30. November 2022

Energiekrise: Vollversammlung in Sorge um den Standort

Landau. Die Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Zwar ist bei vielen die aktuelle Wirtschaftslage trotz der Energiekrise noch in einem akzeptablen Bereich, dennoch sorgt insbesondere die Ungewissheit, wie es angesichts der diversen Krisen weitergeht, für große Unsicherheit und Unruhe.
Schon jetzt berichten Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen von wachsenden finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der massiv gestiegenen Energie- und Einkaufspreise. Zudem sind betriebliche Einsparpotenziale weitestgehend ausgeschöpft, so dass nur geringe Reaktionsspielräume bestehen. Die Gas- und Strompreisbremsen werden deshalb grundsätzlich als richtiges Instrument gelobt. Kritisiert wurden die strikten Bedingungen, die die Unternehmen hierfür einhalten müssen. Sie könnten dazu führen, dass etliche Unternehmen nicht unter den Schutzschirm schlüpfen können.
Vor diesem Hintergrund kommt der Energieversorgung in der Region eine herausragende Bedeutung zu. In diesem Kontext zeigen die Ergebnisse der IHK-Stromstudie für die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) deutlich auf, dass der Strombedarf aufgrund der Dekarbonisierung der gewerblichen Wirtschaft und der zunehmenden Elektrifizierung von Verkehr und Haushalten deutlich zunimmt. Gleichzeitig hinkt der Ausbau der Erneuerbaren Energien hinterher. Selbst wenn alle realistischen Potenziale für Erneuerbare Energien in der MRN erschlossen würden, vergrößert sich das Delta zwischen Angebot und Nachfrage weiter. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Die Vollversammlung hat außerdem beschlossen, den Bauantrag für den Neubau in Ludwigshafen nach Abschluss der Genehmigungsplanung Anfang 2023 einzureichen. Die Planungen für einen Neubau der IHK Pfalz am Ludwigsplatz in Ludwigshafen befinden sich auf einem guten Weg. Die endgültige Entscheidung über die Vergabe der Abbruch- und Bauleistungen fällt die Vollversammlung am 18. April 2023.
Neben der Energiekrise bleibt der Arbeitsmarkt ein weiteres drängendes Problem: Er hat sich von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt, in dem die Anzahl der offenen Stellen größer ist als die der geeigneten Fachkräfte. Dieser Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern manifestiert sich auch auf dem Ausbildungsmarkt: Gegenüber dem Vorjahr meldeten sich bis Ende September etwas sieben Prozent weniger junge Frauen und Männer bei den Agenturen für Arbeit in Rheinland-Pfalz. Demgegenüber standen vier Prozent mehr gemeldete Ausbildungsstellen. Ende September waren noch 3.600 der bei den Agenturen gemeldeten Ausbildungsplätze unbesetzt – 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Um den pfälzischen Unternehmen Anreize zu geben, mehr auszubilden, wurden die Ausbildungsgebühren in der Vergangenheit durch die Beiträge aller IHK-Mitglieder stark quersubventioniert. Da nun der Grund hierfür – ein Mangel an Ausbildungsplätzen – weggefallen ist, hat die Vollversammlung beschlossen, diese Subventionierung abzubauen und die Gebühren anzupassen. Sie hat daher eine Erhöhung auf 100 Prozent der direkten Kosten beschlossen, was einer Verdoppelung entspricht. So kostet eine einfache Prüfung für Neuverträge ab April 2023 184 Euro statt 92 Euro.
Die IHK Pfalz steht ihren Mitgliedsunternehmen auch in Anbetracht des Fachkräftemangels zur Seite und unterstützt sie weiter bei der zunehmend schwierigen Fachkräftegewinnung. Dies beginnt mit der Berufsorientierung an Schulen und geht über die Ausbildungsberatung bis hin zur Fachkräfte- und Weiterbildungsberatung. Die IHK bietet also allen Beteiligten – jungen und auch älteren Menschen, Schulen, Eltern, Unternehmen – individuelle, neutrale und kostenfreie Beratung an. Die gesamte Bildungskette von der praxisnahen dualen Berufsausbildung bis zu den wertigen Weiterbildungsabschlüssen als Fachwirte oder Meister steigt die IHK der Öffentlichkeit auch mit ihren erfolgreichen Kampagnen “Durchstarter” und “Aufsteiger”.
Auch bei den IHK-Beiträgen hat sich die Vollversammlung für eine Anpassung ausgesprochen. Die letzte Erhöhung der Grundbeiträge datiert aus dem Jahr 2006. Angesichts der Inflation der vergangenen Jahre erhöhen sich die Grundbeiträge für das Beitragsjahr 2023 um durchschnittlich 15 Prozent. Der günstigste Grundbeitrag für Nicht-Kaufleute steigt zum Beispiel von 32,50 auf 37,50 Euro, der für im Handelsregister eingetragene Betriebe von 130 auf 150 Euro. Der Umlagesatz, der auf die Gewerbeerträge angewendet wird und somit an die konjunkturelle Lage der Betriebe gekoppelt ist, bleibt unverändert bei 0,24 Prozent.