Vietnam - Investitionen
Personal in Vietnam - Locals oder Expats?
Die Loyalität von vietnamesischen Mitarbeitern ist im Vergleich zu anderen asiatischen Staaten noch hoch. Trotzdem stellt das Thema Personal für eine Vielzahl der deutschen Unternehmen in Vietnam die Hauptherausforderung dar. Lohnt es sich, Expats zu schicken, oder sollte man lieber auf Einheimische (Locals) vertrauen, die sich mit den kulturellen Gegebenheiten und dem System des Landes auskennen?
Locals vs. Expats
Kurz vorweg ist zu sagen, dass die vietnamesische Bevölkerung jung, gut ausgebildet und motiviert ist. Das Land weist eine Alphabetisierungsquote von etwa 97% auf, was weit über dem Niveau anderer Schwellenländer ist. Die Lohnkosten sind in Vietnam noch immer relativ niedrig , insbesondere im Vergleich zu China. Allerdings ist es für einige Firmen derzeit immer noch schwierig , geeignetes Personal zu finden. Mehr als die Hälfte aller Erwerbspersonen verfügen über keinerlei berufliche Qualifikation; und Ausbildungsstandards erfüllen in der Regel nicht die Erwartungen der Unternehmen. Lehrpläne sind oft praxisfern und theorielastig. Aufgrund dessen stoßen deutsche Unternehmen des Öfteren auf die Herausforderung, dass es in einigen Bereichen nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter gibt. Für einfachere Tätigkeiten wie in der Buchhaltung lassen sich relativ einfach Mitarbeiter finden. Auf der anderen Seite sind Manager, die Verantwortungs- und Führungsaufgaben übernehmen können, immer noch rar. Neben dem allgemeinen Fach- und Führungskräftemangel gibt es weiterhin Probleme, geeignetes Personal in bestimmten Sektoren zu finden. Aufgrund des gewachsenen Interesses aus dem Ausland fehlt Personal auch in einigen Dienstleistungssektoren. Für Unternehmen empfiehlt es sich daher oft, ihre Mitarbeiter vor Ort zu schulen oder eine Kooperation mit einer Hochschule wie zum Beispiel der Vietnamese-German University einzugehen. Weiterhin kann es für Unternehmen gerade in technischen Bereichen von hohem Wert sein, vietnamesische Arbeitnehmer einzustellen, die in der ehemaligen DDR ausgebildet wurden.
Auch in Vietnam wird das Thema Mitarbeiterfluktuation zunehmend zum Problem. Insbesondere die raren IT-Spezialisten sind nur schwer in Unternehmen zu halten. Eigentlich wird dem Aspekt "Harmonie" in der vietnamesischen Kultur ein hoher Stellenwert eingeräumt, welcher sich auch in der Einstellung zum Arbeitsplatz widerspiegelt. Eine vertraute Gemeinschaft wird als etwas sehr positives empfunden. Daher trennt man sich in den meisten Fällen nur ungern von Kollegen und dem Arbeitsplatz. Anstatt anderswo sein Glück zu versuchen, tendieren Vietnamesen eher dazu, für den Arbeitsplatz zu kämpfen und im eigenen Unternehmen aufzusteigen. Man sollte daher von Beginn an die Loyalität der Mitarbeiter fördern, wozu allen voran die Erkennbarkeit, bzw. Zugehörigkeit zum Unternehmen durch entsprechende Arbeitskleidung gehört. Nichtsdestotrotz ist die Fluktuation nicht zu unterschätzen und sollte von Anfang an mit ins Vietnam-Geschäft eingeplant werden. Experten raten deshalb auch zu Bindungsmaßnahmen für vietnamesische Mitarbeiter, um sie enger ans Unternehmen zu binden.
