"Zukunftskorridor A6-Nord"
Gewerbeflächen länderübergreifend und nachhaltig entwickeln
Metropolregion Rhein-Neckar, 10. Februar 2022. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) hat ein Konzept für Gewerbeflächen erarbeitet, um die Region nördlich der A6 gezielt, innovativ und nachhaltig zu entwickeln.
Dieser “Zukunftskorridor A6-Nord” umfasst Teile der Städte Mannheim, Ludwigshafen, Frankenthal und Worms sowie Bereiche der Landkreise Rhein-Neckar, Rhein-Pfalz und Bergstraße. “Im Zukunftskorridor A6-Nord fokussieren sich die Herausforderungen aus dem Nebeneinander der Bundesländergrenzen im gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum MRN wie in einem Brennglas. Dort liegen große wirtschaftliche Entwicklungschancen, die es zum Nutzen der Kommunen, Bewohner und Unternehmen zu realisieren gilt”, sagte Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, bei der Vorstellung des Konzepts. Dies setze jedoch voraus, dass die Städte und Kreise künftig noch stärker gemeinsam für die Region handeln, um im Wettbewerb der besten Wirtschaftsstandorte zu bestehen.
Die Nachfrage nach Gewerbeflächen in diesem Teil der Metropolregion sei sehr hoch. “Gleichzeitig wurde die Gewerbeflächenentwicklung bislang noch zu wenig unter den Kommunen und Kreisen abgestimmt und an gemeinsamen Zielen ausgerichtet”, erläuterte Gabi Troeger-Weiß, Professorin an der Technischen Universität Kaiserslautern, die Ergebnisse des von ihr erstellten Gutachtens. Eine länderübergreifende, interkommunale und enge Zusammenarbeit sei die wesentliche Voraussetzung, um die hohe Attraktivität der Wirtschaftsregion auch in den nächsten Jahrzehnten zu erhalten. “Gemeinsame Absprachen und Planungen über die jeweiligen Gemeindegrenzen hinaus bieten das Potenzial, Flächen möglichst effizient zu nutzen und Ressourcen zu schonen”, plädierte Jürgen Vogel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, für eine größere Identifikation mit der Region, die letztendlich allen helfe. “Ein kontinuierliches gemeinsames Monitoring der Flächenpotenziale und deren kartographische Darstellung kann beispielsweise ein konkreter Schritt in diese Richtung sein.”
Ein wichtiger Baustein für die interkommunale Zusammenarbeit sei der Einheitliche Regionalplan Rhein-Neckar, der derzeit vom Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) fortgeschrieben werde. “Der Regionalplan ist das zentrale Instrument, um die vielen Interessen in der Region überkommunal und über die Ländergrenzen hinweg abzustimmen”, betonte Axel Nitschke. Es sei von großem Vorteil für die ganze Metropolregion, dass sich der VRRN aktuell der Herausforderung stellt, den Regionalplan in den Unterkapiteln Wohnbauflächen und gewerbliche Bauflächen weiterzuentwickeln. “Die IHK MRN begrüßt und unterstützt das Vorgehen des Verbands ausdrücklich”, betonte Nitschke. Das vorgestellte Konzept der IHK MRN passe sich mit strategischen Überlegungen in den Regionalplan ein. Es entwickle konkrete Ideen, wie moderne Gewerbeflächen und ihre Vermarktung aussehen können.
“Als Region sollten wir uns mit Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung sowie dem Strukturwandel, der Mobilitätswende und gesellschaftlichen Trends wie dem Wertewandel befassen. Wofür steht die Region 2030 und 2040? Wie nutzen wir unser Potenzial, um auch 2050 zu den Besten zu gehören?”, verdeutlichte Jürgen Vogel die Notwendigkeit gemeinsamer Ziele, Perspektiven und Visionen. “Ein regionaler Think Tank, der als Netzwerk die Diskussion über Strategien zur Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts organisiert und moderiert, könnte beispielsweise als Impulsgeber und Initiator wirken”, regte Tim Wiedemann, Geschäftsführer der IHK Rheinhessen und Leiter des Dienstleistungszentrums Worms, an. “Wie eine zukunftsgerechte Gewerbegebietsentwicklung aussehen kann, zeigen die IHKs der Region in einer gemeinsamen Onlineveranstaltungsreihe am 10., 16. und 23. März 2022. In jeweils zweistündigen Webinaren stehen die Themen ‘Interkommunale Gewerbegebiete’, ‘Entwicklung von Bestandsgebieten’ sowie ‘Klimaanpassung’ im Fokus. Die Veranstaltung ist kostenfrei und richtet sich an Stadtplaner, Wirtschaftsförderungen und Unternehmen, die sich mit der Zukunft der Gewerbegebiete befassen“, so Wiedemann weiter.
