Drei Fragen an …

… Dr. Thomas Franke

Der Professor für Ingenieurpsychologie und Kognitive Ergonomie am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität zu Lübeck spricht im Interview über Psychologie und Energieeffizienz.
Was hat Energieeffizienz mit Psychologie zu tun?
Energieeffizienz = technisches Potenzial mal Nutzerverhalten. Im Alltagsbetrieb vieler Systeme bleiben erhebliche Energieeffizienzpotenziale ungenutzt. Und das liegt meistens ganz entscheidend daran, wie gut die Nutzenden beim Systemdesign und im Systembetrieb mitgedacht werden. Wie schon Ludwig Erhard sagte: “50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie.“ Und das gilt auch bei der Energieeffizienz. Die Frage ist also: Wie können wir es durch das Systemdesign für Menschen so einfach wie möglich machen, sich optimal zu verhalten?
Mit welchen Ansätzen gehen Sie das Thema an?
Rückfrage: Was haben Zeit, Geld und Energie gemeinsam? Es sind alles Ressourcen. Und für alle Ressourcen gelten die gleichen Gesetze der psychologischen Verhaltensökonomie. Wir nutzen Theorien aus dem Bereich Verhaltensökonomie und Handlungsregulation, um menschliche Entscheidungen im Umgang mit Ressourcen besser zu verstehen und Menschen etwa durch verbesserte Energieeffizienzanzeigen und Entscheidungsunterstützungssysteme in ihrer Ressourcenregulation zu unterstützen. Wir gehen mit Nutzerstudien direkt ins Anwendungsfeld, entwickeln Prototypen und testen diese.
Was können Unternehmen daraus ableiten?
Wie gestalten sie das smarte Ladesystem für ihre neue Elektrofahrzeug-Firmenflotte mit minimaler Netzbelastung? Wie senken sie den Energieverbrauch mit einer intelligenten Aufbereitung vorhandener Energiedaten? Unsere Erkenntnisse lassen sich für solche praxisrelevanten Fragen nutzen. Unsere transferorientierten Projekte wie ReNuBiL (bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen) und MariData (Energieeffizienz auf Schiffen) zeigen das gut. Ein Blick auf unseren YouTube-Kanal kann ein Einstieg sein.
Veröffentlicht am 31. August 2021