Hafenforum 23
"Wichtig für Verkehrswende und resiliente Lieferketten"
Ludwigshafen, 26. Juni 2023. Die Häfen in Mannheim und Ludwigshafen sind ein wichtiger Standortvorteil für die Metropolregion Rhein-Neckar: Sie sind für die exportstarke Industrie Tor zur Welt und gleichzeitig zentral für die Versorgung von Unternehmen sowie der Region mit Rohstoffen und Energie. Mehr als 13 Millionen Tonnen Güter wurden im Vorjahr dort umgeschlagen. Welche Potenziale die Häfen bieten und was zu tun ist, um die Häfen langfristig zu sichern und ihre Weiterentwicklung zu ermöglichen, waren Leitfragen beim Hafenforum 23. Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft waren der Einladung der Industrie- und Handelskammern (IHK) Pfalz und Rhein-Neckar ins BASF-Gesellschaftshaus gefolgt.
“Die Häfen sind zentrale Verkehrsknotenpunkte für den Gütertransport in und aus unserer Region. Sie sind auch ein wichtiger Teil der ökologischen Transformation”, sagte Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, in der Einführung. So verwies er auf die Bedeutung von Wasserstraßen als umweltfreundliche Alternative zum Straßenverkehr: Ein Binnenschiff kann bis zu 200 LKWs ersetzen. “Die Binnenschifffahrt leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende“, sagte Schnabel. Zudem seien die Binnenhäfen für resiliente Lieferketten wichtig. Durch die Anbindung an das Schienen- und Straßennetz sind sie sehr flexibel. „Fehlen Kapazitäten auf der Wasserstraße, steht die Schiene zur Verfügung, und umgekehrt”, führte der IHK-Präsident aus.
Gleichzeitig seien die Herausforderungen für die beiden Häfen enorm. So kritisierte Schnabel die Bundesregierung: “Im Haushalt für 2023 wurden die Mittel für Wasserstraßen um 350 Millionen Euro gekürzt. Das passt nicht zum erklärten Ziel der Ampel, den Anteil des Binnenschiffs am Transportaufkommen zu erhöhen!” Unser Wirtschaftsstandort brauche eine leistungsfähige Wasserstraße und entsprechende Mittel für den Ausbau.
An die Kommunen appellierte Schnabel, bei der Entwicklung neuer Wohnquartiere auf die Bedarfe der Hafenwirtschaft Rücksicht zu nehmen und bei Ausweisung neuer Wohngebiete auf Abstand zu achten, da sonst Konflikte vorprogrammiert seien. Der IHK-Präsident forderte zudem, die Erreichbarkeit der Häfen auf der Straße und der Schiene zu gewährleisten; inklusive der Hinterlandanbindung.
Dr. Uwe Liebelt, Vizepräsident der IHK Pfalz und President Europäische Verbundstandorte der BASF SE, führte aus: “Deutschland und Europa stehen vor einer großen strukturellen Transformation. In der Chemieindustrie müssen wir unsere Rohstoff- und Energiebasis in den kommenden 20 Jahren grundlegend umstellen. Trotz großer Anstrengungen dieses Transformationsprozesses muss die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte erhalten bleiben. Vor diesem Hintergrund ist eine hervorragende logistische Anbindung für uns ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Binnenschifffahrt leistet einen wesentlichen Beitrag für die deutsche Industrie und trägt zur Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland bei. Die Befahrbarkeit des Rheins, vor allem in Niedrigwasserphasen, und damit die Versorgung der am Rhein gelegenen Produktionsstätten kann große negative Auswirkungen auf die Liefersicherheit für unsere Kunden haben. Als Kompensationsmaßnahmen haben wir heute bessere Prognosemodelle für Pegelstände, mehr intermodale Flexibilität und mehr niedrigwassergängige Schiffe. Zur weiteren Erhöhung der Klimaresilienz unserer Produktionen fehlt noch die schnellstmögliche Umsetzung der Abladeoptimierung am Mittel- und Niedrigrhein. Diese leistet einen großen Beitrag zur Liefersicherheit deutscher Unternehmen und damit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschlands.”
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: “Für einen klimaschonenderen Gütertransport ist Binnenschifffahrt von zentraler Bedeutung. Der vergangene Sommer, in dem die Pegelstände in Folge der anhaltenden Trockenheit auf Rekord-Tiefststände fielen, muss uns eine Warnung sein. Die Binnenschifffahrt braucht verlässliche Wasserstraßen und Häfen, die als Güterverkehrszentren an Schiene und Straße angebunden sind. Der Bund, der für die Flüsse als Bundeswasserstraßen zuständig ist, muss die Wasserwege und damit die Binnenschifffahrt endlich fit für die Zukunft zu machen. Dazu gehören auch die Sanierung und Verlängerung der Neckarschleusen für 135-Meter-Schiffe. Ohne Ausbaumaßnahmen wird die Verlagerung von der Straße auf die Wasserstraße nicht gelingen.”
Daniela Schmitt, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz, sagte: “Als Partner für die verladende Wirtschaft und Logistikbranche sind die Häfen unverzichtbarer Bestandteil des Wirtschaftsstandortes. Um den Häfen eine Zukunftsperspektive zu geben, müssen diese im Bestand gesichert und hafenwirtschaftlich weiterentwickelt werden. Diese Bemühungen flankieren wir politisch auf allen Ebenen. Ziel ist, die großen Potentiale der Binnenschifffahrt noch besser nutzen. Die Vereinbarkeit von ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit erfordert es daher, dass auch der Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur, insbesondere die Abladeoptimierung Mittelrhein, jetzt dynamisch vorangetrieben wird. In unserer herausfordernden Zeit benötigen wir jede Kraftanstrengung, damit unser Land als Wirtschaftsstandort leistungs- und zukunftsfähig bleibt.”