“Gewerbeflächen müssen nicht im Widerspruch zu Ökologie und Nachhaltigkeit stehen. Moderne, gelungene Gewerbeflächenkonzepte berücksichtigen hochwertige und nachhaltige Standards und tragen dazu bei, die Attraktivität der Region als Lebens- und Arbeitsort zu erhöhen und diese somit als Ganzes voranzubringen”, führte Daniel Theobald, Geschäftsbereichsleiter Unternehmen und Standort der IHK Darmstadt, aus.
Die gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen sollten bei allen konkreten Planungen und Ausweisungen von Gewebegebieten berücksichtigt werden – nicht nur im “Zukunftskorridor A6-Nord”, sondern in der ganzen MRN. Die IHK MRN sei gerne bereit, sich in einem möglichen Think Tank oder auch in einem Modellprojekt einzubringen und dazu beizutragen, dass sowohl das Teilgebiet “A6-Nord” als auch die gesamte MRN sich weiterhin positiv entwickeln.
Das Entwicklungskonzept
Das vom Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung der Technischen Universität Kaiserslautern erstellte Konzept untersucht die Teilregion nördlich der A6 mit den kommunalen Gebietskörperschaften Mannheim, dem Rhein-Neckar-Kreis mit den Gemeinden Heddesheim, Hemsbach, Hirschberg, Ilvesheim, Ladenburg, Laudenbach und Weinheim (Baden-Württemberg); dem Landkreis Bergstraße mit den Gemeinden Einhausen, Bensheim, Bürstadt, Heppenheim, Lampertheim, Lorsch und Viernheim (Hessen) sowie die kreisfreien Städten Frankenthal und Ludwigshafen sowie Worms und dem Rhein-Pfalz-Kreis mit der Verbandsgemeinde Bobenheim-Roxheim und den Ortsgemeinden Beindersheim, Großniedesheim, Kleinniedesheim und Heuchelheim im Nordwesten der A6 (Rheinland-Pfalz). Der Untersuchungsraum vereint 15 Prozent der Siedlungsfläche der MRN und 13 Prozent der Bevölkerung. Das Konzept orientiert sich an dem Rahmen, den sowohl die VRRN-Gewerbeflächenstudie auch der Einheitliche Regionalplan setzen. Befragt wurden unter anderem 23 Bürgermeister im Untersuchungsraum. Die entwickelten Handlungsansätze und Strategien haben dabei bundesweite Best-Practices für die innovative Gestaltung von Gewerbeflächen berücksichtigt. Zielgruppen des Konzepts sind kommunale, regionale und überregionale Entscheidungsträger aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft.
Hintergrund ist die große Nachfrage an Gewerbeflächen in der Metropolregion Rhein-Neckar. So beziffert der VRRN den Gesamtbedarf bis zum Jahr 2035 auf 1.500 Hektar, das Defizit liegt bei rund 500 Hektar.
Hier gelangen Sie zur Kurzfassung der Studie (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 3756 KB). Die Langfassung der Studie ist abrufbar auf der Webseite der IHK MRN.
IHK Metropolregion Rhein-Neckar
Die IHK MRN ist die gemeinsame Kooperationsmarke der IHKs Rhein-Neckar, Pfalz, Darmstadt Rhein Main Neckar und Rheinhessen. Sie vertreten in der MRN gemeinsam die Interessen von mehr als 150.000 Mitgliedsunternehmen. Die MRN ist einer der stärksten Wirtschaftsräume mit über 960.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, einer Bruttowertschöpfung von 92 Milliarden Euro (2019) und einer Exportquote von 63 Prozent.