„Erfindertum wieder groß machen“

Zurzeit wird umgeräumt. Wo über Jahre und Jahrzehnte in der Mainzer Bahnhofstraße bei Musik Alexander klassische Instrumente verkauft wurden, wird nun an der digitalen Zukunft getüftelt. „Wir wollen Erfindertum wieder groß machen“, sagt Christoph Köhler, der gemeinsam mit Gersi Gega die Geschäftsführung des im März 2022 gegründeten Start-ups Inventive Studios Germany bildet. Gesellschafter sind auch der Wiesbadener Bewegtbild-Systemlieferant Teltec AG – und die Moderatorin und Journalistin Janin Ullmann.

Das Unternehmen beschreibt sich als Medienproduktion, die Inhalte mit Technologie verbindet und dadurch immer etwas Neues produziert. Für nationale und internationale Unternehmen entstehen klassische Content-Produkte. Sie werden dabei unterstützt, neue Geschäftsfelder zu erschließen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Es geht um innovative Inhalte und neue Zielgruppen, wie Gega sagt. Das Kernteam kennt sich aus gemeinsamen Zeiten bei ZDF Digital. Ullmann war schon mehrmals Moderatorin der von Gega und Köhler organisierten Mainzer Content Convention. Teltec konnte als strategischer Partner gewonnen werden. „Wir sind alle schon ein, zwei Jahrzehnte im Bereich Medien tätig und haben ein großes Netzwerk“, sagt Köhler.

Möglichkeiten für Werbung im Auto entwickeln

Daher fehlte es dem aktuell fünfköpfigen Team von Beginn an nicht an Auftraggebern. „Wir verstehen uns als Manufaktur, mit einem großen Partnernetzwerk vor allem im Raum Mainz und Rhein-Main“, sagt Köhler. So werden je nach Bedarf beim jeweiligen Auftrag andere Unternehmen und Selbstständige mit ihrer jeweiligen Expertise hinzugezogen. Der Kundenkreis spannt sich bereits quer durch die Bundesrepublik. „Meine Erfahrungen vor der Kamera jetzt auch kreativ mit in die Produktionsebene einzubringen, hilft uns bei der Umsetzung der verschiedenen Projekte“, sagt Ullmann.

Köhler nennt das Beispiel eines Automobilherstellers, der an Möglichkeiten für In-Car-Advertising interessiert ist. Werbung im Auto, das könnte bei langen Fahrten und unruhigen Kindern die Mediathek sein. Spiele werden per Bordcomputer gekauft. Oder, wenn die Sonnenblende runtergeklappt wird, erscheinen Kauf-Tipps für Sonnenbrillen. Diese können per Augmented Reality auf dem Beifahrersitz oder auf den Rücksitzen anprobiert werden. Bei Interesse gibt das Navi Tipps, wo in der Nähe Brillengeschäfte sind.

Was ein bisschen nach Science-Fiction klingt, wird bereits ganz konkret entwickelt. Genauso wie virtuelle Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen im Metaversum, der digitalen Erweiterung der physischen Realität. Dass es da bei Online-Ticketing nicht aufhört, sondern auch das virtuelle Äquivalent zum analogen Fan-Shirt über die vierdimensionale Theke geht, liegt fast schon auf der Hand. „Wie erreichen wir die Zielgruppe, wie konsumiert sie den Inhalt?“, um diese Fragen geht es.

Auch das Thema Mitarbeitermotivation und interne Unternehmenskommunikation will man bei Inventive ganz neu angehen. „Wir bieten unseren Kunden ein- oder zweistündige, moderierte Streaming-Shows mit interaktiven Formaten und Entertainment an, um zu inspirieren und Innovationspotenzial zu heben“, sagt Gega. „Es ist die beste Zeit, in der man hätte gründen können“, findet Köhler, „die  Unternehmen sind derzeit sehr offen für externen Input und Content-Angebote dieser Art“. Die Abfolge von Krisen schärft den Blick dafür, wie sich die Kundeninteressen und Zielgruppen wandeln, wie notwendig Innovation und wie präsent bereits die Digitalisierung ist. „Und viele Unternehmen sind sich noch gar nicht bewusst, welche Potenziale in ihnen stecken.“

TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST

Quelle: IHK-Report-Ausgabe November/Dezember 2022