"Die Innenstadtwirtschaft in Mannheim leidet überdurchschnittlich stark"
Der Verkehrsversuch in Mannheim ist stark umstritten. Das positive Zwischenfazit teilt die IHK nicht, dafür ist die Gemengelage viel zu unübersichtlich. Präsident Manfred Schnabel:
Wir stimmen mit der Stadt Mannheim überein, dass wir Durchgangsverkehr und Emissionen reduzieren wollen. Daher begleiten wir den Versuch von Beginn an konstruktiv-kritisch und haben im Dialog mit der Stadtverwaltung erreicht, viele Schwachstellen bei der Durchführung abzumildern. Ob aber der Verkehrsversuch einen Beitrag zu den genannten Zielen leistet, vermögen wir auf Grundlage der städtischen Erhebungen derzeit nicht zu erkennen, dafür ist die Gemengelage viel zu unübersichtlich. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Verbindung mit den vielen Baustellen, der Sperrung des Fahrlachtunnels und den Brückenengpässen sowie dem eingebrochenen Konsumklima in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine machen es schwer, die Effekte des Verkehrsversuchs eindeutig zuzuordnen.Was wir auf Grundlage unserer Kaufkraftanalyse sehr wohl wissen: Die Innenstadtwirtschaft in Mannheim leidet überdurchschnittlich stark. Die Umsätze in der Innenstadt sind viel stärker eingebrochen als in anderen Kommunen der Region. Unter unseren Mitgliedsunternehmen herrscht weitgehend Konsens, dass für diese Entwicklung die Verkehrssituation entscheidend mitverantwortlich ist.Die Gemeinderäte tragen daher eine große Verantwortung. Was uns Sorgen bereitet, ist die Vorstellung bei einigen politischen Akteuren, dass der Verkehrsversuch lediglich der erste Schritt hin zur autofreien Innenstadt ist. Das mag ein legitimes politisches Ziel sein, es ist jedoch von der Entscheidung des Gemeinderats zum Verkehrsversuch nicht gedeckt und verkennt, dass ein Großteil der Kunden von auswärts in die Innenstadt kommt und dazu das eigene Fahrzeug nutzt. Es geht um viele Existenzen und um die Frage, ob die Innenstadt für die Wirtschaft zukünftig noch ein attraktiver Standort ist.
Mannheim, 19. September 2022