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Ausbildungsmarkt: Viele Unternehmen auf Azubi-Suche

Deutliches Plus bei Ausbildungsverträgen, gleichzeitig hoher Bedarf an Azubis: Das ist die Lage, über IHK und HWK Ende Juni die Presse informierten. 
Der Ausbildungsmarkt im Bereich der IHK-Berufe zeigt sich im Frühsommer weiter sehr dynamisch. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 108 auf 1.638 gestiegen. Besonders stark war das Wachstum bei den gewerblich-technischen Berufen mit 14,1 Prozent, aber auch die kaufmännischen Berufe konnten zulegen (+24 auf 958). “Der Aufholprozess nach dem heftigen Corona-Einbruch setzt sich damit im dritten Jahr in Folge fort. Das ist eine sehr gute Nachricht für die Unternehmen, da sie weiter händeringend nach Fachkräftenachwuchs suchen”, sagte IHK-Präsident Manfred Schnabel. Die IHK unterstützt sie dabei mit vielen Instrumenten wie den Ausbildungsbotschaftern, Tagen der Berufsorientierung an Schulen, Azubi-Speed-Datings oder auch der bundesweiten Imagekampagne “Jetzt #könnenlernen. Ausbildung macht mehr aus uns”. Auch bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Stand vom 31. Mai 2024 deutlich gestiegen. Hier liegt das Plus sogar bei 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 
Sowohl im Handwerk als auch bei der IHK gilt: Die erfreulichen Zuwächse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die strukturellen Probleme am Ausbildungsmarkt fortbestehen. So sind mit Stichtag 31. Mai 2024 bei den Arbeitsagenturen in der Region 2.854 offene Ausbildungsplätze gemeldet. Die tatsächliche Zahl liegt noch deutlich höher, da nicht alle Betriebe offene Stellen melden. Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IHK Rhein-Neckar zeigen, dass 44 Prozent der Ausbildungsbetriebe nicht in der Lage sind, alle Stellen zu besetzen. Nach den Gründen gefragt, geben 71 Prozent an, dass “keine geeigneten Bewerbungen” vorliegen. 28 Prozent berichten, das keine Bewerbungen vorliegen. Immerhin 21 Prozent sagen, dass Ausbildungsplätze von den Azubis nicht angetreten wurden.
Die Unternehmen reagieren mit verschiedenen Maßnahmen auf die teils schwache Nachfrage, um sich als Ausbildungsbetrieb attraktiver aufzustellen. Die Top-Veränderungen sind flache Hierarchien (65 Prozent), Ausstattung mit moderner IT-Technik (48 Prozent) und Veränderungen beim Rekrutierungs-/Einstellungsprozess (45 Prozent). Mit Blick auf mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern geben 37 Prozent an, dass sie “grundsätzlich auch ohne öffentliche Unterstützung lernschwächeren Jugendlichen eine Chance” geben. Ein Viertel hat eigene Angebote entwickelt, um “Nachhilfe” im Betrieb zu leisten. Allerdings ist dies 21 Prozent aufgrund fehlender Kapazitäten gar nicht möglich. “Diese Befunde zeigen die Überforderung und den großen Handlungsbedarf unseres Bildungssystems und bestätigen die deprimierenden PISA-Ergebnisse. Unseren Schulen gelingt es oftmals nicht, grundlegende Kompetenzen und Fertigkeiten zu vermitteln, die für den Start in Ausbildung und Beruf notwendig sind”, kritisierte der IHK-Präsident.
Erstmals wurde in der IHK-Umfrage der Faktor Wohnraum in den Blick genommen. Auf die Frage, ob die Situation am Unternehmensstandort die Besetzung von Ausbildungsplätzen erschwert, antworten 20 Prozent mit Ja und weitere 20 Prozent rechnen damit, dass dies in Zukunft passieren wird. “Die Einrichtung von Ausbildungswohnheimen in Mannheim und Heidelberg sind richtige Antworten auf diese Herausforderung. Der Bedarf hierfür dürfte weiterwachsen”, so Schnabel weiter. 
Eine weitere politische Forderung der Kammer an die Kommunen: die Berufsschulen modern und attraktiv auszustatten. “Die Qualitätsunterschiede zwischen den Kommunen sind groß”, kritisierte der IHK-Präsident. Mit Blick auf das Land fordert Schnabel, dass die Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen und insbesondere an den Gymnasien weiter verbessert werden müsse. Wichtig sei zudem, die ökonomische Bildung in allen Schulformen zu stärken.

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