Energieeffizienz

Energierevolution auf Norddeutsch

Zwei Start-ups aus dem Norden wollen mit frischen Ideen das Thema Energieeffizienz voranbringen. Wie das gelingen kann und wie sie arbeiten, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.
“Für seine Idee muss man brennen und den Willen haben, sich wirklich reinzuknien”, sagt Dr. Oliver Lischtschenko, Ideengeber des Lübecker Start-ups Coher Sense. Auch Marc Wejda von Baltic Materials aus Kiel spricht von einer emotionalen Bindung zum eigenen Projekt. “Ich glaube nicht, dass eine Idee ohne Herzblut so weit gebracht werden kann." Wejda und Tjark Ziehm möchten der Industrie mit dem Multitalent Seegras eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Rohstoffen bieten. In einem Aufbereitungsprozess wird das Seegras für die Industrie tauglich. "Wir haben ein auf künstliche Intelligenz und Robotik gestütztes Reinigungsverfahren entwickelt”, erzählt Ziehm.
Um die Nachfrage der Industrie decken zu können, möchte das Team mit Kommunen kooperieren. “Sobald das Treibsel aufgenommen wird, ist es Bioabfall", erklärt er. “Es macht aber keinen Sinn, Seegras mit seinen vielfältigen Eigenschaften für einen hohen Preis zu kompostieren”, so Wejda. "Seegras hat den großen Vorteil, dass es uns von der Natur zur Verfügung gestellt wird und riesige Mengen CO2 speichert. Darum möchten wir mit einem Teil unseres Gewinns die Aufforstung der Seegraswiesen unterstützen.”
Warum muss das Ding so teuer sein? Die Frage beschäftigte Oliver Lischtschenko von Coher Sense lange. Gemeinsam mit Mathias Groß und Dr. Patrick SchmidtKaeding entwickelte er ein neues Verfahren, um Hightech-Sensoren einfacher und günstiger zu bauen. “Die gängigen Sensoren haben ein sehr empfindliches optisches Bauteil, daher macht man Messungen eigentlich im Labor. In unserem Ansatz verzichten wir auf dieses Bauteil", erklärt Groß. Das Ergebnis: Lasersysteme lassen sich einfacher überprüfen und Anlagen arbeiten effizienter, da sie zum Schutz des Sensors nicht frühzeitig abgeschaltet werden.
Bei der Herstellung ihres Produkts setzt das Team auf Partner und Lieferanten aus Norddeutschland. “Wir möchten mit Leuten von hier Technik für die Region machen", sagt Lischtschenko. Für Coher Sense beginnt mit dem Markteintritt eine spannende Feedbackphase, die das Team zur Adaption ihrer Betaserie nutzen möchte. Wichtig dabei sei, Kritik anzunehmen. “Du bekommst Feedback und änderst deinen Weg. Das ist das Großartige an Start-ups”, so Lischtschenko.
Swantje Altenburg