Medieninformation vom 1. August 2024
IHK-Energiewendebarometer 2024 zeigt andauernde Belastung der Wirtschaft durch Energieversorgung
„Nach dem Negativ-Rekord im letzten Jahr hat sich die Stimmung zwar leicht aufgehellt. Das ist aber kein Grund zum Aufatmen,“ fasst IHK-Vizepräsidentin Bettina Schuler-Kargoll die Ergebnisse des jährlichen IHK-Energiewendebarometers zusammen.
„Die leichte Verbesserung führen wir darauf zurück, dass nur noch jedes zweite Unternehmen von gestiegenen Energiepreisen berichtet, im Jahr zuvor waren es noch knapp 80 Prozent.“
Auch nach mehr als zwei Jahren Zeitenwende würden die Unternehmen einen klaren Kurs in der Energiepolitik vermissen: „Es kann nicht oft genug betont werden: Unsere Region ist eine Industrieregion – ohne Energie läuft keine Maschine und entsteht keine Wertschöpfung,“ so die IHK-Vizepräsidentin. Für Experimente sei die Energieversorgung zu wichtig. Die Betriebe bräuchten Planbarkeit vor Ort, sonst würden sie ihre Investitionen in anderen Ländern planen. Ein Beispiel sei das Wasserstoffnetz: Kein Betrieb würde seine Prozesse für Wasserstoff umrüsten, wenn nicht klar sei, ob Wasserstoff in ausreichenden Mengen, be
zahlbar und zeitnah zur Verfügung stehen würde.
Das Barometerwert für Baden-Württemberg zeigt die Unzufriedenheit der Unternehmen.
Bettina Schuler-Kargoll fasst den Apell der Unternehmerschaft zusammen: „Die Unternehmen fordern bessere Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung: Sie wollen einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten. Das sollte mit verständlichen und unbürokratischen Verwaltungsprozessen unterstützt werden. Auch eine deutschlandweit einheitliche Strompreiszone ist wie der zügige Ausbau der Energienetze elementar für den Bestand der Wirtschaft der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.“
Die Absicht, als Teil des Wachstumsinitiative die Energiesteuer auf EU-Mindestmaß zu belassen sowie den CO2-Handel perspektivisch zu stärken, seien dabei Schritte in die richtige Richtung, aber noch lange nicht ausreichend, um Abwanderungstendenzen von Unternehmen entgegen zu wirken.
Die wichtigsten Ergebnisse des IHK-Energiewendebarometers:
- Mit mehr als 400 Antworten gibt es einen neuen Teilnahmerekord in Baden-Württemberg. Dies demonstriert die hohe Relevanz des Themas für die Betriebe.
- Im industriestarken Südwesten werden die Auswirkungen der Energiewende negativer eingeschätzt (-21,7) als im Bundesdurchschnitt (-19,8).
- Die hohen Energiepreise führen vor allem zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit baden-württembergischer Unternehmen. 21 Prozent müssen deswegen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurückstellen, 28 Prozent investieren weniger in Kernprozesse und elf Prozent weniger in die Forschung.
- Nach den Hindernissen gefragt, identifizieren die Unternehmen jedoch vor allem strukturelle Hürden: die fehlende Planbarkeit in der Energiepolitik (64 Prozent), zu viel Bürokratie (62 Prozent) und zu lange Planungs- und Genehmigungsverfahren (48 Prozent).
- 22 Prozent berichten von Stromausfällen von unter drei Minuten, ein beträchtlicher Anstieg im Vergleich zu den beiden Vorjahren (15 bzw. 13 Prozent). Dieser Wert ist insofern relevant, da Ausfälle unter drei Minuten nicht an die Bundesnetzagentur gemeldet werden müssen, aber dennoch finanzielle Schäden von bis zu 100.000 Euro verursachen können.
- Die Unternehmen reagieren vor allem, indem sie ihre Energieeffizienz steigern, ihre Energie selbst erzeugen und sich vermehrt gegen Stromausfälle absichern (etwa durch Notstromaggregate oder Speicher).
Das IHK-Energiewendebarometer
Seit 2012 befragt die IHK-Organisation bundesweit Unternehmen einmal im Jahr, wie sich die Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Abgefragt wird die Entwicklung von Verbrauch und Kosten, die Versorgungssicherheit und Maßnahmen, die die Unternehmen im Bereich Energie umsetzen (beispielsweise zur Steigerung der Energieeffizienz). Die Unternehmen bewerten auch politische Maßnahmen der Energiewende. Das ganze Barometer kann eingesehen werden unter www.ihk.de/sbh/energiewende.
Seit 2012 befragt die IHK-Organisation bundesweit Unternehmen einmal im Jahr, wie sich die Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Abgefragt wird die Entwicklung von Verbrauch und Kosten, die Versorgungssicherheit und Maßnahmen, die die Unternehmen im Bereich Energie umsetzen (beispielsweise zur Steigerung der Energieeffizienz). Die Unternehmen bewerten auch politische Maßnahmen der Energiewende. Das ganze Barometer kann eingesehen werden unter www.ihk.de/sbh/energiewende.
2024
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2023
|
|
Deutschland
|
-19,8
|
-26,9
|
Baden-Württemberg
|
-21,7
|
-25,9
|
Industrie BW
|
-31,8
|
-34,7
|
Gewichtetes Mittel der Antworten, die die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens als (sehr) positiv oder (sehr) negativ bewerten auf einer Skala von -100 (sehr negativ) bis +100 (sehr positiv). n=2863 (D) / 432 (BW) / 124 (Industrie BW)