Start-up-Landschaft im Norden

Rückenwind für junge Geschäftsideen

VWie schreibt man einen Businessplan? Und wo kriege ich eigentlich finanzielle Anschubhilfe? Wer ein Start-up gründen möchte, hat viele Fragen. Die nötige Starthilfe bekommen Gründer und Gründerinnen von verschiedenen Institutionen im Land. Wir stellen drei Akteure der Start-up-Landschaft im Norden vor.
Die Starterkitchen in Kiel ist einer davon. Sie gehört zu opencampus.sh und ist Teil einer Vielzahl von Initiativen, die Weiterbildungen und Netzwerkangebote für Gründende und Co. anbieten. Ins Leben gerufen wurde die Starterkitchen 2012 von Jesko Zychski, Matthias Nannt und dem opencampus-Mitbegründer Harm Brandt, denen in Kiel ein Ort und eine Community zum Austausch von Gründenden fehlte. Seinen Standort hat der Verein im Kieler Wissenschaftspark. Neben einem 400 Quadratmeter großen CoWorking-Space gibt es kostenlose Workshops und Kurse, in denen sich Gründer das nötige Rüstzeug holen können, um erfolgreich durchzustarten.
"Wir verstehen unsere digitalen Programme als ergänzendes Angebot zur bestehenden Szene”, sagt Alexander Ohrt, einer der Community-Manager der Starterkitchen. Als eine von mehreren Anlaufstellen im Land können sich Gründende auch um das Gründungsstipendium des Landes bewerben und werden dabei vom Starterkitchen-Team unterstützt. Mit dem Stipendium bekommen aussichtsreiche Start-ups, die sich noch in der Vorfinanzierungsphase befinden, über einen Zeitraum von acht bis zwölf Monaten Hilfe für den erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit. Sie haben dann nicht nur einen Arbeitsplatz im CoWorking-Space, sondern bekommen Unterstützung durch Mentoren der Starterkitchen und können Kontakte im Netzwerk der angeschlossenen Community knüpfen, wo Gründer auf Unternehmen und Investoren treffen. 16 Teams haben seit Bestehen der Starterkitchen das Programm schon durchlaufen. Eine weitere Möglichkeit der Vernetzung bietet auch das Waterkant Festival, das opencampus.sh seit 2016 veranstaltet. Bei dem zweitägigen Festival trifft sich die Start-up-Szene des Nordens zum Austausch. „Vergangenes Jahr haben rund 1.400 Leute teilgenommen”, sagt Ohrt.
Unterstützung der etwas anderen Art bekommen Start-ups vom Lübecker Gateway49-Accelerator, der vom Technikzentrum Lübeck (TZL), von der IHK zu Lübeck und von dem Unternehmen Glocal Consult ins Leben gerufen wurde. Seit 2020 werden hier Gründer unterstützt, die aus den Feldern Lifesciences, Smart City, Logistik sowie neue digitale Technologien und neuerdings auch aus dem Bereich Raumfahrt stammen. Allerdings können sich auch alle anderen Start-ups für das neunmonatige Förderprogramm bewerben. “Wir sagen immer: ‚Bei uns gibt es eine fast komplette Unternehmerausbildung.‘ Alles, was sie wissen müssen, bringen wir ihnen bei”, sagt Stefan Stengel, Inhaber von Glocal Consult sowie Mitbegründer und Programmmanager des Gateway49-Accelerators. 64 Bewerbungen um die 15 Plätze gab es im Vorjahr. Die Bewerbungsphase für die nächste Runde ist gerade gestartet, bis zum 15. Januar müssen Start-ups ihre Bewerbung eingereicht haben. Dann beginnt die Jury mit der Auswahl. Wer in den Accelerator aufgenommen wird, kann sich auf eine intensive Vorbereitung auf die Umsetzung der eigenen Geschäftsidee und Unterstützung bis zur Marktreife freuen. Dafür gibt es für Gründer, die noch im Anfangsstadium ihrer Planungen stecken, bis zu 30.000 Euro.
Doch auch weiter fortgeschrittenen Teams werden finanziell unterstützt. Den Teilnehmern steht dann nicht nur das umfangreiche Netzwerk von Gateway49, in dem Unternehmen und Cluster aus den verschiedenen Bereichen sind, zur Verfügung, sondern auch ein Arbeitsplatz im Technikzentrum sowie ein umfangreiches Workshop- und Trainingsprogramm. Dafür haben Stefan Stengel und Dr. Frank Schröder-Oeynhausen, Geschäftsführer des TZL, rund 60 Mentoren aus dem Netzwerk gewinnen können. 39 Start-ups haben den Accelerator inzwischen durchlaufen. “Es ist ein ehrgeiziges Programm. Dafür kriegen die Start-ups aber einen ganzen Werkzeugkoffer für den Erfolg”, sagt Schröder-Oeynhausen.
Ein Start-up der aktuellen Runde ist Sustomer. Samira Huber und Ruben Hammele haben eine App entwickelt, die bei der Einkaufsplanung und während des Einkaufs detaillierte Infos zu Lebensmitteln, wie zum Beispiel zur Regionalität und zur Nachhaltigkeit, liefert. "Wir profitieren stark von dem Netzwerk und der fachlichen Unterstützung. Auch der Austausch mit den anderen Start-ups ist für uns sehr wichtig”, sagt Hammele. “Außerdem konnten wir uns schon mit mehreren namhaften Unternehmen zu unserer Idee austauschen - das bringt uns ebenfalls weiter nach vorn”, ergänzt Huber.
Wie wichtig das richtige Netzwerk und der Austausch sind, wissen auch die Mitglieder des Vereins StartUp SH. Hier engagieren sich Einrichtungen und Institutionen aus den Hochschulen des Landes und aus der Wirtschaft, aber auch hochschulnahe Einrichtungen und Wirtschaftsförderungen. Zu den Mitgliedern gehören auch opencampus.sh und Gateway49. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: die Unterstützung von Gründenden und Start-ups. "Durch die gute Vernetzung wissen alle Akteure von den Angeboten der anderen und binden sie in ihre Beratungen ein. Gründende kommen so schneller zum Ziel", sagt Dr. Anke Rasmus, erste Vorsitzende des Vereins. 28 Institutionen sind mittlerweile Mitglied bei StartUp SH, mehr als doppelt so viele wie bei der Gründung im Jahr 2017. Ihre jeweiligen Unterstützungsangebote bauen aufeinander auf und ergänzen sich.
“Gemeinsam begleiten wir Gründungsinteressierte von der ersten Idee bis zur Wachstumsphase”, so Rasmus. Ziel des Vereins ist es, die Gründungskultur in Schleswig-Holstein insgesamt zu stärken. Man wolle die Zahl der Gründungen erhöhen und Gründungsprozesse beschleunigen, so die Vereinsvorsitzende. Mit Erfolg: Das Netzwerk hat Vorbildcharakter. StartUp SH gehört zu den deutschen Top Ten des Europäischen Unternehmensförderpreises 2022. Für seine Mitglieder hat der Verein einiges in petto. Monatlich erfolgt ein Austausch zu aktuellen Themen und erfolgreichen Formaten. Hinzu kommen fachliche Fortbildungen. Mit der StartUp SH Summit gibt es eine Veranstaltung, bei der Gründungsinteressierte und Unterstützer einen Einblick in die Arbeit des Start-up-Netzwerks in Schleswig-Holstein bekommen. “Wir wollen Gründung in Schleswig-Holstein Räume und eine Bühne bieten”, sagt Rasmus.
Majka Gerke