Nachhaltiger Gewerbebau

Auf Augenhöhe mit Massivbau

Schneller Aufbau, hoher Qualitätsstandard und Langlebigkeit: Das sind entscheidende Faktoren für neue Gewerbebauten und Pluspunkte des nachhaltigen Holzrahmenbaus. Sönke Richardsen, Inhaber von Holzhäuser Richardsen, zeigt Vorteile, aber auch Grenzen der Bauart auf.
Im Holzrahmenbau gebe es quasi keine Trockenzeiten, berichtet Richardsen. "Deshalb können wir so schnell bauen", erklärt der Unternehmer aus dem nordfriesischen Langenhorn. Am eigenen Beispiel berichtet er: "Unser neues 700-Quadratmeter-Gebäude haben wir in weniger als drei Monaten fertiggestellt." Während in konventionellen Bauten etwa Estrich und Putz verbaut wird, der trocknen muss, funktioniert die Holzrahmenbauweise ohne diese Zusätze. Die Bauteile werden in der Regel im Werk vorgefertigt und müssen vor Ort nur noch montiert werden. So sei auch die Schimmelgefahr deutlich geringer. Insgesamt nehme der Bau mit Stein, Stahl oder Beton bis zu doppelt so viel Zeit in Anspruch. Nachhaltig sei der Baustoff zudem, da so viele Bäume nachgepflanzt wie entnommen würden. Auch die hohe Qualität spreche für sich, so Richardsen. "Unsere Außenwände Baujahr 1995 erfüllen noch heute die Energiesparstandards." In der Bauart wird die Dämmung - häufig ebenfalls aus Holzwolle-Dämmplatten – zwischen den Holzrahmen montiert. Dadurch sind Holzrahmenwände schmaler als eine durchschnittliche Steinwand, dabei aber dicker isoliert. "So gewinnt man bis zu zehn Prozent mehr Raumfläche", sagt Richardsen.
Einfacher aufstocken
Abrunden kann man das Gebäude zudem mit einer Holzfassade. Die bestehe bei Richardsen immer aus skandinavischem Holz, da es langsamer wachse, dadurch dichter und so wetterbeständiger sei, erklärt der gelernte Zimmermann. Die Holzfassade setze bei der Herstellung kaum CO2 frei, und im Rohstoff selbst sei CO2 gebunden. Bei Verblendsteinen werde in der Produktion hingegen viel CO2 freigesetzt. Richardsen ist dabei aber kein Dogmatiker: "Als Fassade ist alles und sogar häufig einfacher möglich als bei Massivbauten. Das zeigt ja auch unser Firmengebäude mit einer Stein- und Putzfassade." Eine Holzfassade sei jedoch günstiger. Allerdings müsse sie bei extremen Wettereinflüssen, wie etwa auf Sylt, alle acht, sonst alle zwölf Jahre gestrichen werden. "Letztlich muss die Fassade aber auch zum Image des Betriebs passen und ihn repräsentieren", so Richardsen. Viele seiner Gewerbekunden setzen auch - anders als private Hausbauer - auf einen Gasanschluss. "Da im Gewerbe beim Wasserverbrauch der Löwenanteil etwa durch fehlende Duschen wegfällt, sind auch keine Wärmepumpen mit großen Pufferspeichern notwendig", sagt Richardsen. Auf eine Fotovoltaikanlage verzichten viele Firmen aus optischen Gründen. Beim Brandschutz sei der Holzrahmenbau ähnlich sicher wie konventionelle Gebäude. "Die Schwachstelle ist eher der Dachstuhl, den hat ein konventionelles Gebäude aber ebenso", sagt der Experte. Grenzen seien dem Material nur durch die Statik gesetzt. "Bei vier Stockwerken mit 2.000 Quadratmeter Fläche sind wir raus", sagt Richardsen. "Da sind Stahl und Beton einfach starrer." Von Vorteil sei aber wiederum die Leichtigkeit. Mit Holzrahmenbau könnten Gebäude einfacher aufgestockt werden, erklärt Richardsen. In Hamburg habe er so acht Wohneinheiten auf einem Parkhaus geschaffen.
Daniel Kappmeyer
Veröffentlicht am 1. September 2017