Medieninformation vom 29. November 2022

„Globale Krisen brauchen globale Kooperationen“: IHK zu den Ergebnissen des G20-Gipfels in Indonesien und des COP27 in Ägypten

IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos zieht ein zwiespältiges Fazit für die vergangene Woche, in der zwei große globale Gipfel zu Ende gingen: „Die Unternehmen unserer Region sind international eng verflochten – Baden-Württemberg war auch im 1. Halbjahr 2022 das exportstärkste Bundesland, gleichzeitig diversifizieren die Unternehmen ihre Lieferketten.
Dafür benötigen sie zwei Dinge: verlässliche Handelsabkommen und gleiche Wettbewerbsbedingungen. Der G20-Gipfel sollte Fortschritte in beiden Feldern liefern – er war seitens der Wirtschaft mit den Hoffnungen verbunden, dass die Staaten die erodierenden internationalen Rahmenbedingungen stabilisieren. Der erhoffte große Wurf war jedoch nicht dabei. Dass die Staaten miteinander im Gespräch bleiben, ist jedoch wichtig in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen.“
Gleiche Wettbewerbs bedingungen seien auch das zentrale Thema beim Kilmaschutz, so die Repräsentantin der regionalen Wirtschaft weiter. Eine Einigung auf einen internationalen Klimaclub - auf zumindest einem der Gipfel – wäre ein bedeutendes Signal gewesen, um eine effektive Klimaschutzagenda voranzutreiben, ohne neue Handelskonflikte durch das Vorpreschen einzelner Staaten zu erzeugen. Die Haltung Chinas auf dem COP27 hätte jedoch auch demonstriert, dass einige Volkswirtschaften, die aufgrund ihrer Größe zur Zielerreichung notwendig wären, weiterhin beim Thema Klimaschutz mit angezogener Handbremse unterwegs sind.
Bernd Seemann, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses unterstreicht: „Die Zeiten, in denen ein Wirtschaftsstandort nur nach der Infrastruktur und Gesetzgebung vor Ort bemessen werden konnte, sind schon lange vorbei. Das Unternehmen aus dem Schwarzwald, der Baar oder vom Heuberg hat Konkurrenz, Absatzmärkte und Lieferketten auf der ganzen Welt. Eine umfassende Vernetzung und Diversifizierung kann das Gesamtrisiko eines Unternehmens und einer Volkswirtschaft mindern. Dafür braucht es aber stabile Rahmenbedingungen.“
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass dies so schnell nicht eintreten wird. Die IHK-Organisation prognostiziert basierend auf den Erwartungen der Unternehmen in ihrem aktuellen Konjunkturbericht eine Abschwächung der Exporte im Jahr 2023 um zwei Prozent – das entspräche in absoluten Zahlen einem Erlösrückgang von 70 Milliarden Euro. Grund dafür sind weltweit zunehmende Handelshemmnisse und Protektionismus – ein Trend, der bereits seit mehreren Jahren anhält.
Bernd Seemann erläutert das an einem Beispiel: „Die USA, einer unserer wichtigsten Handelspartner, haben den sogenannten Inflation Reduction Act aufgelegt. Dieser verbindet Subventionen für nachhaltige Technologi en mit der Bedingung, dass die geförderten Produkte aus nordamerikanischer Produktion stammen müssen. Das provoziert Spannungen mit der EU. Zur Lösung gilt es, das Gespräch zu suchen, um einen Handelskrieg zu vermeiden. Wären die wirtschaftspolitischen Beziehungen mit den USA und China gleichzeitig belastet, ginge das mit Wohlstandsverlusten in Europa einher.“
IHK-Außenwirtschaftsausschuss
Der IHK-Außenwirtschaftsausschuss bringt international tätige Unternehmen aus der Region zusammen. Vom Erfahrungsaustausch im Außenhandel bis zur politischen Meinungsbildung zu aktuellen Gesetzesinitiativen – in der Ausschussarbeit unterstützen sich exportorientierte Unternehmen gegenseitig bei gemeinsamen Herausforderungen. Bei Interesse finden man den Kontakt unter www.ihk.de/sbh/auwi-ausschuss.