Bugenhagen Berufsbildungswerk

Sprungbrett in eine berufliche Zukunft

Zwei Standorte, 50 Ausbildungsberufe, eine Prüfungserfolgsquote von 95 Prozent: Das Bugenhagen Berufsbildungswerk in Timmendorfer Strand ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie eine gut vernetzte Bildungsinstitution zu einem Partner von Unternehmen werden kann.
Seit 1976 ist die Einrichtung in der Trägerschaft der Diakonie für junge Menschen mit Behinderung und Förderbedarf nicht nur das Sprungbrett in eine berufliche Zukunft - häufig wird hier auch das Fundament für die Entwicklung zu selbstbestimmten Erwachsenen gelegt. Aktuell werden 340 Azubis begleitet. “Dafür stehen den Jugendlichen nicht nur die Fachausbilder zur Seite, sie haben auch den Rückhalt multiprofessioneller Reha-Teams“, erklärt Ausbildungsleiterin Bettina Fidus.
Sozialarbeiter, Psychologen, Lehrer, Erzieher sowie Gesundheits -und Krankenpfleger agieren in enger Abstimmung, stabilisieren, geben Sicherheit und motivieren für ein erfolgreiches Vorankommen. Die Anmeldung erfolgt in der Regel über die Agentur für Arbeit. In der Reha-Beratung wird entschieden, ob die Behinderung der besonderen Unterstützung bedarf. Das können Lernbehinderungen, psychische Störungen oder leichte körperliche Einschränkungen sein. Eine Spezialisierung liegt in den Bereichen ADHS und Autismus. Seit 2019 trägt die Einrichtung das Gütesiegel “Autismusgerechtes Berufsbildungswerk“.
In Zeiten von Fachkräftemangel bilden die Bugenhagen-Absolventen eine unverzichtbare Personalgruppe. Gastronomie, Handwerk, Garten- und Landschaftsbau, Handel und Textil, Bau und Technik sind praxisorientierte Arbeitsfelder, die die Bildungsinstitution gezielt besetzt. In Praktika und auch während eines berufsvorbereitenden Jahres lernen die Jugendlichen ihre Begabungen kennen und beginnen ihre dreijährige Ausbildung. “Wir kooperieren dabei mit 760 Betrieben in der Region und bundesweit“, so Fidus.
Viele Firmen suchen gezielt nach Bugenhagen-Azubis. Die bringen nämlich vieles mit, was den Ausbildungsbetrieb bereichert: Verlässlichkeit, ein festes Netz von Ansprechpartnern und Struktur: “Unsere Teams unterstützen dabei, die Ausbildungsplätze etwa autistengerecht einzurichten.“ Fidus ist wie die meisten ihrer Kollegen in Gremien engagiert, um Prozesse mitzugestalten und Entwicklungen anzustoßen. „Diese Kommunikation ist wichtig, um zu wissen, welche Berufe jeweils gebraucht werden“, sagt sie.
Nach dem Abschluss begleiten die Profis ihre Schützlinge noch etwa ein Jahr im Hintergrund. Die haben in der Ausbildung durch ihre Unterbringung im hauseigenen Internat nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Alltagstüchtigkeit erworben. Diese Stärke ist neben der Vermittlung in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis ein wichtiges Ziel. “Wenn man dann jemanden trifft, der hier als unsicherer Jugendlicher begonnen hat und heute einen eigenen Malerbetrieb führt, ist das einfach beglückend für uns alle.“
Astrid Jabs
Veröffentlicht am 4. Mai 2022