3 min
Lesezeit
Ideen schmieden
Wenn ein Abwassertechniker und eine Buchhalterin ein Pendlerportal austüfteln: Der Zweckverband Ostholstein (ZVO) hat in zwei "Hackathon"-Sessions unterschiedliche Kompetenzen im Betrieb und darüber hinaus vernetzt. Entstanden sind Projekte für die Zukunft.
Mit Tatendrang voran: Teilnehmer des "Hack the Waterkant"-Hackathons
© Artyom Tokarev/New Communication
Schnell merkte Kroll, dass er die Antworten nicht alleine finden kann. Um das Thema Nachhaltigkeit noch stärker im Betrieb zu verankern, lud er alle 520 Mitarbeiter des ZVO und der zwei Tochter-GmbHs zu einem Hackathon ein. Das Format, bei dem Teilnehmer einen oder mehrere Tage nach Lösungen für Probleme suchen, stammt aus der Hackerszene; die Wortschöpfung setzt sich aus den Begriffen Hacking und Marathon zusammen.
So erarbeiteten an einem Freitag im April Gärtner, Kläranlagentechniker, Recyclingspezialisten, Controller, Vertriebler und Azubis abteilungsübergreifend Konzepte für Dienstfahrräder zwischen den Betriebsstandorten, ökologische Gebäudegestaltung oder ein Pendlerportal. Verbandsvorsteherin Gesine Strohmeyer moderierte den Prozess: "Wir wollen Dinge aus anderer Perspektive betrachten: Bewährtes übernehmen, Neues hinzufügen und dann zu Lösungen kommen, an die man vorher gar nicht gedacht hat", so beschreibt sie die Idee.
Zukunftswerkstatt
Den Betrieb ohne die rund 50 Mitarbeiter aufrechtzuerhalten, die sich angemeldet hatten, sei schon "eine Herausforderung" gewesen, sagt Kroll. Aber die Motivation sei danach gestiegen, und "wir entwickeln uns als Unternehmen weiter". Neben den konkreten Ergebnissen des Hackathons hofft er, "dass wir dadurch als interessanter Arbeitgeber wahrgenommen werden".
Dazu soll auch die Zukunftswerkstatt beitragen, die aus dem Hackathon hervorging: Jeder Mitarbeiter soll hier künftig die Möglichkeit haben, einen Tag im Monat für die Erarbeitung von Zukunftsprojekten freigestellt zu werden. Kroll wollte mehr Fachleute und die Öffentlichkeit in das Thema einbinden und lud im September in einem Neustädter Strandhotel zum "Hack the Waterkant"-Hackathon. Für 24 Stunden kamen Computerspezialisten mit Touristikern, Umwelttechnologen mit Schülern einer Berufsschulklasse zusammen.
Etwa 100 Teilnehmer aus Schleswig-Holstein beschäftigten sich in neun Teams mit Fragen zum Thema "Digitale Chancen für eine intakte Umwelt im ländlichen Küstenraum". Ergebnisse waren eine Marketingstrategie für das Trinken von Leitungswasser, ein Armband, das Wassersportler vor dem Eintritt in Schutzgebiete warnt, und ein digitales Tool zum Bienenschutz.
Nun werden die Ideen aus den Werkstätten umgesetzt: Auf dem ZVO-Betriebsgelände sind aus Grünflächen Blühstreifen geworden, unter Dachfirsten hängen Fledermaus-Nistkästen und auf einer ehemaligen Müllkippe haben Insektenhotels eröffnet. Und auch die Teilnehmer haben etwas mitgenommen: die Erkenntnis, dass wir gegen den Klimawandel etwas tun können.
Friederike Grabitz
Veröffentlicht am 4. Februar 2020
Kontakt
Benjamin Tietjen