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Wir brauchen Anreize statt Verbote
Olaf Eggers ist Geschäftsführer der 1883 gegründeten Eggers Druckerei & Verlag GmbH in Heiligenhafen. Zudem ist er Mitglied in der Vollversammlung und im Ausschuss für Industrie und Energie der IHK zu Lübeck sowie in der Klimaschutz-Initiative des Bundesverbandes Druck und Medien. Im Standpunkt fordert er bessere Anreize für die Wirtschaft bei der Umsetzung der Energiewende.
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Der verantwortungsvolle Umgang mit Energie ist für unser Familienunternehmen weit mehr als ein Lippenbekenntnis. Als mittelständische Druckerei gehört der Blick auf die Energiekosten schon lange zum Tagesgeschäft, denn unsere Druckmaschinen verbrauchen kostenintensiven Strom. Bereits vor der Energiekrise haben wir begonnen, Energie einzusparen und auf erneuerbare Quellen zu setzen. Wir drucken mit Ökostrom, der zu 100 Prozent aus klimaneutraler Wasserkraft hergestellt wird. 20 Prozent unseres jährlichen Stromverbrauches produzieren wir mit einer Fotovoltaikanlage. Die im Druckprozess erzeugte Abwärme wird zurückgeführt und für die Beheizung der Druckerei genutzt.
Trotzdem sehen wir, dass es gerade bei uns im Norden große Potenziale gibt, Energie effizienter zu nutzen. Es ist dringend notwendig, die Energiewende mit großen Schritten zu beschleunigen. Denn: Die Verbraucher in Norddeutschland haben aktuell die höchsten Strompreise in Deutschland, meistens auch die höchsten Strompreise in Europa. Die Energiewende muss von einem wirtschaftlichen Nachteil zu einem wirtschaftlichen Vorteil für Norddeutschland werden.
Wir müssen folglich weg von einem Verbotssystem und hin zu einem Anreizsystem. Wer Strom verbraucht, wenn Übermengen im Netz sind, muss als Anreiz günstigere Preise bekommen. Gleichzeitig sollte derjenige, der Strom speichert, wenn Übermengen im Netz sind, ebenfalls als Anreiz günstigere Konditionen erhalten.
Die Energiewende muss von einem wirtschaftlichen Nachteil zu einem wirtschaftlichen Vorteil für Norddeutschland werden.
Um die Energiewende zu meistern und die in Deutschland benötigte Strommenge nachhaltig zu erzeugen, bedarf es wirtschaftlicher Lösungsansätze. Zum Beispiel: Dynamische Stromverträge, die sich am Spotmarkt orientieren, müssen von jedem Stromanbieter angeboten werden. Wer sich für einen dynamischen Stromvertrag entscheidet, muss kostenfrei einen smarten Zähler bekommen. Gleichzeitig müssen die Preise an öffentlichen Ladesäulen mit dem Spotmarktpreis in der jeweiligen Gebotszone schwanken. Private Wallboxen müssen bidirektionales Laden beherrschen, Elektrofahrzeuge müssen bidirektionales Laden ermöglichen. Und außerdem: Stationäre Stromspeicher in Industrie und Privathaushalten müssen mit besonders günstigen Stromtarifen abgerechnet werden – bei konsequenter Umsetzung des dynamischen Stromvertrages als Zusatzoption, getrennt abgerechnet über die Auswertung des Smartmeters.
Insgesamt sollte mit diesem Anreizsystem die Investition in Stromspeicher und Elektromobilität wirtschaftlich so interessant sein, dass wir keine Förderungen für Speicher, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge mehr brauchen. So kann die Energiewende gelingen – auch mit Blick auf die mittelständische Wirtschaft im Norden.
August 2023
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Benjamin Tietjen