Kiel: Bauunternehmung

Bauen in der 3. Generation

Gaarden in Kiel an einem heißen Nachmittag im August: Auf dem Gelände in der Johannesstraße entsteht eine neue Grundschule samt Sporthalle. Hier treffe ich Geschäftsführer Christoph Karstens auf der Großbaustelle.
Heinrich Karstens Bauunternehmung
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© Adina Merkel
„Die Gebäudeteile werden miteinander verbunden, das Dach der Sporthalle wird als Pausenhof mit Spielplatz genutzt. Hier können die Schulkinder sich während der Pausen aufhalten“, erläutert der Geschäftsführer. „Das Projekt ist für uns ideal, um unsere Kernkompetenzen umzusetzen. Bis Ende 2025 werden wir den Bau der Schule samt Sporthalle fertigstellen. Die Visualisierung des Konzepts sieht vor, dass das Gebäude mit einer netzartigen, begrünten Struktur umhüllt wird und so auch als städtebauliches Wahrzeichen zu erkennen sein soll. Zusätzlich soll auch ein Café als Begegnungsstätte für den Stadtteil in das Schulgebäude integriert werden“, so Christoph Karstens.
Ob Tiefbau, Hochbau oder Projektentwicklung: In kaum einer Straße in Kiel hat das Familienunternehmen – aktuell geführt in dritter Generation – noch nicht gebaut. Die Bauunternehmung ist ein Komplettanbieter für Bauleistungen in Norddeutschland, mit Standorten in Kiel, Rostock und Waren an der Müritz. Vom Abbruch eines Gebäudes bis zur schlüsselfertigen Erstellung eines Projekts stammt hier alles aus einer Hand. Umwelttechnik ergänzt das Portfolio: Hier saniert das Unternehmen belastete Grundstücke und recycelt Bauschutt und Böden. Auch im Einzelgewerk ist die Heinrich Karstens Bauunternehmung engagiert, Roh- und Tiefbauleistungen und auch Arbeiten im Garten- und Landschaftsbau erledigen rund 250 gewerbliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die anstehenden Arbeiten. „Wir setzen auf innovative Technik, bauen nachhaltig und planen immer wirtschaftlich, effizient und zuverlässig. Termintreue und mangelfreie Arbeiten sind unser Anspruch. So können wir uns in unserer Branche hervorheben“, so der Geschäftsführer.
Wir klettern zurück nach unten und begeben uns in den Schulteil der Gaardener Baustelle. Christoph Karstens erläutert weitere Details: „Eine große Herausforderung ist die anspruchsvolle Architektur, das kleine Baufeld mitten in der Stadt und natürlich die kurze Bauzeit – 2023 haben wir gestartet. Unser Projektteam macht trotz der Herausforderungen einen hervorragenden Job und ich freue mich schon auf die Eröffnung der Schule.“
Über eine große Treppe, die zur Freitreppe für die bald einziehenden Schülerinnen und Schüler wird, gelangen wir in den oberen Gebäudeteil. Zwischen den Stahlstützen wandernd beschreibt der Geschäftsführer, der den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Stephan Karstens führt, welche weiteren Projekte derzeit viel Raum für das Unternehmen und seine 350 Mitarbeitenden einnehmen. „Wir bauen derzeit eines der ersten Holz-Hybrid-Bürogebäude in Schleswig-Holstein mit einer Fläche von 1.700 Quadratmetern auf drei Geschossebenen. Bei dieser Bauart werden die jeweils besten Eigenschaften der Werkstoffe Holz und Beton kombiniert“, sagt Karstens.
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© Adina Merkel
„Besonders stolz sind wir auf die kurze Bauzeit von neun Monaten für die schlüsselfertige Erstellung. Das gelingt uns nur aufgrund der Modulbauweise, bei der die Wände und Decken in einem Werk vorproduziert werden. Anschließend montieren wir diese auf der Baustelle. Dieses Bauverfahren wird auch immer mehr beim Bau von Supermärkten eingesetzt. Wir bauen beispielsweise gerade einen Verbrauchermarkt aus Holz.“ Auch im Bereich Tiefbau sei einiges in Bewegung, so der Unternehmer weiter. Aufarbeitung und Wiederverwendung belasteter Böden, der beim Erdaushub auf Baustellen entsteht, sei ein prägnantes Thema. Mit moderner Siebtechnik werden die anfallenden Böden in der Aufbereitungsanlage des Unternehmens bearbeitet und für den Wiedereinbau vorbereitet. „Unser Ziel ist es, den gesamten Bodenaushub auf unseren Baustellen wiederzuverwenden. Damit schonen wir die natürlichen Ressourcen und fördern die Nachhaltigkeit beim Bauen.“
Trends entstehen auch im Hochbau. Hier sieht der Unternehmer klar den Weg zum „Komplettanbieter“ für alle Bauleistungen in einem Projekt im Fokus, da ein Kunde am liebsten mit nur einem für alles verantwortlichen Ansprechpartner arbeiten möchte. „Das bieten wir unseren Kunden sowohl im privat-gewerblichen als im auch öffentlichen Bausektor an“, sagt er. In den letzten zehn Jahren sei man bereits vier öffentlich-private Partnerschaften mit der öffentlichen Hand eingegangen. Für das Land Schleswig-Holstein als auch für die Landeshauptstadt Kiel konnte die Bauunternehmung zwei Berufsschulen und zwei Universitäts-Seminargebäude planen, bauen, finanzieren – und wird sich 20 Jahre um deren Betrieb kümmern. Damit diese Vielfalt an Projekten überhaupt realisiert werden kann, beschäftigt die Bauunternehmung etwa 350 Mitarbeiter und bildet seit mehr als zehn Jahren auch in allen Berufsgruppen der Branche aus. „Im Moment beschäftigen 35 Auszubildende und Werksstudenten“, betont der Unternehmer.
