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Erfolgreich digitalisieren
Die Digitalisierung ist für mittelständische Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Der Armaturenhersteller Mankenberg GmbH verfolgt seit mehreren Jahren eine konsequente Digitalstrategie und konnte seine Effizienz und Reichweite deutlich steigern. Ein Erfolgsbeispiel aus Lübeck.
Treibt die Digitalstrategie voran: Mankenberg-Geschäftsführer Dr.-Ing. Stefan Nehlsen
© Agentur 54°/Felix König
Viele kleine und mittelständische Unternehmen treiben die Digitalisierung voran, müssen aber schneller werden, um im internationalen Wettbewerb Schritt zu halten. Das besagt eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom. „Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge. Jedes Unternehmen benötigt jetzt eine Kraftanstrengung, um bei der Digitalisierung von der Planung in die Umsetzung zu kommen. Analoge Geschäftsmodelle sind keine Antwort auf einen sich verschärfenden Wettbewerb. Das Management ist gefordert, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Dass die Digitalisierung Chefsache ist, bestätigt auch Mankenberg-Geschäftsführer Dr.-Ing. Stefan Nehlsen: „Eine Digitalstrategie muss auf Leitungsebene gewollt sein und geht mit Risiken und Chancen einher. Das ist eine unternehmerische Aufgabe, man muss alle Menschen im Betrieb mitnehmen.“ Nehlsen investiert seit 2017 konsequent in die Digitalisierung des Lübecker Traditionsunternehmens, das auf die Herstellung von Industriearmaturen für die Druck- und Niveauregelung spezialisiert ist. 20.000 Ventile produziert Mankenberg pro Jahr und exportiert circa 45 Prozent der Produkte in rund 50 Länder. Die Ventile kommen dann zum Beispiel bei Großkunden der Chemie- und Pharmaindustrie, etwa bei BASF in China oder bei Samsung Biologics in Südkorea, zum Einsatz.
Wir konnten den Zugang zu globalen Märkten durch die vielen digitalen Werkzeuge deutlich stärken.
Dr.-Ing. Stefan Nehlsen
Einen großen Sprung habe das Unternehmen dank der Digitalisierung im Liefer- und Logistiksystem gemacht: Alle Standardventile seien nach Bestelleingang innerhalb von zwei Tagen montiert, geprüft und verpackt. Vor der Digitalisierung dauerte dieser Bestellvorgang bis zu zehn Arbeitstage. Kunden können sich dank eines vor drei Jahren eingeführten Produktkonfigurators alle Ventile individuell und online konfigurieren lassen. „Damit haben wir eine sehr starke Individualisierung der Produkte sowie einen Digitalisierungsschub erfahren“, berichtet Nehlsen.
Arbeitsaufträge und Zeichnungen erfolgen in der Produktion digital per Bildschirmübertragung
© Agentur 54°/Felix König
Ist ein Ventil bei einem Kunden angekommen, kommt wohl das stärkste Digital Tool des Lübecker Unternehmens zum Zuge: Jedes Produkt ist mit einem QR-Code versehen, der sich per Handy scannen lässt. „So können unsere Kunden sekundenschnell Datenblätter und Betriebsanleitungen aufrufen und Wartungssätze bestellen“, sagt Nehlsen. Auch eigens angefertigte Wartungsvideos sind unter den Links zu finden. Ebenso ist über jeden QR-Code ein lückenloser Materialnachweis des Ventils abrufbar. „Bei bis zu 30 Komponenten pro Ventil ist das eine Herausforderung, die die Digitalisierung für uns aber so interessant macht. Vor der Einführung der QR-Codes waren die mitgeschickten Dokumente teilweise schwerer als das Produkt selbst“, so Nehlsen. Das Besondere sei auch, dass jedes Produkt einen individuellen Datensatz erhalte. Mehrere Jahre waren nötig, bis das Lübecker Unternehmen alle Voraussetzungen geschaffen hatte, um eine voll automatisierte, exemplarbezogene Zuordnung und Herstellung von den QR-Code-Datensätzen zu implementieren.
Die Verwaltung des 139 Jahre alten Industrieunternehmens ist inzwischen komplett digitalisiert. Den Einsatz von Papier erfordern nur noch zwei Prozent aller Rechnungen, Tendenz sinkend. Derzeit treibt Nehlsen mit seinem Team die Digitalisierung in der Fertigung voran. In wenigen Monaten bekommen die Facharbeiter das Arbeitsmaterial digital an ihre Arbeitsplätze geliefert – die Ventilkomponenten per autonom fahrenden Robotern, die Arbeitsaufträge und Zeichnungen digital per Bildschirmübertragung.
Über QR-Codes können zu jedem Produkt Datenblätter und Betriebsanleitungen aufgerufen und Wartungssätze bestellt werden.
© Agentur 54°/Felix König
Dass eine erfolgreiche Digitalstrategie auch ein Unternehmen formt, zeigt sich mit Blick auf die Belegschaft. Rund ein Dutzend neuer Arbeitsplätze sind entstanden, unter anderem sind jetzt Mediengestalter, technische Redakteure und Social-Media-Manager bei Mankenberg beschäftigt. Diese produzieren Wartungsvideos, gestalten mehrsprachige Kunden-Webinare und kümmern sich etwa um LinkedIn, einen Azubi-Instagram-Account und die Plattform WeChat für den chinesischen Markt. Der Erfolg des exportorientierten Unternehmens bei der Digitalisierung ist auch ein Erfolg der Internationalisierung. „Wir konnten den Zugang zu globalen Märkten durch die vielen digitalen Werkzeuge deutlich stärken. Heute sind Kunden in China genauso gut zu erreichen wie Kunden in Süddeutschland“, sagt Nehlsen.
Benjamin Tietjen
Mai 2024
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Benjamin Tietjen