktiver machen. "Gleichzeitig wollen wir dieses besondere Ambiente, das unsere Räumlichkeiten seit jeher bieten, beibehalten", sagt Claudia Franz.
Birte Christophers
Veröffentlicht am 5. Oktober 2016
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Julia Romanowski