Christoph Karstens wendet sich weiteren Baustellen zu, die die Bauunternehmung beispielsweise im Kieler Stadtteil Wik betreut. Das Projekt „Wiker Quartier“ hat als Hauptziel, bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt zu schaffen und bestehende Flächen nachzuverdichten. Besonders ist jedoch, dass das Gebäude fast das gesamte Grundstück ausfüllt und somit wenig Arbeitsraum zur Verfügung steht. Nachbarbebauungen und hohe Bäume machen das Grundstück noch herausfordernder – und für die geplante Tiefgarage muss eine Baugrube unter den beengten Platzverhältnissen entstehen. „Das Konzept der WOGE Kiel für dieses Projekt hat mich beeindruckt“, sagt Christoph Karstens. „Hier entsteht generationenübergreifendes Wohnen, was einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt. Das Miteinander von Familien, Singles, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen steht für sozialen Wohnungsbau der Gegenwart und Zukunft. Für die 51 Wohnungen sowie acht Apartments für junge Menschen mit geistigen oder geistig-körperlichen Behinderungen werden nicht zuletzt deshalb auch Mittel der sozialen Wohnraumförderung des Landes Schleswig-Holstein eingesetzt.“ In Bad Segeberg, rund 60 Kilometer entfernt, startet das Unternehmen bald den Bau von 57 Wohnungen für die Wankendorfer Baugenossenschaft. Der Geschäftsführer beschreibt: „Hier entstehen in einer zeitgemäßen Architektur qualitativ hochwertige Wohnungen zu einem sozial verträglichen Mietpreis. Wir haben mit dem Bauherrn zusammen die Kosten optimiert, um die wirtschaftlichen Vorgaben zu erfüllen. Ich freue mich, wenn wir dort in den nächsten Wochen mit dem Rohbau beginnen.“
Trotz der positiven Entwicklungen in diversen Bauprojekten gehen vor allem steigende Materialkosten nicht spurlos am Unternehmen vorbei. „Die Preise für Baustoffe haben aufgrund der guten Konjunktur in den letzten Jahren stark angezogen, der Krieg in der Ukraine und die danach einsetzende Verknappung von Baustoffen hat dafür gesorgt, dass das Preisniveau noch weiter angestiegen ist“, erklärt Christoph Karstens. „Wir haben versucht, die Situation durch langfristige Lieferverträge und alternative Bauprodukte zu normalisieren. Zusätzlich haben wir gemeinsam mit Architekten und Ingenieuren Vereinfachungen bei Gebäuden entwickelt.“ Das bedeutet, dass die Bauunternehmung an vielen Stellen optimieren konnte, um in einem Gebäude weniger Materialien und weniger Technik zu verbauen. So konnte das Unternehmen in Summe trotz Preissteigerung in Ihren Angeboten die Baukosten reduzieren.
Während wir langsam die Gaardener Baustelle verlassen, frage ich den Unternehmer nach Plänen zur Erschließung neuer Märkte und Bautypen. „Wir wollen das kostenoptimierte Bauen nach dem Prinzip des Gebäudetyps E mit unseren Planungspartner und Auftraggebern vertiefen. Hier bauen wir zum Beispiel neue Gebäude in Abstimmung mit unseren Kunden zu vertretbaren Kosten, damit bezahlbarer Wohnraum entsteht. Und natürlich wollen wir den oben erwähnten Holzbau noch weiter ausbauen. Wir haben diese Bauweise im letzten Jahr als neuen Markt erschlossen und wir werden unser Engagement noch weiter verstärken.“
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© Adina Merkel
Die Arbeiten auf der Baustelle laufen in gewohnter, präziser Manier weiter – der Abschluss liegt in greifbarer Nähe. Bis dahin bleibt noch eine Menge zu bauen, ehe die rund 200 Schulkinder ihr neues Gebäude beziehen können.