Wirtschaftsraum Pfalz
Wirtschaftsraum Pfalz
I. Räumliche Gliederung der Pfalz
Verwaltungsgliederung
Die Pfalz, als südlichste Region des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, ist seit über 170 Jahren der Zuständigkeitsbereich der IHK Pfalz. Räumlich und wirtschaftlich bestehen traditionell sehr enge Verbindungen zum Saarland im Westen und dem Bundesland Baden-Württemberg im Osten, wo der Rhein als bedeutendste europäische Binnenwasserstraße den Grenzlauf markiert. Im Süden erinnert die Grenzlinie zu den französischen Départements Elsass und Lothringen noch an die wechselhafte Geschichte der Pfalz. Als einst heftig umkämpfte Staatsgrenze, stellt sie heute eine Herausforderung dar, sprachliche und letzte wirtschaftliche Barrieren auf dem Weg zu einer europäischen Einheit zu überwinden.
Unter Verwaltungsgesichtspunkten war die Pfalz, die früher einmal zum Territorium des Königreichs Bayern gehörte, in den ehemaligen Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz eingegliedert. Nach der Umstrukturierung der Landesverwaltung im Jahr 2000 wurden die Regierungsbezirke aufgelöst und in die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGDs) Nord und Süd überführt. Der Sitz der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd ist Neustadt an der Weinstraße. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hat ihren Sitz in der Landeshauptstadt Mainz. Das rund 5.500 qkm große Gebiet der Pfalz unterteilt sich in acht kreisfreie Städte und acht Landkreise (siehe unten), wobei die Oberzentren Ludwigshafen mit mehr als 174.000 und Kaiserslautern mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern zu den größten Städten der Pfalz zählen. Neustadt an der Weinstraße als Mittelzentrum folgt mit rund 54.000 Einwohnern. Da sich der Hauptsitz der IHK Pfalz in Ludwigshafen und damit zwar im Wirtschaftszentrum, aber nicht im räumlichen Zentrum der Pfalz befindet, wird die Betreuung unserer Mitgliedsunternehmen durch die drei IHK-Dienstleistungszentren in Kaiserslautern, Pirmasens und Landau verstärkt.
- Amtliches Gemeindeverzeichnis Rheinland-Pfalz (exterern Link PDF-Dokument)
- kreisfreie Städte
Frankenthal
Kaiserslautern
Landau
Ludwigshafen
Neustadt/Weinstraße
Pirmasens
Speyer
Zweibrücken - Landkreise
Bad Dürkheim
Donnersbergkreis
Germersheim
Kaiserslautern
Kusel
Südliche Weinstraße
Rhein-Pfalz-Kreis
Südwestpfalz
Naturraum Pfalz
Geographisch gliedert sich die Pfalz in zwei deutlich voneinander getrennte Teilregionen auf, die als Westpfalz und als Rheinpfalz (Vorder- und Südpfalz) bezeichnet werden. Die Rheinpfalz reicht vom Rhein bis an den Steilrand des Haardtgebirges im Westen. Sie bildet ein Teilstück des Oberrheingrabens, der sich über 250 km von der Schweiz im Süden bis in den Verdichtungsraum Rhein-Main mit seinem Zentrum Frankfurt nach Norden erstreckt. Die Rheinpfalz ist gleichzeitig Bestandteil der Metropolregion Rhein-Neckar, das auf der rechts-rheinischen Seite die Großstädte Mannheim und Heidelberg einschließt. Das Tiefland der Rheinebene bietet seit jeher günstige Voraussetzungen für die Verkehrserschließung. Für die Schifffahrt wurden leistungsfähige Binnenhäfen angelegt und auch das dichte Schienen- und Straßennetz sorgt für schnelle Anbindungen an die übrigen Wirtschaftszentren in Deutschland und im benachbarten Ausland.
