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Drei Fragen an Dirk Schrödter
Dirk Schrödter ist Chef der Staatskanzlei und Digitalisierungsminister des Landes Schleswig-Holstein. Im Interview spricht er darüber, wie das Land die digitale Verwaltung voranbringen möchte.
© Staatskanzlei SH
Wie ist Schleswig-Holstein in puncto digitale Verwaltung im Jahr 2023 aufgestellt?
Schleswig-Holstein steht im bundesweiten Kontext gut dar, aber wir können und müssen noch besser werden. Vor allem aber müssen wir schneller werden bei der Umsetzung unserer Digitalisierungsvorhaben. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Wir haben moderne Rechtsgrundlagen geschaffen, die es ermöglichen, Verwaltungsleistungen rechtswirksam digital zu beantragen und zu bescheiden. Darüber hinaus können wir Daten offen zur weiteren Nutzung zur Verfügung stellen und in sämtlichen Verwaltungsbereichen zur Unterstützung der Prozesse einsetzen.
Jetzt müssen wir daran arbeiten, unsere internen Verwaltungsprozesse, dort wo es möglich ist, vollständig zu automatisieren und zu algorithmisieren. Und daran arbeiten wir. Wir haben eine moderne Infrastruktur, mit der Unternehmen sich ein entsprechendes Nutzerkonto anlegen und darüber die digitalen Verwaltungsleistungen des Landes nutzen können. Von den über 100.000 Unternehmen in Schleswig-Holstein haben davon bisher leider nur knapp zehn Prozent Gebrauch gemacht. Hier müssen wir gemeinsam besser werden. Wir werden in diesem Jahr auf das Organisationskonto des Bundes wechseln und zugleich die digitalen Angebote des Landes erweitern.
Wie können Unternehmen in Schleswig-Holstein von der digitalen Verwaltung profitieren?
Wir verbessern mit der Digitalisierung der Verwaltung einerseits die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft und den Servicegrad, denn unsere digitale Verwaltung wird effizienter sowie bürger- und unternehmensfreundlicher. Davon profitiert die Wirtschaft ganz konkret, wenn Anfragen oder Anträge durch Automation viel schneller als bislang bearbeitet werden. Andererseits liegt der Schlüssel zu Innovationen, Wertschöpfung und Wachstum in der Nutzung von Daten. Mit dem Offene-Daten-Gesetz und dem Open-Data-Portal ist das Land wichtige Schritte in Richtung besserer Datenverfügbarkeit gegangen.
Wir wollen Datensilos aufbrechen und die Daten des öffentlichen Sektors kostenfrei nutzbar machen. Die Verfügbarkeit von Daten schafft Wettbewerbs- und Produktivitätsvorteile, weil neue Geschäftsfelder entstehen oder weiterentwickelt werden. Sie trägt zur Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung bei, was ein erheblicher Standortfaktor ist.
Welche Neuerungen wollen Sie bei der digitalen Verwaltung mittelfristig/in den kommenden zehn Jahren vorantreiben?
Die Zukunft der Verwaltung wird automatisiert, algorithmisiert, cloudifiziert und datenbasiert sein. In zehn Jahren können Unternehmen nahezu ausschließlich digital mit der öffentlichen Verwaltung interagieren. Bei wiederkehrenden Antragsverfahren übernehmen KI-Systeme die Fleiß- und die Mitarbeitenden die Facharbeit. Die Doppelerhebung von Informationen wird ein Relikt aus vergangenen Zeiten sein. Und vielleicht haben wir es dann sogar geschafft, dass eine KI die Behörde informiert, wenn Unternehmen aufgrund vorliegender Informationen bestimmte Leistungen benötigen. Ich möchte für unsere Verwaltung ein souveränes Sprachmodell, ähnlich ChatGPT, einsetzen.
Interview: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht Juli 2023
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Benjamin Tietjen