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"You can’t hurry Africa"
Das Lübecker Unternehmen Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH + Co. KG vertreibt seit 1992 Filetiermaschinen in Namibia. In dem westafrikanischen Land mit seinen 2,2 Millionen Einwohnern gelte es, ganz eigene Herausforderungen zu meistern, berichtet Rud. Baaders Namibia-Vertriebschef Michael Goldmann.
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Wirtschaft: Wer sind die Kunden von Baader in Namibia?
Michael Goldmann: Baader Namibia deckt zu 100 Prozent die namibischen Fischfabriken und großen Tiefkühltrawler ab. Die Unternehmen haben zwischen 50 und 1.300 Mitarbeiter. Außerdem zählt eine Fleischfabrik zu unseren Kunden sowie eine Fabrik, die Hühner verarbeitet.
Wirtschaft: Welche besonderen Herausforderungen bringt der namibische Markt mit sich?
Goldmann: In Namibia ist es sehr schwer, gut ausgebildetes Personal zu finden. Es gibt keine Ausbildung für Schulabgänger - und nur eine Universität und eine polytechnische Schule. Die meisten in Namibia können sich jedoch weder Uni noch polytechnische Schule leisten. Und obwohl Englisch offizielle Landessprache ist, ist das Sprachniveau sehr niedrig. Das meiste gut ausgebildete Personal kommt aus dem Ausland, vor allem Ingenieure oder Techniker. Es ist jedoch mit einem sehr hohen bürokratischen Aufwand verbunden, die Arbeitserlaubnis zu erhalten.
Vertriebschef in Namibia: Michael Goldmann
© Firma Rud. Baader
Wirtschaft: Was erschwert das Arbeiten?
Goldmann: Die Dürre erschwert zurzeit das gesamte Leben, genauso wie einige gesetzliche Regelungen. Zum Beispiel ist die Fischereiquote an die Zahl der Mitarbeiter gebunden, was dazu führt, dass mehr Menschen eingestellt werden als benötigt und weniger in Maschinen investiert wird. Zudem macht die derzeitige Währungsschwäche Importe sehr teuer.
Wirtschaft: Gibt es weitere Besonderheiten?
Goldmann: Es gibt das Sprichwort "You can’t hurry Africa". Das gilt auch hier. Wer deutsche Pünktlichkeit oder Genauigkeit erwartet, ist hier am falschen Platz. Wenn man Lieferungen erwartet, muss man sich darauf einstellen, dass die Verspätungen umso größer sind, je weiter der Transportweg ist. Außerdem gibt es immer wieder Strom- oder Wasserausfälle, worauf man mit einem lässigen "AWA - Africa wins again" reagiert. Man benötigt viel Geduld und Flexibilität und sollte sich an das halten, was die Farmer sagen: Ein Farmer macht einen Plan. Trotz allem muss ich sagen: Wir leben gerne in Namibia, denn das Leben ist mit weniger Stress verbunden als in Deutschland und man hat viel Platz und wenige Menschen um sich herum.
Interview: Natalie Klüver
Veröffentlicht am 2. Dezember 2016
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Benjamin Tietjen