Unternehmen sollten möglichst frühzeitig planen, welche der strategisch wichtigen Funktionen etwa im Controlling oder Qualitätsmanagement mit lokalen oder mit entsandten Kräften besetzt werden sollen. Da die Bereiche Finanzen, Controlling und Qualitätsmanagement in Vietnam noch relativ schwach etabliert sind und ausländischen Unternehmen qualifizierte Kräfte noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, wurden diese Positionen meist mit Expats besetzt. Bisher gilt quasi die Maxime desto höher die Position in der Firmenhierarchie angesiedelt ist, umso eher greifen ausländische Unternehmen auf Expatriates zurück. Auch ist es mit Blick auf einen vertrauensvollen Kontakt zum deutschen Mutterhaus ratsam, die Unternehmensführung mit einem westlichen Manager zu besetzen. Dies auch gerade mit Hinblick auf den Schutz des eigenen Know-hows und um die Vertraulichkeit interner Informationen sicherzustellen. Nichtsdestotrotz sollten und müssen Unternehmen, selbst wenn nur ein Vertrieb in Vietnam geplant ist, aufgrund der interkulturellen Unterschiede lokale Arbeitskräfte einstellen. Bei Vertriebsmitarbeitern sollte man zusätzlich auf die regionalen Unterschiede im Norden und Süden von Vietnam achten.
Personalsuche
Unternehmen können generell vietnamesische Arbeitnehmer auf eigenem Wege oder aber über eine "employment service agency“ einstellen. Um geeignetes Personal zu finden sollte man sich an spezialisierte Personalberatungen wenden. Bei der Suche nach geeignetem Personal in Vietnam unterstützt Sie auch gerne die AHK in Vietnam.
Weiterhin gibt es neben den großen internationalen Beratungshäusern wie Manpower und KPMG auch lokale Personalvermittlungsagenturen. Marktführer in Vietnam ist die Navigos Group. Weitere Personalberatungen wären beispielsweise: Talented Net Corporation und HR Vietnam.
Arbeitsrechtliche Aspekte
Ausländische Arbeitnehmer benötigen in Vietnam eine Arbeitserlaubnis, es gibt Sonderregelungen für Experten. Für die Erlaubnis, ausländische Arbeitnehmer anzustellen, braucht man eine Genehmigung des Department of Labor, Invalids and Social Affairs. Die Arbeitserlaubnis ist für max. zwei Jahre gültig und kann nur einmal verlängert werden. Ausländern, die im Besitz einer mindestens ein Jahr gültigen Arbeitserlaubnis sind, kann eine befristete Aufenthaltserlaubnis erteilt werden.
Mindestlohn
Mindestlöhne unterscheiden sich in Bezug auf regionale Zonen und werden in unregelmäßigen Abständen angepasst. Die Mindestsätze gelten sowohl für vietnamesische als auch ausländische Unternehmen. Die Durchschnittslöhne liegen gerade in den städtischen Ballungszentren in der Regel über den Mindestlöhnen. Bei einer zu geringen Entlohnung muss daher auch mit einer hohen Fluktuationsrate gerechnet werden.
Lohnnebenkosten
In Vietnam bestehen die Lohnnebenkosten aus Kranken-, Sozial- und Arbeitslosenversicherungsbeiträgen. Insgesamt betragen sie zusammen etwa 32% der Arbeitsentlohnung. 21,5 % Prozent müssen vom Arbeitgeber erbracht werden und 9,5% bzw. 10,5% von Arbeitnehmer. Zusätzlich müssen alle sozialversicherungspflichtigen Unternehmen eine Abgabe von 2 % der gezahlten Bruttolöhne an den Gewerkschaftsfonds bezahlen.
Einkommenssteuer - Personal Income Tax
Vietnamesen und Ausländer werden in Bezug auf die Einkommenssteuer gleich behandelt. Als Bemessungsgrundlage dient neben dem Einkommen aus selbstständiger und unselbstständiger Arbeit auch Einkünfte von Kapitalanlagen, Nutzungsgebühren, etc. Die Steuersätze unterscheiden sich nach Höhe des Einkommens und belaufen sich auf 5 % bis 35 %.
Ansprechpartner und hilfreiche Informationen
Für Unterstützung im Vietnam-Geschäft und der Personalsuche wenden Sie sich gerne an die deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in Vietnam.
Berichte über die aktuellen Lohn- und Lohnnebenkosten in Vietnam stellt Germany Trade and Invest bereit.