Zu dem wirtschaftsräumlichen Erscheinungsbild der Pfalz gehört - vor allem in der Rheinebene - neben den urbanen Zentren unübersehbar die Landwirtschaft. Begünstigt wird die Landwirtschaft vor allem durch die besondere Klimagunst der Pfalz, die mit zu den wärmsten und sonnenreichsten Gegenden Deutschlands zählt. Sie wird auch die "Toskana Deutschlands" genannt. Als Folge hat sich in der Pfalz ein sehr intensiver Anbau von Sonderkulturen entwickelt. So ist die Pfalz vor allem durch die "Deutsche Weinstraße" bekannt, die als Touristikroute entlang des Haardtgebirges durch Deutschlands zweitgrößtes Weinanbaugebiet verläuft. Traditionsreiche Weingüter haben mit ihren Spitzenprodukten der Pfalz ein hohes nationales und auch internationales Ansehen eingetragen. Andere Sonderkulturen, die unter den klimatischen Gegebenheiten ideale Standortvoraussetzungen finden, sind vor allem der Tabakanbau sowie ein intensiver Gemüseanbau in der Rheinpfalz. So zählt der Rhein-Pfalz-Kreis mit großem Abstand zum größtem Gemüseproduzenten in Rheinland-Pfalz.
Die Westpfalz bildet den westlich angrenzenden pfälzischen Teilraum bis an die Grenzen des Saarlandes im Westen und Frankreichs (Elsass) im Süden hin. Hier prägen vor allem die agrarische Nutzung und der geschlossene Baumbestand des Pfälzerwaldes als größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands den Landschaftscharakter. Der Pfälzerwald gehört zum Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und bedeckt rund ein Drittel der Region. Der höchste Punkt der Pfalz ist der im Nordpfälzer Bergland gelegene Donnersberg mit 687 m ü. NN. Für die Entwicklung der Westpfalz haben sich vor allem die geopolitische Grenzlage und die durch das ungünstige Gebirgsrelief erschwerte Verkehrserschließung über lange Zeiträume hinweg als hinderlich erwiesen. Bis heute konnten strukturelle Defizite nicht gänzlich abgebaut werden, so dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht jene Dynamik entfalten konnte wie in der Rheinebene.
II. Wirtschaftsstruktur
Das landschaftliche Erscheinungsbild, die Wirtschaftsstruktur und die Verflechtung mit benachbarten Regionen machen die Pfalz zu einem Wirtschaftsraum mit deutlichen Gegensätzen und vielfältigen regionalen Facetten. So haben sich im Laufe der Jahrhunderte, begünstigt durch die geographische Trennung von Rheinebene und Pfälzerwald, zwei voneinander abgegrenzte wirtschaftliche Teilräume herauskristallisiert.
Die wirtschaftlich bedeutenden Teilräume haben sich erwartungsgemäß aufgrund ihrer günstigen Verkehrsanbindung an die übrigen Wirtschaftszentren in Deutschland und dem Ausland entlang der Rheinachse herausgebildet. So hat sich im nördlichen Teil der Rheinebene der Großraum Ludwigshafen mit der Gründung der BASF SE, die "Badische Anilin- und Sodafabrik", im Zuge der Industrialisierung zum weltweit größten zusammenhängenden Chemiestandortentwickelt. Ludwigshafen ist gleichzeitig das Wirtschaftszentrum der Pfalz. Darüber hinaus hat auch der südliche Teil der Pfalz - vor allem innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte eine sehr dynamische Entwicklung vollzogen. Mit der Ansiedlung des LKW-Werkes von Mercedes-Benz, heute Daimler Trucks AG, in Wörth dominiert hier der Fahrzeugbau.
Dagegen weist die Westpfalz durch ihre politische Grenzlage und geographische Trennung von der Rheinebene eine deutlich schwächere Wirtschaftsentwicklung auf. Denn lange Zeit erschwerte der Pfälzerwald die Verkehrserschließung und verhinderte damit eine ähnlich prosperierende wirtschaftliche Entwicklung wie in der Rheinpfalz. Diese Subregion mit den Zentren Pirmasens und Zweibrücken ist geprägt von mittelständischen Unternehmen u. a. der Schuhindustrie und der Maschinenbau. Daneben ist der Standort Kaiserslautern als Oberzentrum der Westpfalz ein durchaus ambivalenter Standort. Mit dem Komponentenwerk der Opel Automobile GmbH Werk Kaiserslautern (rund 2.000), ist dort ein wichtige Arbeitgeber der Pfalz ansässig. Dennoch hat Kaiserslautern im Zuge des Abzugs der amerikanischen Streitkräfte ebenfalls mit schweren Strukturproblemen zu kämpfen.
Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung (Tabelle pdf-Format (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 95 KB)) als volkswirtschaftliche Größe für die wirtschaftliche Leistungskraft spiegelt diese Disparitäten der einzelnen Teilräume wider. Sie zeigt, abgesehen von Kaiserslautern als Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum der Westpfalz, vor allem entlang der Rheinachse und hier vor allem in Ludwigshafen hohe Werte. Rund 69% (32.666 Mio. EUR von insgesamt 47.082 Mio. EUR in 2021) der gesamten wirtschaftlichen Leistungskraft in der Pfalz konzentrieren sich auf die Rheinpfalz. Da Verteilung und Veränderung der Bevölkerung sehr eng mit der Entwicklung der Wirtschaft korrespondieren, stellen sich die dichter besiedelten Bereiche gleichzeitig als Gebiete mit der höchsten wirtschaftlichen Leistungskraft heraus. Umgerechnet auf die Zahl der Erwerbstätigen liegt die Rheinpfalz mit einer Wertschöpfung (Bruttoinlandsprodukt) pro Erwerbstätigen von 79.967 EUR aufgrund eines statistischen Sondereffektes im Jahr 2021 leicht unter dem Landesdurchschnitt in Rheinland-Pfalz von rund 80.139 EUR, wogegen die Westpfalz mit einem Wert von 69.985 EUR auch im Landesvergleich zurückfällt.
Gliedert man die Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftssektoren auf, wird ein deutliches Schwergewicht der Industrie, die zum bedeutendsten Wirtschaftszweig der Pfalz zählt, erkennbar. Die Stadt Ludwigshafen (vor allem durch die BASF SE) erzielt beispielsweise rund 62% ihrer Wirtschaftskraft aus dem produzierenden Gewerbe. Daneben erreicht der Kreis Germersheim (vor allem Daimler Trucks) mit rund 52% den zweithöchsten Wert. In der Pfalz leistet das produzierende Gewerbe insgesamt einen Beitrag von rund 38% zur Bruttowertschöpfung (oder 17.889 Mio. EUR). Rund 60% (oder 28.183 Mio. EUR) werden im Dienstleistungssektor generiert; dabei leistet der Bereich Handel/Verkehr und Lagerei/Gastgewerbe/Information und Kommunikation einen Beitrag in Höhe von 7.502 Mio. EUR oder auch rund 16% an der Gesamtbruttowertschöpfung und der Bereich Finanz-, Versicherungs-, Unternehmensdienstleister/Grundstücks-, Wohnungswesen in Höhe von 9.9.972 Mio. EUR (21%).
Auch im Hinblick auf das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz nimmt die pfälzische Industrie (Tabelle pdf-Format (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 88 KB)) einen herausragenden Stellenwert ein. 50% des Industrieumsatzes in Rheinland-Pfalz (105,3 Mrd. EUR), das sind 52,9 Mrd. EUR, entfallen auf pfälzische Industrieunternehmen. Von allen Industriebeschäftigten des Landes sind 40,3% allein in der Pfalz tätig. Nicht unerwähnt bleiben darf ferner die Tatsache, dass die pfälzische Industrie in einem hohen Maße exportorientiert ist. Die Exportquote beträgt z. Zt. 64,5% - ein Spitzenwert im Vergleich zum Anteil des Auslandsumsatzes in Rheinland-Pfalz von 55,1% und in Deutschland von 51,7%.
Besonders ausgeprägt ist die Exportleistung der chemischen Industrie. Wie bereits erwähnt, ist die chemische Industrie als bedeutendster Zweig der pfälzischen Wirtschaft untrennbar mit der Stadt Ludwigshafen verbunden. Neben der BASF SE gehören hierzu auch die Firmen Raschig und Abbvie. Weitere Industrieschwerpunkte bilden der Fahrzeugbau mit dem LKW-Werk von Daimler in Wörth und Opel in Kaiserslautern, inklusive einiger bedeutender Autozulieferer wie Adient Componets, BorgWarner. Im Bereich des Maschinenbaus zählt die Pfalz ebenfalls eine Reihe von größeren Unternehmen, zu denen u. a. das John Deere Werk in Zweibrücken, der Hersteller von Mahlanlagen Gebrüder Pfeiffer SE gehören. Daneben spielen auch die Metallerzeugung bzw. Herstellung von Metallerzeugnissen eine größere Rolle in der Pfalz.
