Betriebe wünschen sich zentrale Baustellenkoordination

IHK-Umfrage zeigt Stimmungslage und Verbesserungspotenziale zur Baustellensituation – Erreichbarkeit als zentraler Erfolgsfaktor
10. Oktober 2024 – Die Erreichbarkeit für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten ist der erfolgskritische Faktor für Handel, Gastronomie und Dienstleister in der Mainzer Innenstadt – und diese hat sich seit Jahresbeginn für 86 Prozent der Unternehmen verschlechtert. Drei Viertel von ihnen berichten von negativen wirtschaftlichen Folgen durch die Verkehrslage. Das zeigt die Verkehrsumfrage der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zur Betroffenheit der Wirtschaft von den Baumaßnahmen in Mainz. Dafür hat die IHK im September ihre Mitgliedsbetriebe aus den unterschiedlichen Branchen in der Mainzer Innenstadt befragt. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass es dringend nötig ist, bei der Baustellenplanung auch die wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Betriebe zu berücksichtigen – und diese so gut wie möglich abzufedern“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Karina Szwede. „Die Mainzer Innenstadt ist ein Anziehungsmagnet – deshalb müssen wir es den Menschen so leicht wie möglich machen, sie zu erreichen.“
Von den Betrieben, die über negative Folgen durch die Verkehrssituation berichten, sehen sich 83 Prozent von Umsatzeinbußen betroffen. 81 Prozent stellen einen Rückgang der Kundenfrequenz fest, 46 Prozent berichten von Kostensteigerungen aufgrund von größerem Zeit- und Energieaufwand, 17 Prozent nennen die Abwanderung von Mitarbeitern und wiederum 17 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. „Das macht nochmal deutlich, wie stark die insgesamt schwierige Verkehrssituation in der Innenstadt durch die Baustellen verschärft wird“, sagt Jan Sebastian, der Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses. „Deshalb müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, damit Kundinnen und Kunden – vor allem aus dem Umland von Mainz – nicht auf andere Städte oder Einkaufszentren ausweichen. Auch für die Mitarbeitenden ist die Situation aufgrund deutlich längerer Fahrtzeiten eine Herausforderung – und in Zeiten des Fachkräftemangels ein besonderes Problem.“
Ganz oben auf der Liste der Verbesserungspotenziale steht für die Betriebe eine zentrale Koordination von Baustellen – diese spielt für 83 Prozent der Befragten die größte Rolle, idealerweise im Rahmen eines Gesamtkonzepts „Verkehr“. 71 Prozent der Befragten nennen die Baustellenkommunikation als zentrales Thema, mit einer frühzeitigen Information von Anliegern und Öffentlichkeit. Dafür weist die IHK auch auf den Mobilitätsatlas des Landes Rheinland-Pfalz hin, der als Plattform für landesweite Baustellenkommunikation dient. Ebenso wünschen sich die Betriebe vor allem eine bessere Abstimmung der Ampelphasen und eine klarere Beschilderung von Umleitungen. Genannt werden weiterhin das Einrichten von Park- and Ride-Parkplätzen, die attraktive Gestaltung von Bauzäunen sowie Marketingaktionen rund um die Baustellen.
Mit Blick auf die Bedeutung der unterschiedlichen Verkehrsmittel für die Erreichbarkeit der Betriebe zeigt sich, dass es auf die Kombination – und deren unkomplizierte Nutzbarkeit – ankommt, was auch die Position der IHK für Rheinhessen in deren Verkehrsleitlinien bestätigt: „Ein attraktives, abgestimmtes Angebot von Bus und Bahn und eine gute und sichere Erreichbarkeit für Radfahrer und Fußgänger sind für die Betriebe in der Innenstadt ebenso wichtig wie zentrumsnaher Parkraum für PKW und Reisebusse, Ladezonen für Lieferverkehr sowie Sharing-Angebote und eine digitale Vernetzung im Sinne der ‚Smart Mobility‘“, macht IHK-Hauptgeschäftsführerin Karina Szwede deutlich. Neben dem PKW, den 96 Prozent der Betriebe – auch mit Blick auf den Lieferverkehr – als sehr wichtig oder wichtig für ihre Erreichbarkeit einstufen, schätzen knapp 88 Prozent den ÖPNV als sehr wichtig oder wichtig ein. So wird auch das Angebot des kostenfreien ÖPNV am ersten Samstag im Monat in Mainz mehrheitlich positiv bewertet. Auf Platz 3 folgt mit rund 81 Prozent die Kombination der unterschiedlichen Verkehrsmittel.
„Neben dem akuten Thema des Baustellenmanagements geht es um ein Gesamtkonzept Verkehr für Mainz auf Grundlage von Daten-Erhebungen und Einbindung der Gewerbetreibenden und dem Mainzer Umland“, stellt Karina Szwede fest. „Das könnte Abhilfe und Transparenz schaffen – und damit letztendlich auch mehr Verständnis für neue Maßnahmen.“
Die Online-Umfrage der IHK für Rheinhessen zur Verkehrslage in der Mainzer Innenstadt lief von 28. August bis 25. September 2024. Befragt wurden 683 IHK-Mitgliedsunternehmen aus den Branchen Handel, Hotel- und Gastgewerbe, Dienstleistung sowie Industrie im Postleitzahlenbereich 55116.