Industrie: Note für Standortfaktoren nur noch ausreichend

Die Industrie und unternehmensnahe Dienstleister werden im Drei-Jahres-Rythmus von den IHKs um Beurteilung der Perspektiven am Standort Deutschland gebeten. “Industriestandort Deutschland: Strukturelle Probleme anpacken” – so lautet der Titel der DIHK-Umfrage.

Schulnote ausreichend

Die Unternehmen in Baden-Württemberg geben den Standortfaktoren, in Schulnoten ausgedrückt, insgesamt ein ausreichend. Das ergab die Baden-Württemberg-spezifische Auswertung der bundesweiten DIHK-Umfrage zum Industriestandort Deutschland. Nach Beurteilung der Rückmeldungen ist die Durchschnittsnote 3,6. Rund 1.800 Unternehmen nahmen an der Umfrage teil.

Sorgenkind Breitbandanbindung

Sorgenkind in Baden-Württemberg bleibt die Breitbandanbindung, deren Bewertung einen sehr deutlichen negativen Trend aufweist und aktuell nur noch die Note “vier minus” erhält. Erreicht die Bewertung in 2008 noch einen TOP-Wert von 2,3, reicht es in 2020 nur noch für eine 4,3. Kein anderer Standortfaktor hat so stark eingebüßt. Für Industrie 4.0 und Digitalisierung müssen die strukturellen Rahmenbedingungen stimmen. Der Ausbau der IT-Infrastruktur hinkt offensichtlich den Anforderungen der Betriebe hinterher. Der Breitbandausbau, vorzugsweise mit Glasfaser, muss deshalb in Baden-Württemberg weiter zügig vorangebracht werden.

Wirtschaftspolitik

Die Bewertung der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung erlebt sowohl in Baden-Württemberg als auch in Deutschland einen deutlichen Einbruch gegenüber 2017. Der positive Trend der Jahre 2008 bis 2017 wurde dabei komplett überkompensiert. Die Bewertung der Wirtschaftspolitik der baden-württembergischen Landesregierung sackte ebenfalls ab, von 2,9 in 2017 auf 3,5 in 2020. Hier gilt es zu berücksichtigen, dass die Bewertung die Stimmungslage aus Vor-Corona-Zeiten wiederspiegelt.

Betrachtung einzelner Standortfaktoren

Im Vergleich zu den vier Vorgänger-Umfragen werden in 2020 mehr Standortfaktoren in Baden-Württemberg im Trend schlechter beurteilt. Nur drei Standortfaktoren haben sich in Baden-Württemberg gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre verbessern können, zwei blieben gleich, 18 haben sich verschlechtert, davon zehn deutlich um mindestens 0,3 in der Benotung.
Deutlicher Verlierer ist die digitale bzw. IT-Infrastruktur, die 2008 noch einen TOP-Wert von 2,3 erreichte und in 2020 nur noch mit 4,3 bewertet wird (mit einem in etwa linearen Verlauf des Rückgangs).
In Baden-Württemberg ebenfalls deutlicher verloren haben gegenüber den Vorjahren die Standortfaktoren Verfügbarkeit von Gewerbe- und Industrieflächen sowie die Verkehrsinfrastruktur, Effizienz der Behörden (inkl. Bürokratie) und Dauer, Komplexität von Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Geringe Gewinne verzeichnen die Standortfaktoren staatliche Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Verfügbarkeit von Rohstoffen und Einstellung der Bevölkerung zu Großprojekten.
Trotz aller Kritikpunkte gibt es auch Faktoren, die die Industrieunternehmen in Baden-Württemberg am Wirtschaftsstandort schätzen. Im Land punkten können insbesondere die Standortfaktoren Verfügbarkeit von Zulieferunternehmen/Dienstleistern vor Ort (Note 2,4), Qualifikation von Fachkräften und Verfügbarkeit von Rohstoffen (beide Note 2,6) sowie die Energieversorgungssicherheit (Note 2,7).