Beschäftigung
Ein weiterer Indikator für die Wirtschaftskraft in der Rheinebene sind die Beschäftigtenzahlen (Tabelle Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte pdf-Format (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 176 KB)). Zwei Drittel (67%) der rund 510.000 (Stand 30.06.2022) Arbeitsplätze entfallen auf Vorder- und Südpfalz sowie ein Drittel (33%) auf die Westpfalz. Der Beschäftigungstrend zeigt aber, dass in den letzten Jahrzehnten vor allem Arbeitsplätze in der Industrie - dem nach wie vor größten Arbeitgeber – abgebaut wurden. So zählt das produzierende Gewerbe heute noch geschätzt rund 159.000 Beschäftigte. Zugleich sind im Dienstleistungsbereich rund 343.000 Arbeitskräfte beschäftigt.
Wie bereits erwähnt, liegt die wirtschaftliche Leistungskraft der Westpfalzdeutlich unter dem Niveau der Rheinpfalz. Die Ursachen und Probleme resultieren vor allem aus dem Bedeutungsverlust der Schuhindustrie, die insbesondere die Region um Pirmasens und Zweibrücken einseitig prägte. Ausgelöst durch die starke ausländische Konkurrenz sind von den im Jahr 1960 rund 300 Unternehmen mit 27.000 Arbeitnehmern heute nur noch 7 Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten im Bereich des Ledergewerbes (Ledererzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Schuhen) aktiv (Angaben zur Zahl der Beschäftigten liegen aus Datenschutzgründen nicht vor). Die Schuhindustrie bleibt aber immer noch einer der wichtigsten Arbeitgeber in diesem Teilraum. Dazu zählen u. a. die Schuhfabriken Josef Seibel und Louis Steitz Secura.
Wie bereits erwähnt, liegt die wirtschaftliche Leistungskraft der Westpfalzdeutlich unter dem Niveau der Rheinpfalz. Die Ursachen und Probleme resultieren vor allem aus dem Bedeutungsverlust der Schuhindustrie, die insbesondere die Region um Pirmasens und Zweibrücken einseitig prägte. Ausgelöst durch die starke ausländische Konkurrenz sind von den im Jahr 1960 rund 300 Unternehmen mit 27.000 Arbeitnehmern heute nur noch 7 Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten im Bereich des Ledergewerbes (Ledererzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Schuhen) aktiv (Angaben zur Zahl der Beschäftigten liegen aus Datenschutzgründen nicht vor). Die Schuhindustrie bleibt aber immer noch einer der wichtigsten Arbeitgeber in diesem Teilraum. Dazu zählen u. a. die Schuhfabriken Josef Seibel und Louis Steitz Secura.
Ein Teil der Unternehmen aus der Schuh-Zulieferindustrie, so z.B. Unternehmen aus der chemischen Industrie, die Klebstoffe für die Schuhe herstellten, konnten sich aus ihrer Abhängigkeit von der Entwicklung der Schuhbranche lösen und durch eine technologische Neuausrichtungen neue Absatzmärkte erschließen. Ähnliches gilt auch für Unternehmen aus der Kunststoffindustrie, die früher Plastikabsätze für Schuhe produzierten. Sie konnten sich ebenfalls aus der engen Bindung an die Schuhindustrie lösen und sind heute bedeutende Hersteller von Kunststoffteilen, wie z.B. Fensterrahmen (Firma Profine GmbH in Pirmasens). Trotz dieser innovativen Kräfte bleibt die Region aber durch den Niedergang der Schuhindustrie gezeichnet.
