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Personalerin trifft Schüler
Personalreferentin Dietke Gruber (links) und Schüler Christopher Rilke (rechts)
© IHK/Scheffler, Christopher Rilke
Dietke Gruber: Lust auf den Beruf
"Unser Azubi soll ein neugieriger, offener, authentischer und bodenständiger junger Mensch sein, der auch über den Tellerrand blickt und einfach Lust auf den Beruf hat. Das Arbeitsleben ist zu lang, um etwas zu machen, wofür man sich nicht begeistern kann. Was Vorerfahrungen angeht, sind wir offen, denn Azubis sind noch sehr jung. Gut ist, wenn unterschiedliche Praktika absolviert wurden, um den Berufswunsch zu definieren. Besonders wichtig ist aber, dass es vom Menschlichen her passt. Den meisten Bewerbern ist nicht bewusst, dass auch sie in einer Anbieterrolle sind: Wir suchen den richtigen Auszubildenden, sie das richtige Unternehmen. Wir legen Wert auf klassische Tugenden wie Höflichkeit und Pünktlichkeit - eben ein respektvolles Miteinander. Der Rahmen sollte vorhanden sein. Auch gehen wir in der Firma sehr klar und direkt miteinander um. Damit sollten unsere Azubis umgehen können.
Gerade im kaufmännischen Bereich fällt immer wieder der Respekt vor Zahlen auf. Und auch das Reflektieren fehlt manchmal: Kann das Ergebnis überhaupt stimmen? Wirtschaftliches Interesse und Allgemeinwissen sollten ebenso vorhanden sein - Themen, um die Schüler oft einen Bogen machen. Wer kein wirtschaftliches Interesse hat, sollte sich keinen Beruf in der Wirtschaft suchen. Allgemeinwissen wiederum ist im Gespräch mit Kunden, aber auch beim Einkauf mit Lieferanten wichtig, um etwa sagen zu können: 'Sie können doch keine Preiserhöhung durchsetzen, wenn der Weltmarktpreis sinkt.'
Ich versuche Azubis immer klarzumachen: So sehr, wie ihr euch in der Ausbildung engagiert, so sehr engagieren wir uns für eure Übernahme."
Christopher Rilke: Vertrauen zum Chef
"Ich möchte später an einem Ort arbeiten, an dem ich mich wohlfühle. Ich werde dort so viel Zeit verbringen - da sollte es auch Spaß machen. Ich habe lieber einen schlechten Job und ein gutes Team, das mich stützt, als einen guten Job und ein Team, das nicht mitarbeitet. Bei meinem Nebenjob im Telefonmarketing ist es sehr anonym. Ich lese meinen Erfolg am Ende des Tages anhand von Zahlen ab. Man fühlt sich als Person nicht wahrgenommen.
Inhaltlich wünsche ich mir viele Einblicke. Ich möchte das Unternehmen und die Abläufe kennenlernen, das System dahinter verstehen. Ich sehe mich nicht in einem Großunternehmen, wo ich meinen Chef nicht persönlich kenne, nur mal eine Rede von ihm auf der Weihnachtsfeier gehört habe. Mein Chef sollte eine Bezugsperson sein, mit dem man im direkten, offenen Gespräch Probleme lösen kann. Ich möchte ihm vertrauen und er soll mir vertrauen. Mit autoritären Personen, die sich ohne Fachwissen dahinter aufspielen, komme ich eher schlecht zurecht.
Es gibt viele Aspekte, die das Arbeiten für mich attraktiver machen würden: Weg vom Großraumbüro mit altem Teppich und dunklen Farben hin zu hellen, gemütlichen Räumen, etwa mit Ohrensesseln wie bei Google. Das Unternehmen sollte auf die Umwelt achten, etwa mit Solaranlagen oder Grünflächen auf dem Dach. Partnerschaften mit Fitnessstudios und ein betrieblicher Kindergarten wären gut. Und es sollte normal sein, pausieren zu dürfen, wenn man sein Kind abholen muss. Eine Cafeteria sollte ausgewogenes Essen, auch vegetarisch, anbieten. Sie sollte ein Ort sein, wo man aus seiner gewohnten Arbeit ein Stück weit ausbrechen kann."
Protokolle: Andrea Scheffler
Veröffentlicht am 5. Mai 2015
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Benjamin Tietjen