05 | 2024

IHK-Kaufkraftanalyse 2024: Stationärer Handel in der Region wächst

Die IHK Rhein-Neckar prognostiziert steigende Einzelhandelsumsätze vor Ort. Das hat zwei Gründe: Die Kaufkraft nimmt zu, gleichzeitig stagniert der Anteil des Online-Handels. 
Erfreuliche Aussichten für den Einzelhandel in der Region. Denn die IHK-Kaufkraftanalyse geht von steigenden Umsätzen in den Städten und Gemeinden im Bezirk der IHK Rhein-Neckar im laufenden Jahr aus. “Die Zahlen zeigen, dass der stationäre Handel vital ist. Der Online-Handel hat in der Pandemie einen Hype erlebt, der zumindest vorläufig an sein Ende gekommen ist. Es ist eben kein Naturgesetz, dass der Online-Handel auf Kosten des stationären Handels wächst”, kommentiert IHK-Präsident Manfred Schnabel die Kaufkraftanalyse. Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Innerhalb der Region kommt es zu Verschiebungen. Die Innenstädte, das gilt vor allem für Mannheim und Heidelberg, geben Umsatzanteile an die Stadtteile und das Umland ab. “Das sollte für beide Städte als Oberzentren ein Alarmsignal sein”, mahnt der IHK-Präsident. Insgesamt gelte für alle Kommunen, dass die Rahmenbedingungen für den stationären Einzelhandel stimmen müssen. “Für einen Teil dieser Bedingungen sind die Städte und Gemeinden maßgeblich verantwortlich. Sie haben es zu großen Teilen in der Hand, dass die Zentren für Wirtschaftsverkehre erreichbar bleiben und dass sich Kunden wohl und sicher fühlen.”
IHK-Präsident Manfred Schnabel:
Der Online-Handel hat in der Pandemie einen Hype erlebt, der zumindest vorläufig an sein Ende gekommen ist.
Die allgemeine Kaufkraft – das verfügbare Einkommen der Bevölkerung – nimmt um 3,2 Prozent (diese und alle weiteren Prozentangaben sind nominal) auf 33,6 Milliarden Euro zu (2023: 4,5 Prozent). Der Anteil des Einkommens, der für Ausgaben im Einzelhandel online oder stationär zur Verfügung steht, steigt um 1,2 Prozent (2023: 3,4 Prozent). Insgesamt beträgt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in der Region so neun Milliarden Euro.
Die Einzelhandelsumsätze vor Ort steigen um 4,6 Prozent (2023: 5,5 Prozent). Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 liegen die Einzelhandelsumsätze um 3,9 Prozent höher. Der Teil der Einzelhandelsausgaben, der in der Region über das Internet ausgegeben wird, liegt nach den diesjährigen Prognosen bei 13 Prozent. Damit nimmt der Online-Anteil im zweiten Jahr in Folge ab (2023: 15,6 Prozent; 2022: 17,9 Prozent).
Die steigenden Umsätze tragen dazu bei, dass sich die Kaufkraftbindungsquote für den IHK-Bezirk Rhein-Neckar um drei Prozentpunkte auf 89 Prozent erhöht. Das heißt: Es fließt weniger Kaufkraft aus der Region ab. Nichtsdestotrotz verliert der stationäre Handel des IHK-Bezirks rund eine Milliarde Euro der vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an Standorte außerhalb der Region oder an den Online-Handel. Dieses Defizit resultiert aus der Differenz zwischen den vor Ort getätigten Umsätzen (8,03 Milliarden Euro) und der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (9,01 Milliarden Euro). “Die steigende Kaufkraftbindung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation vieler Einzelhandelsunternehmen schwierig ist. Die Entwicklung innerhalb der Branche ist abhängig von der Lage und dem Sortiment sehr unterschiedlich”, sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel. Zudem erinnert Schnabel daran, dass die Kaufkraftbindungsquote immer noch drei Prozentpunkte unter dem Wert von 2019 liegt. 
Auch insgesamt seien die Folgen der Pandemiepolitik noch nicht verdaut: “Die Substanz vieler Handelsunternehmen ist aufgezehrt. Gleichzeitig erhalten bis zum Ende des Jahres viele Unternehmen die Aufforderung, Corona-Hilfen zurückzuzahlen, die auf die Hilfszusagen des Landes vertraut hatten. Es ist zu befürchten, dass dies zu einem großen Vertrauensverlust sowie zu einer Reihe von Betriebsaufgaben führen wird. Die öffentliche Hand ist nun gefordert, behutsam vorzugehen und schnell mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern”, mahnt der IHK-Präsident.
Von der allgemeinen Kaufkraft stehen dem Einzelhandel im Bezirk der IHK Rhein-Neckar rein rechnerisch sowohl stationär als auch online 27 Prozent zur Verfügung. Pro Kopf bedeutet das eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von 7.605 Euro. Verglichen mit dem Vorjahreswert sind das pro Einwohner 70 Euro mehr zum Einkaufen.