Berufsbildungssysteme

So bildet Dänemark aus

Angesichts des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels stehen Deutschland und Dänemark in Sachen Ausbildung vor unterschiedlichen Herausforderungen. Grund dafür sind auch Unterschiede bei den Berufsausbildungssystemen.
Lediglich 30 Prozent der Schulabgänger hierzulande begannen 2012 eine duale Berufsausbildung. Nicht weniger alarmierend ist, dass sich in Dänemark rund 40 Prozent eines Absolventenjahrgangs für eine Ausbildung entscheiden, rund die Hälfte diese jedoch nicht beendet. Etwa 20 bis 25 Prozent der Schulabgänger erhalten gar keine berufsbezogene Lehre, da unter anderem die Plätze fehlen.
In Deutschland nehmen die Kammern den gesetzlichen Auftrag der Überwachung und Förderung der Berufsausbildung wahr. Diese Aufgabe obliegt im Königreich den berufsbildenden Schulen. Die Rolle von Unternehmen ist hierzulande also zentraler geregelt. Dennoch erkennen Deutschland und Dänemark Berufsbildungsabschlüsse gegenseitig als vergleichbar an.
Während sich ein Auszubildender in Deutschland für einen von 345 Berufen entscheidet und direkt in einem Betrieb startet, findet der erste Tag der dänischen Berufsausbildung meist in der Berufsschule statt. Zunächst wird eine von zwölf Einstiegsqualifizierungen gewählt: beispielsweise Handel, Nahrungsmittelherstellung oder Produktion und Entwicklung. Erst nach einem bedarfsangepassten 20- bis 60-wöchigen Basisprogramm legt man sich fest und setzt die Ausbildung in einem der 110 dualen Hauptprogramme mit etwa 326 verschiedenen Spezialisierungen und Teilabschlüssen fort.
Finanzielle Förderung
In Deutschland ist der Start in eine Berufsausbildung ohne Vertrag mit einem Betrieb nicht möglich. Demgegenüber können dänische Azubis ihre Lehre mit dem Besuch längerfristiger Schulpraktika in dafür eingerichteten Übungsumgebungen abschließen. Eine Option, die immer mehr junge Leute wählen müssen.
Die Berufsausbildung in Dänemark baut auf verpflichtend neun oder wahlweise zehn Grundschuljahren auf, was in etwa der deutschen Primar- und Sekundarstufe I entspricht. Wer nach der Grundschule in eine gymnasiale Ausbildung wechselt, kann sich technisch oder kaufmännisch spezialisieren oder eine allgemeinbildende Hochschulreife über zwei oder drei Jahre erwerben. Danach streben viele einen Universitäts- oder Professionsbachelor an oder beginnen ein duales Studium an einer Berufsakademie. Attraktiver werden diese Möglichkeiten durch staatliche Förderung mit einem Stipendium, das jedem maximal sechs Jahre 335 bis 778 Euro pro Monat sichert.
Die finanziellen Bedingungen sind auch bei der Berufsausbildung ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland. Der dänische Azubi erhält vom Betrieb eine deutlich höhere Einstiegsvergütung von monatlich mindestens 1.147 Euro. Zudem zahlen Arbeitgeber für jeden Arbeitnehmer einen Beitrag von jährlich bis zu 403 Euro in eine Ausbildungsbeitragskasse, aus der unter anderem Auszubildende Unterstützung für Transport und Betriebe einen Lohnausgleich für die Zeit bekommen, in der ihre Auszubildenden in der Berufsschule sind.
Grundsätzliche Lohnzuschüsse und Boni für Ausbildungsbetriebe sind zum Jahreswechsel allerdings entfallen. Ausbildung gilt für kleine und mittlere Betriebe in Dänemark damit als finanzielle Herausforderung.
Isabel Hedrich
Veröffentlicht am 6. Mai 2014