Mit dem Abzug der alliierten Streitkräfte - ein bisher nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor - sieht sich die Westpfalz zusätzlich mittiefgreifenden Problemen der Konversion konfrontiert. Die Streitkräfte warenlange Jahre der größte Arbeitgeber der Westpfalz. Durch den Rückzug der US-Streitkräfte im Zeichen von Abrüstung und Entspannung sind zahlreiche Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Verlust an Einkommen belastet auch die Kaufkraft der Region. Dies gilt gleichermaßen für den Standort Kaiserslautern, der trotz einiger seit den 60er Jahren neu angesiedelten Großunternehmen im IT-Bereich, ebenfalls stark unter dem Truppenabzug leidet.
Hier erlangte die 1970 gegründete Technische Universität in Verbindung mit einem Technologie- und Gründerzentrum eine herausragende Bedeutung für den gesamten Wirtschaftsraum. Die Hochschule erfüllt durch ihre Förderung akademischen Nachwuchses und durch den Know-How-Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft eine wichtige Funktion zur Entwicklung dieser Region und übt eine hohe Anziehungskraft auf High-Tech-Unternehmen aus. Im PRE-Park in Kaiserslautern haben sich inzwischen neben zwei Fraunhofer Instituten (IESE und ITWM) zahlreiche Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie angesiedelt. Dazu zählen bspw. die Software Akademie SWA, Insiders, LMS, maxess Systemhaus und Q-Labs (weitere Informationen zum PRE-Park. Dies ist ein erfolgreicher Ansatz, der der Region langfristige Wachstumsperspektiven eröffnet.
Zugleich gibt es seit Jahren intensive Bemühungen, die grundlegenden strukturellen Defizite in der gesamten Westpfalz abzubauen und neue wirtschaftliche Impulse zu setzen. Neue Nutzungsmöglichkeiten für die Konversionsflächen sind, wie das "Zweibrücken Fashion Outlet" in Zweibrücken, in dem in rund 100 Einzelhandelsgeschäften Ware der Vorsaison, Musterkollektionen, Produktionsüberschüssen sowie 1-B Ware verkauft werden, zeigt, zum Teil nicht unproblematisch und heftig umstritten.
Der tertiäre Wirtschaftssektor, von regionalen und branchenmäßigen Ausnahmen abgesehen, in der Pfalz verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Dienstleistungen treten insbesondere in den Städten Neustadt und Speyer, Landau und Kaiserslautern hervor, in denen vor allem überregionale staatliche Einrichtungen und Verwaltungsstellen oder Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Hochschulen angesiedelt sind. Trotz des nach wie vor herausragenden Gewichts des Industriesektors ist aber nicht zu verkennen, dass der Dienstleistungsbereich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Erzielte der gesamte Dienstleistungssektor -einschließlich der Branchen Handel und Verkehr - noch 1970 einen Anteil von 34% an der Bruttowertschöpfung in der Pfalz, so sind es 2021 inzwischen rund 60%. Im gleichen Zuge ist der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung stetig gesunken.
Wie bereits erwähnt, nimmt das produzierende Gewerbe mit einem Anteil von rund 31% (159.000 Beschäftigte) an der Gesamtbeschäftigung immer noch ein sehr großes Gewicht ein. Während hier aber in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Arbeitskräfte kontinuierlich zurückgegangen ist, hat sich die Zahl der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor insgesamt im gleichen Zeitraum deutlich auf rund 343.000 erhöht und übertrifft inzwischen die Anzahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe deutlich.
Innerhalb des Dienstleistungssektors ist der Bereich der so genannten "unternehmensnahen Dienstleister" mit rund 76.000 Beschäftigten (geschätzt) besonders hervorzuheben. Hinter dieser Kategorie verbergen sich insbesondere Unternehmen aus dem EDV- und Softwarebereich, aus dem Makler- und Vermittlergewerbe und aus der Werbebranche bis hin zu den Freien Berufen. Sie weisen eine besondere Dynamik auf und melden einen deutlichen Zuwachs an Beschäftigten in den letzten Jahrzehnten.
Alle Städte haben natürlich auch eine mehr oder weniger ausgeprägte Versorgungsfunktion für die Bevölkerung in Stadt und Umland, die durch einen vielfältigen Besatz an Einzelhandelsgeschäften in den Innenstädten und inzwischen auch durch größere Fach- und Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese zum Ausdruck kommen. In Groß- und Einzelhandel sind in der Pfalz rund 71.300 Arbeitnehmer beschäftigt.
