Medieninformation vom 19. Juli 2022

Den Wandel gestalten – Automotive-Gipfel von wvib Schwarzwald AG und IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg

Wohin bewegt sich die Automobilwirtschaft? Unter der Überschrift „Transformation in schwierigem Umfeld gestalten“ begab sich die Branche beim Automotive-Gipfel in den Donauhallen in Donaueschingen auf die Suche nach Antworten. Angesichts von steigenden Energiepreisen, Lieferkettenproblemen und Teilemangel ist die Stimmung durchwachsen – beim Blick in die Zukunft gaben sich die Branchenvertreter kämpferisch und optimistisch zugleich.
wvib-Präsident Thomas Burger fand in seiner Begrüßung deutliche Worte: „Noch nie war die Welt der Automobilindustrie so in Aufruhr wie heute“. Der Schonacher Unternehmer, selbst Automobilzulieferer, pran
gerte das Gebaren der Markenhersteller in der Krise an. Firmen wie Mercedes und VW machen in der Krise Kasse – und drangsalieren die Zulieferer, unter anderem indem sie Kosten in die Lieferkette weitergeben, gleichzeitig aber kaum Preissteigerungen akzeptieren. An das Plenum appellierte Burger: „So wie jetzt kann es nicht weitergehen.“
Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, betonte in Ihrer Begrüßung dagegen die langfristigen Aussichten und gab sich kämpferisch: „Wir wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten – die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation sind hier vor Ort gegeben.“ Hakenjos betonte die strukturell guten Standortfaktoren der Region, merkte aber zugleich auch an, dass die anstehenden Aufgaben keine kleinen sind.
Die Vorträge des Tages drehten sich dann um die verschiedensten Facetten der Transformation. Der deutsch-amerikanische Internetpublizist Tim Cole nahm sich in seiner Keynote die Digitalisierung der Branche vor und verglich die digitale Transformation mit der Tektonik: „Erdplatten mögen sich nur lang sam und unbemerkt bewegen – können aber schlagartig Erdbeben auslösen.“
Auch Martin Koers, langjähriger Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie (VDA), ging in seinem Vortrag „Beispiellose Krise trifft beispiellose Transformation“ auf die schwierige Gemengelage der Branche ein und stellte die Frage, ob die bisherigen Erfolgsfaktoren der Branche auch in Zukunft Erfolg garantieren. Die von Burger angesprochenen Reibungen in der Lieferkette, Spannungen auf dem Weltmarkt, politische Regulierung ohne Technologieoffenheit, Silodenken in der Klimapolitik, schleppende Digitalisierung – Deutschland droht dadurch seine Spitzenposition zu verlieren. Koers appellierte an Politik und Unternehmen: „Wir, die das Auto erfunden haben, dürfen uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.“
Dr. Harald Marquardt, Vorsitzender des Vorstands der Marquardt-Gruppe aus Rietheim-Weilheim und IHK-Vizepräsident, verbreitete mit seiner Keynote unternehmerischen Optimismus. Ob Akkuschrauber, Autoschlüssel oder Smartphone-Fahrberechtigungssysteme – anhand dieser Beispiele illustrierte der Familienunternehmer, wie er und sein Unternehmen sich der Zukunft stellen.
20 Prozent seines Umsatzes erzielt das Unternehmen in China – die unruhige Lage im Land macht Marquardt trotzdem keine wirklichen Sorgen. Zum Schluss forderte er die Zuhörer energisch zum Handeln wider der German Angst auf: „Wir sollten uns nicht von Tiefdruckgebieten einschüchtern lassen, sondern den Sturm der Transformation nutzen“, so Marquardt.
Die zehn Sessions des Gipfelnachmittags drehten sich dann um eine Vielzahl an Zukunftstechnologien und -strategien – auch jenseits der batterieelektrischen Mobilität. Synthetische Kraftstoffe, Wasserstofftechnologie, Klimaneutralität, Batterien „Made in Europe“, Laseranwendungen, Zukunft in China – zu besprechen gab es beim Joint Venture zwischen IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und privatem Unternehmerverband genug.