Lübeck: Bauen im Bestand

Frischekur für Lübecker Parkhaus

Das Lübecker City Parkhaus Hüxstraße erstrahlt dank umfangreicher Sanierung in neuem Glanz – und überzeugt in punkto Energieeffizienz. Inhaber Carsten Löntz berichtet von den Vorteilen des Umbaus.
Als Carsten Löntz das Parkhaus in der Hüxstraße erworben hatte, glich es einer Tropfsteinhöhle. Risse im unversiegelten Beton, tropfende Decken und rostige Stahlträger durchzogen das Gebäude aus den späten 1960er-Jahren, das bereits eine Tankstelle, Waschanlage, Diskothek und Ladenflächen beherbergte. Für Löntz war klar, dass er das Parkhaus behutsam sanieren möchte – und nicht abreißen, wie es ihm viele nahegelegt hatten. „Es war ein Wagnis. Ein bröckelndes Parkhaus ist kein gewöhnliches Kaufobjekt. Aber es hat sich sehr positiv entwickelt“, sagt Löntz, der mit seinem Immobilienbüro im Herzen der Lübecker Altstadt sitzt.
Mit dem Umbau liegt Löntz im Trend. Wissenschaftler und Bauexperten rücken das Thema Bauen im Bestand immer mehr in den Fokus zeitgenössischen Bauens. Die Vorteile liegen im Vergleich zu einem Neubau im sparsamen Umgang mit Ressourcen und reduzierten Treibhausgasemissionen.
Fünf Monate schloss Löntz das Parkhaus und sanierte im Jahr 2020 für drei Millionen Euro die zehn Parkdecks. Eine Mamutaufgabe: Auf 10.000 Quadratmetern musste der löchrige Betonboden ausgetauscht werden, dem Schnee und Regenwasser zugesetzt hatten. Außer einem neuen Bodenbelag investierte der Immobilieninvestor in die Energieeffizienz: eine mit den Stadtwerken Lübeck erstellte Fotovoltaikanlage deckt nun einen großen Teil des Energiebedarfs und versorgt die acht E-Ladesäulen auf dem obersten Deck. Ein Anzeigesystem für freie Parkplätze schone zudem den Boden, meint Löntz, da Autos auf der Suche nach Parklücken weniger wenden müssen und somit weniger Abrieb erzeugen. Mit dem Umbau hat er die sogenannte graue Energie – die Energie, die bereits vor Jahrzehnten durch die vorhandenen Baumaterialien eingebracht wurde – bewahrt und so zusätzliche CO2-Emmissionen vermieden. Dafür erhielt der Unternehmer den Architekturpreis 2022 der Kaufmannschaft zu Lübeck in der Kategorie Bestandsbau.
Auch in die Außengestaltung investierte der Lübecker: Der Abriss einer alten Kneipe und ein bereits zuvor abgetragener Waschsalon ermöglichten einen großzügigeren Eingangsbereich. Für die Neugestaltung der Außenfassade setzte Löntz auf eine rostbraune Verkleidung aus gepresstem Papier – passend zu den Dächern der Lübecker Altstadt. Eine attraktive Außengestaltung habe viele Vorteile: „Ich wollte ein Alleinstellungsmerkmal schaffen, auch um passende Pächter zu finden. Mehrinvestitionen zahlen sich langfristig aus, wenn die Immobilie von anspruchsvollen Mietern und deren Gästen gut angenommen wird“, sagt Löntz. Aktuell haben ein Sushi-Restaurant, ein Billiard-Sportcenter und ein Unterwasser-Marionettentheater die Räume im Erdgeschoss bezogen.
Mit der erfolgreichen Parkhaus-Revitalisierung will Carsten Löntz auch die Innenstadt beleben. Neben Angeboten für Dauerparker seien beispielsweise günstige Tarife für die Mitarbeiter der anliegenden Geschäfte der Hüxstraße in Planung.
Autor: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht August 2024