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Studie: Stromversorgung lässt sich marktwirtschaftlich sichern

Unternehmen müssen sich auf die Stromversorgung verlassen können. Während die Bundesregierung dies eher über teure Förderprogramme für Kraftwerke sicherstellen möchte, kommt eine aktuelle Studie zu dem Ergebnis, dass eine Weiterentwicklung des Strommarktes der bessere Weg wäre. Die Studie wurde gemeinsam vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (bne), der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der European Energy Exchange (EEX) beauftragt und am 11. Juli 2024 veröffentlicht.
Die Studie wird am 7. August 2024 zwischen 16:00 und 17:00 Uhr im Rahmen einer Online-Veranstaltung vorgestellt. Erhalten Sie Einblicke in die Ergebnisse der Studie und nutzen Sie die Möglichkeit zur angeregten Diskussion mit dem Autor. Hier können Sie sich anmelden.
Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium Anfang Juli die Kraftwerksstrategie veröffentlicht und zeitnah ein Papier mit den verschiedenen Varianten des Kapazitätsmechanismus angekündigt hat, soll mit dieser Studie ein weiterer Beitrag zur Diskussion geleistet werden. Kernergebnis der Studie ist: Der Markt lässt sich durch die Einführung einer Absicherungspflicht und weiterer Maßnahmen fit für die Transformation des Stromsystems machen. Die Einführung eines Kapazitätsmarktes ist hingegen nicht zielführend, um die zukünftigen Herausforderungen im Strommarkt versorgungssicher und bezahlbar zu gewährleisten.
Im kommenden Oktober will die Bundesregierung Eckpunkte für einen "Kapazitätsmechanismus" beschließen, also für ein Instrument, das die Stromversorgung auch beim weiteren Ausbau witterungsabhängiger erneuerbarer Energien zu jeder Zeit sicherstellen kann. Ab 2028 soll dieser neue Mechanismus in Zeiten mit wenig Strom aus Wind und Sonne ("Dunkelflauten") die Energieversorgung absichern und die Systemstabilität gewährleisten.

Marktverzerrung vermeiden

Das Problem: Kapazitätsmechanismen bedeuten in der Praxis schnell eine Festlegung auf bestimmte Technologien, sie bergen Regulierungsrisiken und die Gefahr von Marktverzerrungen. Außerdem belastet eine dauerhafte Förderungspolitik wahlweise den Staatshaushalt oder die Stromkunden.
Vor diesem Hintergrund hat das Berliner Beratungshaus Connect Energy Economics im Auftrag des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE), der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der European Energy Exchange (EEX) alternative Lösungswege untersucht.
Die Studie "Die Ordnung der Transformation – Versorgungssicherheit im Strommarkt" kommt zu dem Schluss, dass sich Versorgungssicherheit über den Markt durch eine Stärkung von Preissignalen erreichen lässt. 

Kernpunkt Absicherungspflicht

Konkret befürwortet die Studie ein gestärktes wettbewerbliches Marktdesign mit Absicherungspflichten für Versorger für den Fall extrem hoher Börsenpreise, wie sie in der europäischen Strommarktrichtlinie ohnehin vorgesehen ist: Versorger müssten damit ihre Lieferverpflichtungen am Strom-Terminmarkt (längerfristig) absichern. Dadurch werden neue finanzielle Anreize für Investoren geschaffen, zusätzliche und witterungsunabhängige Kapazitäten zu errichten. An der Strombörse würden entsprechende Absicherungsprodukte entstehen.
Für die Wirtschaft sei es wichtig, dass die Kosten einer sicheren Energieversorgung für die Betriebe begrenzt würden, erläutert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Ergebnisse der Untersuchung. "Ziel sollte es daher sein, Investitionsanreize am Markt zu setzen, statt einzelne Technologien dauerhaft staatlich zu fördern. Die Studie zeigt deutlich, dass eine verlässliche Stromversorgung über marktliche Anreize möglich ist." 
Neben der Einführung der Absicherungspflicht empfehlen die Autoren weitere Maßnahmen zur Stärkung des Preissignals. Dazu gehört etwa eine Überarbeitung der Netzentgelte, sodass ein Mehrbezug von grünem Strom nicht "bestraft" wird.
Quelle: DIHK