Medieninformation vom 1. August 2022

„Es darf kein Potenzial verloren gehen“: Muhterem Aras bei IHK zu Gast

Frauen sind in der gewerblich-technischen Ausbildung und in Führungspositionen noch immer eher selten anzutreffen. „Das muss nicht sein“, betonen IHK-Vizepräsidentin Bettina Schuler-Kargoll und Landtagspräsidentin MdL Muhterem Aras. Erst kürzlich war die Landtagspräsidentin auf Einladung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg zu Gast, besuchte die Gewerblichen Schulen in Donaueschingen, tauschte sich mit Auszubildenden und Ausbildenden aus MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) aus.
Muhterem Aras ist nicht nur die Präsidentin des Baden-Württembergischen Landtags, sondern auch beruflich eine „Vorzeigefrau“, die ein Vorbild in Sachen Berufswahl und Karriere sein kann. Muhterem Aras hat als Landtagspräsidentin zum einen ein Spitzenamt innerhalb der Grünen Landtagsfraktion inne, betreibt aber neben ihrer politischen Arbeit auch ein Steuerberatungsbüro. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.
Schon an der ersten Sta tion ihres Besuchs war Muhterem Aras begeistert. Denn einige Schülerinnen der Gewerblichen Schulen in Donaueschingen zeigten der Landtagspräsidentin sehr anschaulich auf, dass Mädchen oder Frauen sich durchaus mit technischen Berufen beschäftigen, sich auskennen und eine Menge Spaß daran haben. Zwei Schülerinnen hatten einen Roboter so programmiert, dass er eine Achse in ein Spielzeugauto einsetzt. Schulleiter Reiner Jäger zeigte auf, dass eine gute Ausstattung an den Schulen durchaus auch bei Mädchen Interesse für technische Berufe wecke.
In der Diskussionsrunde der Landtagspräsidentin mit MINT-Auszubildenden und Ausbildungsleitenden wurde schnell deutlich, dass es Vorbilder oder Botschafter brauche, die den jungen Frauen diese Berufe vorstellen und deren Inhalte schmackhaft machen. IHK-Vizepräsidentin und Patin für das Ressort „Bildung“, Bettina Schuler-Kargoll, betonte, dass man unbedingt mehr Mädchen begeistern wolle und die IHK ja bereits in den Kindergärten Projekte anbiete, bei denen Berufe – auch technische Berufe – Thema sind. „Wir brauchen Sie als Werbeträger und um andere zu begeistern“, machte Muhterem Aras den jungen Frauen Mut, sich für die Ausbildung im technischen Bereich stark zu machen und weitere Mädchen für die Berufe zu begeistern.
Bettina Schuler-Kargoll bezeichnete Praktika als „A und O für die spätere Berufswahl“ und hob hervor, „dass die Ausbildung Grundstein für die Zukunft“ sei. Denn in Branchen mit besonders vielen MINT-Fachleuten, beispielsweise bei den IT-Dienstleistern und in der Pharmazeutischen Industrie, würden mehr als die Hälfte der Unternehmen massive Probleme bei Stellenbesetzungen melden. Insgesamt fehlen laut MINT-Frühjahrsreport 2022 derzeit bundesweit rund 320 000 Fachleute in diesem Sektor. „Um diesem Bedarf an Mitarbeitenden zu begegnen, dürfen wir kein Fachkräftepotenzial außer Acht lassen. Deshalb werben wir gerade bei Frauen für eine Karriere in den MINT-Berufen“, so Schuler-Kargoll. Es habe sich gezeigt, dass man die Jugend ohne Ausbildungsmessen, ohne Berufsberatung und persönliche Vorbilder „verliere“. Deswegen sei es mehr denn je wichtig, jungen Menschen die Chancen einer dualen Ausbildung aufzuzeigen und das Ansehen der Berufsausbildung zu stärken.
„Die duale Ausbildung könnte man zum Exportschlager machen. Viele Länder beneiden uns darum. Wir haben hier einen riesigen Schatz. Aber wir brauchen unbedingt mehr Botschafter, die das nach außen tragen“, sagte Muhterem Aras mit Blick zu den jungen Frauen und fragte sie zugleich, wie man sie unterstützen könne. „Es ist leider noch immer so, dass viele Frauen denken, dass die technischen Berufe ‚dreckige‘ Berufe sind. Sie sind sehr klischeebehaftet“, bedauert eine Auszubildende.
Um den Wert der Ausbildung wieder mehr in den Fokus zu rücken, brauche es zum einen Kampagnen, aber auch Ausbildungsbotschafter, waren sich die Akteure schließlich einig. Die Schulen und die Eltern unbedingt mit ins Boot zu nehmen, das habe oberste Priorität. „Außerdem müssen wir Wege finden, wie wir junge Menschen erreichen, die bisher nicht zum Zug kamen, und wie wir die Berufsorientierung an den Schulen weiter stärken“, so Aras.

Warum eine Auszubildende einen technischen Beruf ergreift
Eine Auszubildende erzählte, dass sie bereits im Kindergarten am sogenannten Technolino-Projekt teilgenommen hatte und sie damals schon begeistert gewesen sei, dass sie forschen und tüfteln durfte. Ihr Interesse für die Technik blieb. Über die Firma, in der ihre Mutter arbeite, habe sie immer wieder Ferienjobs bekommen, sich schließlich in der achten Klasse für ein Schulpraktikum im technischen Bereich entschieden und wollte eine Ausbildung zur Industriemechanikerin beginnen. Doch da in diesem Bereich keine Stelle frei war, entschied sie sich für die Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin. „Ich wollte richtig was arbeiten, Büro kam für mich nicht in Frage“, sagte sie. Und auch ihre Mit-Azubis zeichneten ähnliche Werdegänge.