Medieninformation vom 27. August 2024

Plädoyer für mehr Augenmaß: Bundesdeutsche IHK-Delegation zu Gast im Weltzentrum der Medizintechnik

Die Wettbewerbsfähigkeit der Medizintechnik ist keine Selbstverständlichkeit. Sie fußt auf der Innovationskraft zahlreicher Unternehmen und ihrer Belegschaften. Gleichzeitig nehmen Regulierung, Verordnungen und Auflagen zu.
Die Medizinprodukteverordnung und das drohende Verbot sogenannter PFAS-Chemikalien zeigen beispielhaft, wie politische Entscheidungen den Mittelstand in seiner Wirtschaftskraft gefährden. Bundesdeutsche Experten aus den Industrie- und Handelskammern (IHK) trafen sich nun zu einem Arbeitsgespräch in Tuttlingen. Organisatorin war die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.
„Der Austausch von Erfahrungen ist unentbehrlich. Gerade dann, wenn Regulatorik überhandnimmt und der Wettbewerbsdruck zunimmt“, betonte IHK-Vizepräsident Thomas Butsch bei einem Rundgang durch sein Unternehmen HEBUmedical. Gleichzeitig bekräftigte er den Innovationsdrang des regionalen Mittelstandes. „Es hat einen Grund, weshalb das Weltzentrum der Medizintechnik in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg liegt. Weil hier tüchtige Menschen täglich an neuen Services, Instrumenten und Maschinen tüfteln. Damit dem Patienten geholfen wird und er bestmögliche Betreuung findet“, sagt Thomas Butsch. Der Aufbau eines belastbaren Netzwerkes sei für jedes Unternehmen daher unersetzbar.
Dr. Sandra Hartig, Leiterin des Bereichs Gesundheitswirtschaft, Beschäftigung, Organisationsentwicklung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), forderte: „Das Verbot von PFAS darf kein Hightech-Verbot werden. Eine Vielzahl von Stoffen einfach auf Verdacht ersatzlos zu streichen, hätte weitreichende Konsequenzen: Es würde zu einem Verschwinden weiterer Medizinprodukte führen.“ Sie plädierte für mehr Augenmaß im Bereich der Regulatorik. Insbesondere auch deshalb, weil es bereits heute Abwanderungsbestrebungen der bundesdeutschen Medizintechnik gebe. Dies habe eine g emeinsame Branchen-Erhebung der DIHK mit dem Branchenverband Spectaris und der Tuttlinger Clusterorganisation MedicalMountains ergeben.
Für MedicalMountains begrüßte Geschäftsführerin Julia Steckeler die Delegation. Bei einem Besuch des Unternehmens KARL STORZ gab sie ein aktuelles Lagebild zur regionalen Medizintechnik: „Die Auswirkungen der Medizinprodukteverordnung sind bereits konkret spürbar: Produkte verschwinden, Innovationsabteilungen wandern ab, manche kleinere Unternehmen schließen oder werden verkauft.“ Gemeinsam mit Dr. Martin Leonhard, Leiter der politischen Arbeit bei KARL STORZ, unterstrich sie das politische Ziel für das Wohl der Patienten zu wirken. Doch schieße gerade die EU unter dem Begriff der „Patientensicherheit“ über das Ziel hinaus. Umso wichtiger sei jetzt der politische Schulterschluss zwischen allen Akteuren der Wirtschaft. „Das Weltzentrum der Medizintechnik soll schließlich auch noch in Zukunft globalen Stellenwert haben“, so die Beteiligten.