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Ein Rechenzentrum für den Hansebelt
In diesem Jahr öffnet in Lübeck ein neues Rechenzentrum – ein wichtiger Schritt für die IT-Infrastruktur in der Region. Die Entstehung geht auch auf einen IHK-Betriebsbesuch zurück.
Ideengeber des neuen Rechenzentrums in Lübeck: Tadeusz Nikitin
© IHK/Tietjen
Alles begann mit der IHK-Sommertour 2021: IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning besuchte gemeinsam mit Nils Offer vom IHK-Arbeitskreis ITK & Digitalisierung das Lübecker IT-Systemhaus Kontor Business IT & Web. Auf die Frage, was seinem Unternehmen hier in der Region fehle, antwortete Kontorchef Tadeusz Nikitin schlicht mit: „Ein Rechenzentrum.“ Ein solches eröffnen die Stadtwerke Lübeck in diesem Jahr. Der Weg dahin ist eine echte IHK-Erfolgsstory.
Kontor ist ein IT-Systemhaus, also die externe IT-Abteilung kleinerer Unternehmen. „Eine vernünftige IT-Infrastruktur benötigt ein Rechenzentrum vor Ort“, sagt Nikitin. „Wir sind ein Systemhaus aus der Region für die Region.“ Bisher lag die Infrastruktur von Kontor in einem Rechenzentrum in Hamburg, doch wirklich glücklich war Nikitin damit nie. Die digitale Datensouveränität war nur teils vorhanden: „Wenn man vor Ort sein muss, sind die Wege weit.“
Kontor war bei Weitem nicht das einzige IT-Unternehmen, bei dem der Rechenzentrums-Schuh drückte. Nils Offer nahm nach der Sommertour das Thema mit in den Arbeitskreis und schnell fanden sich gleich mehrere Unternehmen, die an einem regionalen Rechenzentrum interessiert waren. Der Arbeitskreis trat an die Hansestadt und die Stadtwerke Lübeck heran, und eine Mitgliederbefragung der IHK machte deutlich, dass der Bedarf an einem Rechenzentrum in der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur des Hansebelts vorhanden war, aber die Realisierung teils an zu hohen Kosten scheiterte.
Um dem riesigen Digitalisierungsdruck in den Unternehmen gerecht zu werden, müssen wir mit einem topaktuellen Rechenzentrum reagieren.
Jan Pimanow
An dieser Stelle konnten die Stadtwerke Lübeck ihre bereits laufenden Planungen anpassen: „Unser altes Rechenzentrum hätte modernisiert werden müssen, um den aktuellen technischen und sicherheitsrelevanten Aspekten Rechnung zu tragen“, sagt Jan Pimanow, Product Owner bei den Stadtwerken Lübeck. „Um dem riesigen Digitalisierungsdruck in den Unternehmen gerecht zu werden, müssen wir mit einem topaktuellen Rechenzentrum reagieren.“ Zunächst auf der grünen Wiese geplant, rückte schon bald nach den Gesprächen mit dem IHK-Arbeitskreis eine Bestandsliegenschaft in den Fokus der Planer: „Wir nutzen das Gebäude eines alten Umspannwerks“, so Pimanow. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Gebäude befindet sich auf einem bereits streng überwachten und eingezäunten Gelände. Zudem lässt sich in dem großen Gebäude das Rechenzentrum modular aufbauen, um die Kapazität zu erweitern.
„Wir erarbeiten mit lokalen IT-Systemhäusern ein gemeinsames Managed-Service-Angebot, ohne ihnen Kunden wegzunehmen“, sagt Pimanow. Nikitin stimmt ihm zu: „Es ist eine Win-win-win-Situation: Die Stadtwerke erlangen durch die Systemhäuser eine höhere Auslastung, die Systemhäuser haben ein Rechenzentrum vor Ort und kleinere Unternehmen nutzen State-of-the-Art-Technik mit höchsten Zertifizierungsstufen, die sie nicht im eigenen Unternehmen vorhalten müssen.“ Christian Wegener, Referent Digitale Dienstleistungen bei der IHK, freut sich, dass der angestoßene Prozess so ein Erfolg geworden ist: „Durch unsere Unternehmensbefragung konnten wir darauf einwirken, dass die Anforderungen kleinerer Unternehmen an möglichst hohe Ausfallsicherheit zu marktfähigen Preisen realisiert wurden.“
Pimanow blickt derweil bereits in die Zukunft: „Wir gehen davon aus, dass durch den Fehmarnbelt-Tunnel auch die digitale Infrastruktur zwischen Dänemark und Deutschland noch stärker verschmilzt. Unsere Region wird dann auch für Hamburger und dänische IT-Betreiber ein weiterer wichtiger Knotenpunkt in Sachen digitale,
Jan Philipp Witt
Mai 2024
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