Dänemark

Unternehmensgründung an einem Tag

Unzählige Behördengänge und Bürokratiefrust: Wer in Deutschland ein Unternehmen gründet, braucht starke Nerven. In Dänemark hingegen ist das in wenigen Stunden
möglich. Binnen 24 Stunden zum Unternehmer – das soll laut Koalitionsvertrag der Ampelregierung zukünftig in Deutschland möglich sein.
Benjamin Feindt, geschäftsführender Partner bei der tyskrevision Steuerberatungsgesellschaft GmbH & Co. KG in Handewitt, sieht das skeptisch: „Gleichzeitig hat dieselbe Regierung ein Transparenzregister eingeführt, um gegen Geldwäsche vorzugehen – das bedeutet eher mehr statt weniger Bürokratie.“ Feindt hat sich auf grenzübergreifende Steuerberatung zwischen Deutschland und Dänemark spezialisiert. Er kennt die Unterschiede zwischen den beiden Ländern und ärgert sich über den komplizierten Gründungsprozess.
„Die Unternehmensgründung dauert in Deutschland circa vier bis fünf Wochen – mit Glück“, sagt er. Notartermin, Einzahlung des Stammkapitals bei der Bank, Anmeldung beim Handelsregister, anschließend Gewerbeanmeldung bei der Gemeinde, steuerliche Erfassung beim Finanzamt, Eintragung im Transparenzregister – all das muss erledigt werden und bedarf Bearbeitungszeit innerhalb der Behörden. Wer Waren im- oder exportiert, muss zudem eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) beantragen.
In Dänemark läuft der gesamte Gründungsprozess über das Portal „Centrale Virksomhedsregister“ (CVR) schneller und digitaler. Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt registrieren die Gründer dort die Daten. Zeitnah erhalten sie dann die CVR-Nummer, die gleichzeitig auch die Steuernummer ist. „Mit etwas Glück braucht man eine Stunde, in jedem Fall reicht aber ein Tag“, so der Steuerberater. Nur in Ausnahmefällen dauert es länger, wenn das dänische Finanzamt Ungereimtheiten prüft. „Mir ist bewusst, dass die deutschen Prozesse nicht von heute auf morgen umgestellt werden können“, so Feindt.
Für den Anfang schlägt er vor, Gewerbeanmeldung, steuerliche Erfassung und Vergabe der USt-IdNr. unter einer Zuständigkeit zu bündeln. „Die Stammdaten sind ohnehin überall gleich“, sagt er und appelliert an die Politik: „Lasst uns zumindest damit aufhören, das System jeden Tag komplexer zu machen.“
Aenne Boye
Veröffentlicht Juli 2023