Ausbildungsmarkt macht Mut

IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz zieht Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024
Koblenz/Ludwigshafen/Mainz/Trier, 1. Oktober 2024. Trotz der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt gibt es auch Lichtblicke: So ist die Zahl der Ausbildungsverträge in Rheinland-Pfalz im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen – insgesamt verzeichnen die Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz zum 31. August rund 12.000 neue Ausbildungsverhältnisse. Ein starkes Plus gab es mit 13,8 Prozent im Hotel- und Gaststättengewerbe. Insgesamt wächst die Bedeutung von Zuwanderung für die Fachkräftesicherung: 18,4 Prozent mehr ausländische Auszubildende als noch im Vorjahr sind in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz gestartet. „Es macht Mut, dass in diesem Jahr wieder mehr junge Menschen in Rheinland-Pfalz eine Berufsausbildung beginnen“, sagt Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, für die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Schließlich ist die duale Ausbildung die beste Antwort auf den Fachkräftemangel.“
Dennoch: Allein in diesem Jahr fehlen der rheinland-pfälzischen Wirtschaft nach Berechnungen der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz zufolge rund 50.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind nach wie vor die Industrie, das Gastgewerbe und der Handel, die dringend auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen sind. In diesen Branchen kann nach IHK-Angaben mehr als jeder zweite Betrieb die angebotenen Ausbildungsstellen nicht vollständig besetzen. Als Reaktion auf den zunehmenden Fachkräftemangel haben die Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz 2023 den Aktionsplan Fachkräfte ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, die regionale Wirtschaft in Zeiten des akuten Arbeitskräftemangels zu unterstützen.
Denn viele Unternehmen stehen beim Gewinnen von Fachkräften vor erheblichen Hürden, besonders bei der Einstellung internationaler Auszubildender. „Zu den größten Herausforderungen zählen Sprachbarrieren sowie komplexe bürokratische Abläufe, vor allem bei Visums- und Aufenthaltsverfahren“, sagt Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen. „Das erschwert es vielen Betrieben, ausländische Fachkräfte schnell und effizient in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Trotz dieser Schwierigkeiten unternehmen die Betriebe erhebliche Anstrengungen, um den Fachkräftemangel zu bewältigen, machen die IHKs deutlich. Dazu gehören eigene Unterstützungsangebote für lernschwächere Schulabgänger, verstärkte Investitionen in moderne Ausbildungsplätze und IT-Ausstattung, mobile Ausbildungsmöglichkeiten und innovative Lehrkonzepte. Auch bei der Berufsorientierung und dem Onboarding neuer Auszubildender haben viele Unternehmen ihr Engagement ausgebaut. „Allein der Einsatz der Betriebe reicht aber nicht aus, um die Zukunft der Fachkräfteversorgung zu sichern“, stellt Karina Szwede klar. „Wir brauchen dafür die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen.“ So setzen sich die IHKs für eine systematische Berufsorientierung an den Schulen ein, die Ausbildungsberufe auch an Gymnasien und Gesamtschulen stärker in den Fokus nimmt. Weiterhin fordern sie einen flexiblen Zugang zu Sprachkursen vor Beginn der Ausbildung und ein umfassendes Konzept, das Rheinland-Pfalz als attraktiven Standort für Auszubildende und Fachkräfte im Ausland präsentiert und diese anwirbt, etwa mit einer zentralen Hotline für den Erstkontakt oder einer Serviceagentur für rheinland-pfälzische Arbeitgeber, die bürokratische Prozesse bei der Rekrutierung aus dem Ausland übernehme.
Wichtige Instrumente, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, bleiben Plattformen, die Jugendliche und Unternehmen direkt vor Ort zusammenbringen, etwa die Berufsinformationsmessen und die Tage der Technik – diese verbinden die IHKs in Rheinland-Pfalz unter dem Dach des Aktionsplans Fachkräfte. Dazu gehören auch die Ausbildungskampagnen #könnenlernen, Durchstarter und Aufsteiger, die Beteiligung an der Praktikumswoche Rheinland-Pfalz, das landesweite Bildungsprojekt Startup@school und die Praxisforen Fachkräfte, die in diesem Jahr mehr 1.000 Teilnehmende verzeichnen konnten. „Auch wenn wir unsere Social-Media-Kanäle und unsere digitalen Angebote immer stärker ausbauen, um Jugendliche zu erreichen, hat sich in diesem Ausbildungsjahr wieder gezeigt: Digitale Plattformen ersetzen nicht den persönlichen Kontakt – dieser bleibt für den Erfolg der Ausbildung unverzichtbar“, sagt Lisa Haus, Sprecherin Fachkräftesicherung der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz und stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen. Ein besonderer Fokus für 2025 liegt auf dem Portal „Der Ausbildungsatlas“, mit dem Jugendliche die passenden Ausbildungsbetriebe in ihrer Umgebung finden: Durch eine neue Kooperation mit der Agentur für Arbeit und die Verknüpfung mit Jobportalen geht es unter www.derausbildungsatlas.de dann auch direkt zu freien Ausbildungsplätzen.