Hohn: Einzelhandel und Nahversorgung

Energie und Nachhaltigkeit Hand in Hand

Volker Stiefel ist Lebensmitteleinzelhändler und Bauherr des neuen EDEKA-Schlüter in Hohn: Der integriert genutzte Markt mit Bäckerei und Sparkasse sorgt nicht nur für attraktive Nahversorgung in Hohn, sondern ist durchweg nachhaltig gedacht. Für Inhaber Stephan Schlüter eine Selbstverständlichkeit in der modernen Wirtschaft.
Energieerzeugung begleite ihn schon sein Leben lang, berichtet Volker Stiefel, der aus einer Handelsfamilie stammt: „Wir heizten immer mit Holz, meine erste PV-Anlage habe ich 2000 gebaut, vor 15 Jahren habe ich dann mein Energienetz mit Hackschnitzeln aufgebaut, obwohl es in Hohn eine Bürgerinitiative dagegen gab – heute sind sogar Wohngebäude, die Kita und das Pastorat angeschlossen.“ Der Unternehmer bietet mit seinem Nahwärmenetz die Unabhängigkeit an, die vielerorts dringend gesucht wird. Die Wärmeanlage umfasst ein Mini-Blockheizkraftwerk, eine PV-Anlage und Holzschnitzel. Der Neubau einer ganzen Energiezentrale ist geplant und in Fragmenten schon begonnen. „Ich prüfe aktuell, was da zukunftssicher wäre. Das ist gar nicht so leicht. Ich denke, es wird ein Multi-Fuel-Ansatz werden.“ Dass sein Netz jetzt positiv betrachtet werde, sei dem gesellschaftlichen Klima zuzuschreiben, meint Stiefel. „Außerdem braucht es die entsprechende Förderkulisse. Ich habe im Gemeinderat mittlerweile Verbündete und bin auch im Vorstand der Klimaschutzagentur Rendsburg-Eckernförde.“ Stiefels Energiezentrale ist in Fragmenten bereits aufgebaut.
Ich wollte nicht selbst bauen, aber jemanden finden, der einen Markt nachhaltig ausrichtet.

Volker Stiefel

Das Grundstück, auf dem seit Dezember 2022 der EDEKA Markt Schlüter steht, erwarb Stiefel vor einigen Jahren. Er konnte sich starkmachen, die Nahversorgung in Hohn durch einen neuen Markt auf dem Grundstück zu sichern. Das neue KfW-40-Haus ist dreifach gedämmt und verglast, hat eine Luftwärmepumpe und eine CO2-Verbundanlage. Das heißt, dass Überschüsse direkt ins Wärmenetz von Stiefel eingespeist werden, auch der Luftschleier im Eingangsbereich ist ans Wärmenetz angeschlossen. Auf dem Dach: PV. „Das sind 260 KW, wovon 90 KW an EDEKA gehen, während der Rest wieder eingespeist wird“, erklärt Stiefel, der froh ist, dass die höheren Baukosten von 600.000 Euro von der KfW bezuschusst wurden. „Ich wollte nicht selbst bauen, aber jemanden finden, der einen Markt für eine lange Mietdauer von mindestens 15 Jahren nachhaltig ausrichtet, wie die Green Buildings von REWE“, so Stiefel. Inspiriert dazu wurde er auch durch einen Impuls des Nahversorgungsdialogs der IHK Schleswig-Holstein und des Referenten der Bundesstiftung Baukultur. „Mit EDEKA als Hauptmieter ist das Konzept zwar etwas anders, da das Unternehmen einen Musterbau hat – aber zum Beispiel konnte ich die Deckenhöhe von 6,6 statt 3 Metern erwirken, um Nachnutzungsmöglichkeiten nicht zu eng zu halten.“
Auf die nachhaltige Zusammenarbeit freut sich Stephan Schlüter, der bereits in der Nachbargemeinde Fockbeck einen Markt betreibt. Nun stellt er für die 2.400 Einwohner in Hohn ebenfalls die Nahversorgung sicher. Schlüter, der bei der CITTI Unternehmensgruppe dual studierte und als Marktleiter in Stralsund arbeitete, fand den Quereinstieg bei EDEKA. Der in Nortorf aufgewachsene Unternehmer ist froh, wieder in seiner Heimatregion zu sein. „Ich will einen Job machen, der mit Spaß macht. Kontakt zu Menschen, Selbstverwirklichung und Verantwortung sind Dinge, die mir wichtig sind.“ Den Innenraum im neuen EDEKA Markt konzipierte Schlüter mit dem Innenarchitekten, der schon EDEKA Meyer´s im Freesen Center Neumünster gestaltete. Der Markt ist großzügig geschnitten, nach neuesten Erkenntnissen sortiert und nutzt ein halbautomatisiertes Warenwirtschaftssystem. „Bei EDEKA findet viel Entwicklung statt. 2018 war Energieeffizienz noch kein großes Thema – bei Kosten wurde zuallererst auf Kosten für das Personal geschaut. Das ist heute anders. Für mich gilt als Maxime die Wirtschaftlichkeit eines Standorts. Deshalb versuche ich laufende Kosten zu reduzieren. Jeder, der heute nicht nachhaltig baut, handelt auch nicht wirtschaftlich, denn er baut eine veraltete Immobilie.“ Jeder, der heute nicht nachhaltig und zukunftsorientiert handelt, läuft Gefahr, Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.
In Hohn arbeiten aktuell 30 Mitarbeitende im Markt – von 100 Bewerberinnen und Bewerbern, so Schlüter. „Wir haben einen Schlachtermeister vor Ort, kochen Suppen selbst, machen frische Salate, Pfannengerichte und Rübenmus. In Fockbeck verkaufen wir unseren beliebten Fleischsalat – den gibt es jetzt auch in Hohn!“, freut sich der Inhaber.
Jeder, der heute nicht nachhaltig baut, handelt auch nicht wirtschaftlich.

Stephan Schlüter

Volker Stiefel und Stephan Schlüter wollen wirtschaftlich handeln – doch die Gaspreisbremse erschwere ihre Vorhaben, so Stiefel. „Für kleine regionale Anbieter ist die Bremse schwer umzusetzen“, mahnt er. „Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Eine reduzierte Förderkulisse, längere Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel und Lieferkettenproblematik – auf die Ladesäulen für den Markt warten wir immer noch. Die Inbetriebnahme eines Kessels in einem Seecontainer neben dem Gebäude erforderte ein neues Lärmschutzgutachten…“ Bürokratische Hürden, auf die Stiefel gerne verzichtet hätte. „Ich bin ins Risiko gegangen, denn ich hatte ja Verträge mit EDEKA abgeschlossen und noch keine Planungssicherheit, musste aber liefern.“ Das Fazit des Bauherren: Der neue EDEKA ist ein großer Fortschritt in die richtige Richtung.
Autorin: Julia Romanowski
Veröffentlicht: Februar 2022