Aufgrund der weitgespannten Weinlandschaft hat sich die Pfalz in Verbindung mit dem Erholungsgebiet des Pfälzer Waldes in den vergangenen Jahrzehnten zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Auch kulturhistorische Denkmäler wie die zahlreichen Burgen, mittelalterlichen Kleinstädte, das Hambacher Schloss nahe bei Neustadt an der Weinstraße oder der bekannte Kaiserdom in Speyer haben dazu beigetragen, dass der Tourismus (Tabelle pdf-Format) zu einer wichtigen wirtschaftlichen Grundlage vor allem in den kleineren Dörfern und Gemeinden der Pfalz geworden ist. Der Tourismus hat inzwischen einen beachtlichen Stellenwert erlangt und erreicht ein Gästevolumen rund 1,9 Mio. in- und ausländischen Gästen und rund 4,55 Mio. Übernachtungen in 2023 (Vorjahr 1,74 Mio. Gäste und 4,16 Mio. Übernachtungen).
III. Wirtschaftlicher Ausblick
Auch wenn unter quantitativen Aspekten der Industriebereich gegenüber dem Dienstleistungssektor zunehmend an Bedeutung verliert, bleibt die qualitative Bedeutung der Industrie in der Pfalz unangefochten. Räumlich gesehen gilt dies sowohl für die stark industriell geprägte Rheinpfalz, der über Jahrzehnte hinweg vor allem die chemische Industrie und der Fahrzeugbau Arbeit und Wohlstand gebracht haben, als auch für die Westpfalz mit ihren überwiegend mittelständisch geprägten Familienunternehmen rund um die Schuhherstellung. Übrig bleiben wird ein Kern wettbewerbsfähiger und innovativer Industrieunternehmen mit hoher Anpassungsfähigkeit.
In diesem Zusammenhang spielt die Einbindung in ein Cluster als räumliche Konzentration von Unternehmen und Institutionen innerhalb oder in miteinander verwandten Wirtschaftszweigen eine wichtige Rolle. Die Wettbewerbsvorteile eines solchen Netzwerkes liegen in der Regel bei einer verbesserten Arbeitsteilung und dem Austausch von wettbewerbsrelevantem Wissen und fördern somit die Innovationsfähigkeit der beteiligten Unternehmen. Beispiele für erfolgreiche Initiativen in der Region sind u. a. die Automotive Cluster in Rheinland-Pfalz sowie der BioRN Network e.V. (englisch) in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Vielschichtigkeit der Pfalz wird weiter dazu führen, dass sich die einzelnen Subregionen auf der Suche nach ihren Chancen noch stärker voneinander entfernen werden. Dieser Prozess, der in den letzten Jahren bereits an Dynamik gewonnen hat, wird sich intensivieren - über die Grenzen des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und Deutschlands hinweg. Für die Vorderpfalz wird die Einbindung an den Rhein-Neckar-Raum immer wichtiger werden, die Südpfalz hat gute Entwicklungschancen durch ihre Nähe zum badischen Oberzentrum Karlsruhe und die Westpfalz wird noch stärker die Nähe zu ihren Nachbarn Saarland, Frankreich und auch Luxemburg suchen.
Diesen Trend zeigen auch die zunehmenden wirtschaftsräumlichen Zusammenschlüsse und Kooperationsanstrengungen, wie die "Metropolregion Rhein-Neckar" und "PAMINA"(Südpfalz als Teil der Region PAMINA als dt.-fr. Kooperationsraum, bestehend aus den Teilgebieten Südpfalz, Mittlerer Oberrhein und Nord-Alsace) sowie die Großregion Saar-Lor-Lux Rheinland-Pfalz-Wallonie mit der Westpfalz als Teil dieses Zusammenschlusses. Sie bedeuten keine grundlegende Neuausrichtung der einzelnen Teilräume, sondern vollziehen auf gesellschaftlicher und öffentlicher Ebene die stark voneinander abweichenden wirtschaftlichen Entwicklungen, die sich im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte ergeben haben.
Hinweis: Die auf dieser Seite verlinkten Tabellen im pdf-Format können auch als Excel- oder Word-Dokumet angefordert werden.
Letzte Aktualisierung im April 2024